Bevölkerungsentwicklung

Hamburger fliehen aus der Stadt ins Umland

Noch nie sind so viele Menschen von Hamburg ins Umland gezogen wie im Jahr 2020. Das Minus im Wanderungssaldo zwischen Metropole und Speckgürtel betrug knapp 9000, meldete das Statistikamt Nord. Hauptursache sind die hohen Immobilienpreise und Mieten in der Millionenstadt.

Von Markus Lorenz Freitag, 17.12.2021, 07:00 Uhr
Ein Mann trägt Umzugskartons (Illustration). Foto: Markus Scholz/dpa

Ein Mann trägt Umzugskartons (Illustration). Foto: Markus Scholz/dpa

Laut den aktuellen Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung kehrten 24.580 Bewohner der Hansestadt im Jahr 2020 den Rücken, um sich in einem der sechs direkt angrenzenden Kreise in Schleswig-Holstein und Niedersachsen anzusiedeln. In der umgekehrten Richtung waren es 15 600, macht unter dem Strich ein Minus von 8980 Personen zuungunsten Hamburgs.

Die Entwicklung ist umso bemerkenswerter, als dass die Bevölkerung der 1,9-Millionen-Einwohner-Stadt nach wie vor wächst. Denn: Die Wanderungsbilanz mit allen anderen Regionen in Deutschland und mit dem Ausland ist weiterhin deutlich positiv; 2020 lag dieser Saldo bei etwas mehr als 4000 Personen. Hinzu kommt ein Geburtenüberschuss in der Stadt.

Neuer Rekordwert

Dass Deutschlands zweitgrößte Stadt Einwohner an die angrenzenden Kreise verliert, ist zwar seit Jahrzehnten zu beobachten. Nur: Die Negativbilanz von 9000 bedeutet einen neuen Rekordwert. 2019 und 2018 lag der Wanderungsverlust jeweils bei etwa 7500 Menschen.

Noch höher war das Minus in den Jahren 2000 (7700 Personen) und 2014 (7900). Deutlich kleiner fiel das Defizit dagegen 2006 (4500) und 2008 (5100) aus. Hohe Wanderungsverluste gibt es laut Statistikamt regelmäßig vor allem mit den Kreisen Harburg, Stormarn und Pinneberg, im Jahr 2020 waren dies jeweils mehr als 1700 Menschen. Gegenüber dem Landkreis Stade lag das Minus dagegen mit etwa 500 Personen deutlich niedriger.

Landkreis Harburg beliebt

Das größte Defizit gab es mit dem Landkreis Harburg (-2222), gefolgt von den schleswig-holsteinischen Kreisen Stormarn (-1921) und Pinneberg (-1768). Betrachtet man allein die Fortzüge ins Umland, war der Kreis Pinneberg das beliebteste Ziel großstadtmüder Hanseaten: 5779 Menschen zog es in Richtung Nordwesten. Zugleich siedelten sich 4011 Kreis-Pinneberger in der Metropole an.

Zu den Gründen der Abwanderung erhebt das Statistikamt keine Angaben. Bekannt ist aber, dass vor allem Familien mit Kindern wegen der geringeren Grundstückspreise ihr Häuschen lieber im Speckgürtel bauen, dabei aber verhältnismäßig nah an ihren Arbeitsplätzen in der Metropole bleiben können. Auch gehen Experten davon aus, dass es zusätzlich einige Hamburger in der Corona-Pandemie aus der Stadt in die relative Ruhe des Umlands gezogen hat.

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