Nach Star-Protest

Spotify will mehr Aufklärung bei Corona-Themen

Es geht um irreführende Informationen zum Coronavirus - und darum, was eigentlich gesagt und wer gehört werden soll. Viele Prominente äußern ihren Unmut über einen Podcast. Nun reagiert Spotify auf die Kritik.

Montag, 31.01.2022, 15:45 Uhr
Rockstar Neil Young (l) hat Spotify wegen des Podcasts von Joe Rogan verlassen. Foto: Uncredited/AP/dpa

Rockstar Neil Young (l) hat Spotify wegen des Podcasts von Joe Rogan verlassen. Foto: Uncredited/AP/dpa

Stockholm/Los Angeles (dpa) - Weltstars gegen Streaming-Riesen: Mit ihrem ganzen Gewicht kämpfen die Musiker Neil Young und Joni Mitchell gegen Corona-«Lügen», die ihrer Meinung nach in einem populären Spotify-Podcast verbreitet werden.

Es ist ein Protest, den auch das Streaming-Unternehmen nicht ignorieren kann. Der kritisierte Podcaster Joe Rogan meldet sich derweil selbst zu Wort - und gesteht Fehler ein.

Joe Rogan gibt Fehler zu

In einem rund zehnminütigen Instagram-Video sagte der 54-jährige US-Moderator mit Blick auf seine Kritiker: «Es tut mir sehr leid, dass sie sich so fühlen, das ist ganz sicher nicht, was ich möchte. Ich bin ein großer Neil-Young-Fan.» Zu seiner eigenen Show sagte er: «Ich plane alles selbst und mache es nicht immer richtig.»

Darüber hinaus zeigte sich der Moderator damit einverstanden, dass der Streaming-Dienst Spotify Beiträge zu Covid-19 künftig mit einem Hinweis versehen will. Der Gründer und Chef von Spotify, Daniel Ek, hatte diesen Schritt am Sonntag in einem Blog-Eintrag angekündigt.

Der Streaming-Dienst will künftig alle Beiträge zu Corona mit einem Hinweis versehen, der zu wissenschaftlich fundierten Informationen aus verlässlichen Quellen führen soll. Die neue Initiative gegen Falschinformationen werde in den kommenden Tagen weltweit umgesetzt, teilte Ek mit.

Über das Konzept seines Podcasts sagte Joe Rogan: «Es geht mir nicht darum, Falschinformationen zu verbreiten oder kontrovers zu sein. Ich habe mit dem Podcast nichts anderes versucht, als mit Leuten zu sprechen und interessante Gespräche zu haben.» Er wolle in Zukunft mehr Ausgewogenheit haben und neben den kontroversen Meinungen auch andere abbilden. Auch wolle er sich besser auf die Interviews vorbereiten.

Protest gegen Falschinformationen zu Corona

Zuvor hatten mehrere Künstler, darunter Neil Young (76/«Heart of Gold») und Joni Mitchell (78/«Big Yellow Taxi»), angekündigt, ihre Musik von Spotify abzuziehen. Sie protestierten damit gegen den Podcast des US-Moderators, der auch von zahlreichen Wissenschaftlern als verharmlosend kritisiert wurde. Unterstützung erhielten sie auch von anderen Prominenten. Young hatte sich schon länger unter anderem für die Corona-Impfung eingesetzt. Als kleiner Junge hatte er laut seiner Autobiografie an der Infektionskrankheit Polio gelitten, bevor die Impfung dagegen weithin verfügbar war.

Spotify wolle seinen Nutzern alle Musik- und Audioinhalte zugänglich machen, hatte es in einem Statement des schwedischen Streaming-Dienstes zunächst geheißen. Das Unternehmen habe umfassende Inhaltsrichtlinien und seit Beginn der Pandemie mehr als 20 000 Podcast-Episoden mit Bezug auf Corona aus dem Angebot entfernt.

Rogan bietet Extremisten eine Plattform

Joe Rogan wurde als Schauspieler und Comedian bekannt und moderiert seit 2009 den Podcast «The Joe Rogan Experience». Derzeit ist es der meistgehörte Podcast auf Spotify, bei dem Rogan immer wieder mit kontroversen und umstrittenen Aussagen für Schlagzeilen sorgt. So hatte er sich unter abschätzig über Impfungen für Kinder und Jugendliche geäußert, angebliche Corona-Medikamente auch nach ausdrücklichen Warnungen von Medizinern weiter gelobt und falsche Aussagen über die Inhaltsstoffe von Impfstoffen getätigt. Wenn Gäste in seinem Podcast Falschaussagen zur Pandemie - oder auch anderen Themen wie dem Klimawandel - tätigten, korrigierte Rogan sie oft nicht und hakte auch nicht nach. Rogan stand bereits in der Kritik wegen beleidigender Kommentare zu Trans-Menschen und weil er in seiner Sendung auch extreme Vertreter des rechten Rands einlud.

Obwohl sie an ihrer Zusammenarbeit mit Spotify zunächst festhalten, äußerten auch Herzogin Meghan und Prinz Harry Kritik. «Wir haben Spotify gegenüber weiterhin unsere Bedenken zum Ausdruck gebracht, um sicherzustellen, dass Änderungen an seiner Plattform vorgenommen werden, um zur Bewältigung dieser Krise im Bereich der öffentlichen Gesundheit beizutragen», hieß es in einer Mitteilung. Das Paar, das seine royalen Pflichten vor knapp zwei Jahren aufgegeben hatte, hatte Ende 2020 einen Millionenvertrag über die Produktion von Podcasts mit der Streaming-Plattform geschlossen.

© dpa-infocom, dpa:220131-99-910413/11

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