TBeckdorfer Tischlerei Holst: Nachfolge bleibt ungeklärt

Johanna Bösch und Vater Heinrich Holst hoffen für ihre Tischlerei in Beckdorf auf Verstärkung. Foto: Laudien
Es ist für viele Handwerksunternehmen eine Herausforderung: die Übergabe des Betriebs an einen Nachfolger. Bei der Tischlerei Holst schien alles geregelt zu sein - doch dann kam es anders.
Beckdorf. Der Generationenwechsel im Mittelstand schreitet voran. Bis zum Ende des Jahres 2025 streben 16 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen eine Nachfolgelösung an. Doch die Hürden sind hoch: Drei Viertel aller Betriebe betrachten es als Problem, einen geeigneten Nachfolger zu finden, ergab eine Sonderauswertung des KfW-Mittelstandspanels, das jährlich Analysen zur Struktur und Entwicklung des Mittelstands in Deutschland durchführt.
Heinrich Holst, der das 1871 gegründete Familienunternehmen in vierter Generation leitet, hatte für seine Tischlerei in Beckdorf bereits einen Nachfolger. Doch dann kam es plötzlich anders. Die Unternehmensnachfolge war von langer Hand geplant und geregelt. Aber der langjährige Mitarbeiter, der Holst beerben sollte, änderte kurzfristig seine Pläne. Seitdem steht das Traditionsunternehmen vor der Herausforderung, einen qualifizierten Meister oder eine Meisterin zu gewinnen, um den Fortbestand des Betriebs zu sichern.
Tochter unterstützt im Betrieb
Seit drei Jahren wird der 75-Jährige von Tochter Johanna Bösch unterstützt. Die 38-Jährige ist gelernte Tischlerin und hat Holz-Ingenieurwesen studiert. Mit ihrer Familie wohnt die Mutter von zwei Kindern (6 und 9 Jahre) in Daensen und bewirtschaftet mit ihrem Ehemann einen landwirtschaftlichen Betrieb.
„Wenn die Kinder schulfrei haben, etwa in den Sommerferien, dann wird es für mich schwierig, allen Aufgaben gerecht zu werden“, sagt Johanna Bösch. Mit einer 30-Stunden-Woche leitet die junge Frau die Tischlerei zusammen mit ihrem Vater, erledigt die Büroarbeiten und macht auch das Aufmaß bei den Kunden vor Ort. Vier Gesellen beschäftigt das Unternehmen. Die Buchhaltung führt Margret Holst, die Ehefrau des Firmenchefs. Vater und Tochter suchen jetzt Verstärkung, um die Arbeitsplätze zu sichern.

Die Tischlerei Holst wurde nach der Vernichtung im Ortskern 1995 im Beckdorfer Gewerbegebiet neu aufgebaut. Foto: Laudien
In der Vergangenheit stand Heinrich Holst schon einmal vor großen Herausforderungen. 1995 wurde der Betrieb, damals noch in Beckdorfs Ortskern, durch einen Blitzschlag vernichtet - und Holst sah seine Existenz bedroht. Im Beckdorfer Gewerbegebiet baute der Firmenchef den Familienbetrieb mit einem modernen Gebäude und neuen Maschinen wieder auf.
„Wir haben hier so viel zu bieten“, sagt Heinrich Holst, der längst in Rente gehen könnte. „Einen treuen Kundenstamm, ein sehr großes Gewerbegrundstück mit der Möglichkeit, sich weiter zu vergrößern, und einen modernen Maschinenbestand“, zählt der 75-Jährige auf. Ideale Bedingungen für die Verstärkung. Zudem biete Beckdorf mit guter Anbindung an Hamburg und Buxtehude auch als Wohnort eine gute Infrastruktur in ländlicher Idylle, wirbt Holst.
Lediglich der immer größer werdende Verwaltungsaufwand mache ihnen zu schaffen. Holst findet klare Worte: „Die Bürokratie ist der Totengräber für kleine und mittlere Betriebe.“
Bessere Sichtbarkeit im Online-Bereich
Der Beckdorfer Handwerksbetrieb erhielt kürzlich Beratung über die Wirtschaftsförderung Landkreis Stade GmbH und das Projekt #besserhier der Süderelbe AG, das kleine und mittlere Unternehmen im Landkreis Stade unterstützt, um Fachkräfte zu finden und zu binden – und einen Generationswechsel erfolgreich zu gestalten.
Heinrich Holst und Tochter Johanna bekamen Handlungsempfehlungen für mehr Sichtbarkeit, vor allem im Onlinebereich. „Unternehmen wie der Tischlerei Holst kann so geholfen werden, ihre Geschichte und ihre Qualitäten bekannter zu machen und Fachkräfte anzusprechen, die genau danach suchen“, so Matthias Reichert von der Wirtschaftsförderung des Landkreises Stade. Das Gründungsnetzwerk, ein Zusammenschluss aus Kammern, Wirtschaftsförderungen, regionalen Kreditinstituten, Arbeitsagentur sowie weiteren Akteuren hilft Betrieben durch Kontakte und Vermittlung.
Das Projekt #besserhier wird aus EU-Mitteln, durch drei Landkreise und die Süderelbe AG gefördert, um Betriebe der Landkreise Stade, Harburg und Cuxhaven kostenfrei beim Anwerben und Halten von Fachkräften zu unterstützen.
www.besserhier.de, holst-beckdorf.de