TDebatte um Schulstandorte in der Samtgemeinde Lühe flammt wieder auf

Der Schulausschuss tagte am Montag vor etlichen angereisten Eltern und Lehrkräften. Foto: Buchmann
Kürzlich musste die Samtgemeinde Lühe beim Umbau der Grundschule in Hollern die Notbremse ziehen. Jetzt sorgte ein Antrag der FDP für Diskussionen.
Steinkirchen. Trotz Sommerferien kam der Schulausschuss der Samtgemeinde Lühe am Montagabend im Steinkirchener Schulzentrum zusammen. Ebenfalls anwesend: eine Tribüne voller interessierter Eltern und Lehrkräfte.
Ratsfrau Nicola Hahn (FDP) hatte den Antrag gestellt, „die Entscheidung für den Erhalt aller drei Schulstandorte in der Samtgemeinde Lühe zu überdenken“. Stattdessen schlug Hahn vor, den Neubau einer vierzügigen Grundschule für alle Schüler der Samtgemeinde an einem zentralen Standort zu planen. Als Begründung gab sie die „desaströse Entwicklung des Umbaus der Appelsnut Grundschule in Hollern-Twielenfleth“ an.
Landkreis gibt bei Statikproblem Entwarnung
Zur Einordnung: Ursprünglich sollte in den Sommerferien die rund 56 Jahre alte Grundschule in Hollern für den Ganztag umgebaut und erweitert werden. 14,8 Millionen Euro wollte die Samtgemeinde Lühe in den Schulbau und die Sanierung der Sporthalle investieren. Doch Ende Mai stoppte der Samtgemeindeausschuss das Projekt. Der Grund: Probleme mit der Statik sowie dem Schall- und Brandschutz, wie das Hamburger Architektencontor Agather Bielenberg Oschnikat im Mai festgestellt hatte.
Ganztagsschule
T Einsturzgefahr? Statiker prüft Standsicherheit der Schule in Hollern
Inzwischen gab der Landkreis Stade Entwarnung, was die Standsicherheitsbedenken angeht. Der Statiker im Amt Bauen und Wohnen habe die Unterlagen zur Statik der Grundschulen Hollern-Twielenfleth überprüft und sei zu dem Ergebnis gekommen, „dass nach wie vor von dem baulichen Zustand gemäß der geprüften und abgenommenen Statik auszugehen ist“, teilt Landkreissprecher Daniel Beneke auf TAGEBLATT-Nachfrage mit. Bei statischen Veränderungen und Eingriffen in die statische Konstruktion müsse die Standsicherheit neu geprüft werden.
Sind kleinere Klassen Luxus?
Samtgemeindebürgermeister Timo Gerke (parteilos) fand klare Worte zum FDP-Antrag: „Dieser hätte 2018 Sinn gemacht, als die Planung für die Ganztagsschule in Hollern-Twielenfleth begonnen hatte.“ Gerke erinnerte an den gemeinsamen Antrag von CDU- und Grünen-Fraktion im Juni 2023, als der Samtgemeinderat eine Lösung mit drei Schulstandorten beschlossen hatte. Als Verwaltungschef appellierte er an die Politik, diesem Antrag nicht stattzugeben, um die Sicherheit für die Schulplanung zu gewährleisten.
Die anschließende Diskussion unter den Ausschussmitgliedern verfolgten die angereisten Eltern und Lehrkräfte mit großem Interesse. Als Unterstützerin des FDP-Antrages positionierte sich Inge Massow-Oltermann (FWG). Eine neue Grundschule für alle Kinder sei „die einzig finanzierbare Möglichkeit“, sagte sie. Drei individuelle Grundschulen für die Samtgemeinde und somit kleinere Klassen seien „Luxus“.
Applaus für drei Standorte
Gegen den Antrag und den Luxus-Vorwurf argumentierte Dirk Thobaben (CDU). Er unterstütze die Drei-Standorte-Lösung. „Das Wichtigste für die Kinder ist die Nähe zu den Lehrern“, sagte Thobaben. Deshalb sei es besser, in kleinen Klassen zu lernen als in großen. Das Publikum quittierte seine Aussage mit lautstarkem Applaus.
Ulrike Mohr (Grünen) sah den Antrag als legitim an, befürwortete jedoch weiterhin drei Standorte. Die Schulden, die die Samtgemeinde Lühe für Investitionen in die Schulen tätigen müsste, seien „gute Schulden“. Jürgen Michaelis (SPD) sprach sich dagegen aus, die bisherigen Pläne noch einmal umzuschmeißen. Er gab jedoch auch zu bedenken, dass viele Standorte mit vielen Klassen teuer seien.
Schulthema bewegt viele Eltern und Lehrkräfte
Bei der Abstimmung stimmten zwei Ausschussmitglieder für die Empfehlung eines zentralen Schulneubaus für alle Schüler, fünf dagegen.
In der anschließenden Bürgerfragestunde wurde klar, dass das Thema weiterhin viele Eltern und Lehrkräfte bewegt. Eine Lehrerin der Grundschule Hollern-Twielenfleth wünscht sich ein klares Bekenntnis zum Beschluss für die drei Standorte, da erneute Anträge die bisherige Planung immer wieder infrage stellen könnten. Einige Eltern sprachen sich gegen die drei Standorte aus, damit sich die Samtgemeinde Lühe zukünftig weiterhin freiwillige Leistungen wie etwa das Freibad in Hollern-Twielenfleth leisten kann.

Blick auf den 1993 umgebauten Mittelbau (links) der 1969/1970 errichteten Grundschule in Hollern. Foto: Vasel
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