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Kommunalpolitik

T„Ein heißes Eisen“: Reaktionen aus Politik und Verwaltung auf den Fall Edgar Rot

Apensens Rathaus-Vize Edgar Rot.

Apensens Rathaus-Vize Edgar Rot. Foto: Laudien

Der TAGEBLATT-Artikel über Edgar Rots Absicht, Verwaltungschef in der Samtgemeinde Lühe zu werden und seine Trunkenheitsfahrt hat hohe Wellen geschlagen. Das sind erste Reaktionen.

Von Susanne Laudien Dienstag, 02.12.2025, 05:50 Uhr

Apensen. „Ich bin vom Hocker gefallen“: So reagiert Peter Löwel, Grünen-Politiker in der Samtgemeinde Apensen, auf den Fall Edgar Rot. Wie berichtet hatte Apensens Rathaus-Vize, zugleich Ordnungsamtsleiter, Standesbeamter und Gemeindedirektor in Beckdorf, eine Kandidatur bei der Bürgermeisterwahl in der Samtgemeinde Lühe erwogen. Doch dazu wird es nicht kommen.

Zwar hatte es Gespräche zwischen Rot und unter anderem der CDU gegeben; letztlich habe man aber nicht zueinandergefunden, sagte der Vorsitzende der CDU Lühe, Gerd Dehmel. Rot nannte private Gründe dafür, dass er doch nicht kandidieren werde. Mit Blick auf seine Lebensplanung wolle er sich nicht für acht Jahre in Steinkirchen binden.

Allerdings stellt sich nach wie vor die Frage, ob das die alleinigen Gründe für das Scheitern der Gespräche waren. Wie das TAGEBLATT öffentlich machte, war Rot laut Staatsanwaltschaft am 9. Februar 2025 mit 2,14 Promille in der Fruchtallee in Apensen aus dem Verkehr gezogen worden. Er habe 50 Tagessätze (1000 Euro) als Strafe akzeptiert und gezahlt. Vor dem 21. März 2026 werde er den Führerschein nicht zurückbekommen.

Dienstrechtliche Konsequenzen möglich

Laut Gesetz wird ein Ordnungsamtsleiter zwar nicht anders bestraft als jeder andere Bürger, der eine Trunkenheitsfahrt begeht, muss aber mit dienstrechtlichen Konsequenzen rechnen, die zusätzlich zu den strafrechtlichen folgen könnten. Rot will sich auf Nachfrage nicht weiter zu den Vorkommnissen äußern und behält sich gerichtliche Schritte gegen das TAGEBLATT vor. Samtgemeindebürgermeisterin Petra Beckmann-Frelock war für ein Statement nicht erreichbar - Politiker aus der Samtgemeinde Apensen hingegen schon:

„Amt mit Vorbildfunktion“

Christian Bendrig ist Vorsitzender der SPD Apensen sowie Mitglied im Samtgemeinderat Apensen und im Gemeinderat Beckdorf. Er sagt: „Man hat bereits gemunkelt, dass eine Bewerbung bei der Samtgemeinde Lühe im Raum steht. Ich habe es aber nicht offiziell gehört.“

Rot sei jung, und es sei ihm klar gewesen, dass dieser nicht bis zur Rente in der Samtgemeinde Apensen bleiben werde, sagt Bendrig: „Wie er es bereits im TAGEBLATT erwähnt hat, steht ihm die Welt offen. Ich sehe es entspannt, daher war der Artikel für mich keine große Überraschung.“

Der SPD-Politiker sagt aber auch: „Der Vorfall, der zum Führerscheinentzug führte, muss aufgearbeitet werden. Andere haben zwar auch schon mal Mist gebaut, aber Rot hat durch sein Amt eine Vorbildfunktion.“

Hendrik Klindworth (CDU) ist Bürgermeister von Beckdorf, wo Rot Gemeindedirektor ist. Auch er sagt: „Rot ist sehr qualifiziert und jung. Bei seinen 31 Jahren war es klar, dass er nicht ein Leben lang in Beckdorf oder der Samtgemeinde Apensen bleiben wird.“ Von dem Vorfall mit dem Führerscheinentzug habe er nichts gewusst, sagt Klindworth: „Das möchte ich persönlich mit Edgar Rot besprechen. Die Angelegenheit muss aufgearbeitet werden.“

„Reisende soll man nicht aufhalten“

Peter Löwel (Grüne) ist Mitglied im Beckdorfer Gemeinderat und im Samtgemeinderat. „Ich bin vom Hocker gefallen. Aber die Bewerbung geht uns im Prinzip nichts an. Reisende soll man bekanntlich nicht aufhalten“, sagt Löwel. Wer im kommenden Jahr Gemeindedirektor in Beckdorf werde, sei sowieso offen. „Egal, wer bei der Kommunalwahl am 13. September gewählt wird: Die neu gewählte Samtgemeindebürgermeisterin, und ich gehe davon aus, dass es Tanja von der Bey wird, kann entscheiden, ob sie das Amt des Gemeindedirektors in Beckdorf selbst ausüben will.“ Der Führerscheinentzug war Löwel bekannt: „Es ist ein heißes Eisen und grenzwertig in seiner Funktion als Ordnungsamtsleiter.“

Rolf Suhr, CDU-Fraktionsvorsitzender im Samtgemeinderat und Bürgermeister in Sauensiek: „Die Bemühungen von Edgar Rot im Alten Land kann und möchte ich nicht kommentieren und kenne auch nicht die Beweggründe.“ Über die Straftat mit dem Alkoholdelikt sei aber noch nicht das letzte Wort gesprochen, deutete Suhr an. „Rot soll für Recht und Ordnung sorgen, und dann dreht er solche Dinger.“

Tanja von der Bey ist die parteilose Kandidatin für das Amt der Samtgemeindebürgermeisterin bei der Kommunalwahl 2026. Sollte sie gewinnen, wäre sie die neue Chefin von Edgar Rot. „Ich möchte mich zu einem potenziellen Mitarbeiter nicht näher äußern. Die beruflichen Pläne von Edgar Rot haben keinerlei Auswirkungen auf meine Kandidatur und tangieren mich nicht“, sagt von der Bey.

Die 55-jährige Verwaltungsfachfrau sagt, sie kenne Rot nicht und wolle sich zu dem Alkoholdelikt nicht äußern. Nur so viel: „Ich musste schlucken, als ich es im TAGEBLATT gelesen habe und war geschockt. Aber ich möchte nicht noch nachtreten.“

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