TFemizid von Apensen: Tatverdächtiger ist weiterhin auf der Flucht
Nachbarn haben Kerzen für die getötete 40-Jährige an der Stader Straße entzündet. Foto: Vasel
Die Tat erschüttert nicht nur die Menschen in Apensen. Nachdem ein Mann seine Ex-Frau mit mehreren Messerstichen getötet hat, läuft die Fahndung. Das ist bislang bekannt.
Apensen. Die Betroffenheit ist groß. Vor dem Wohnhaus in der Stader Straße haben Menschen aus Apensen Lichter entzündet. Auf der Treppe liegen Rosen und Gedenksteine. Viele trauern um die am Freitag von ihrem Ex-Partner getötete Frau.
Der Täter (57) ist auf der Flucht. Ihm droht eine Anklage wegen Mordes oder Totschlags. Die bundesweite Großfahndung läuft. Zum Stand der Ermittlungen bei dem Femizid schweigen die Ermittler aus taktischen Gründen.
Aktuell, so Oberstaatsanwalt Johannes Kiers, setzen die Ermittler des 1. Fachkommissariats bei der Polizeiinspektion Stade nicht auf eine Öffentlichkeitsfahndung. Die wäre verbunden mit der Veröffentlichung eines Fotos und einer Beschreibung des Beschuldigten.
Noch keine Öffentlichkeitsfahndung
Für eine Öffentlichkeitsfahndung ist, aufgrund des erheblichen Eingriffs in das Persönlichkeitsrecht, ein richterlicher Beschluss notwendig. Eine weitere Voraussetzung ist bereits gegeben: Es muss sich um Straftaten von erheblicher Bedeutung handeln - wie Mord, Totschlag, Raub, Terroranschlag oder sexueller Missbrauch. Des Weiteren müssen andere Möglichkeiten der Fahndung ausgereizt sein. „Die Öffentlichkeitsfahndung ist zurzeit nicht das Mittel der Wahl“, sagt Kiers.
Bekannt ist, dass die Samtgemeinde Apensen den 57 Jahre alten Ex-Partner der getöteten 40-Jährigen getrennt von seiner früheren Partnerin und den vier gemeinsamen Kindern untergebracht hatte. Die Kinder sind zwischen 6 und 20 Jahre alt. Der Täter hatte am vergangenen Freitag gegen 8 Uhr an der Haustür der Frau geklopft. Dann habe der Mann mehrfach mit dem Messer auf seine Ex-Partnerin eingestochen. Die Ärzte konnten ihr Leben nicht retten.
In der Apenser Politik und Verwaltung heißt es, dass es mindestens einen Beziehungsstreit gegeben habe. Bei der Polizei ist dazu nichts aktenkundig geworden, so Polizeisprecher Rainer Bohmbach auf TAGEBLATT-Nachfrage: „Von einer Auseinandersetzung in Apensen ist uns nichts bekannt.“
Es habe kein gerichtliches Annäherungsverbot nach dem Gewaltschutzgesetz gegeben, das dem 57-Jährigen untersagt hätte, sich der Wohnung und der Familie zu nähern. Das Instrument soll Opfer vor Übergriffen schützen. Allerdings liegen die Hintergründe der Tat noch im Dunklen.
Es gebe noch „nichts Belastbares“ zur Vorgeschichte, erklärt Kiers, der Sprecher der Staatsanwaltschaft Stade. Ob es sich um Mord oder Totschlag handelt, lasse sich noch nicht sagen. Der Oberstaatsanwalt spricht von einem „vorsätzlichen Tötungsdelikt“.
Nicht nur Apenser sind tief betroffen
„Es ist kein Einzelfall“, sagt Elena Knoop, die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Stade. Es handele sich bei dem Femizid um ein „strukturelles Problem“. Sie und ihre Kolleginnen verweisen auf das Bundesinnenministerium: Fast täglich werde eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet.
Alle drei Minuten sind Frauen Opfer von häuslicher, familiärer Gewalt - unabhängig von Bildungsstand, Alter oder sozialer Herkunft. Wichtig sei es, Beratungs- und Hilfsangebote zu stärken. Knoop verweist auf die Kampagne Orange Days gegen Gewalt an Frauen, die erst vor kurzem wieder im Kreis Stade lief und das Problem stärker ins Bewusstsein rücken soll.

Femizid in Apensen: Kriminaltechniker der Polizeiinspektion Stade sichern Spuren. Foto: Vasel
„Es ist nicht ganz einfach, und außerdem unterliege ich als Notfallseelsorger der Schweigepflicht. Doch es war gut, dass ich dort war“, sagt Pastor Daniel Hoffmann. Er kümmerte sich um die Kinder.
Tief betroffen ist auch Apensens Bürgermeister Frank Buchholz: „Ich bin von etlichen Bürgern angesprochen worden, die gefragt haben, was dort los ist, nachdem sie das Aufgebot an Polizei und Rettungswagen mitbekommen haben.“ Er bestätigt die TAGEBLATT-Informationen, dass es Streit zwischen dem Paar gegeben haben soll. „Ich habe aus der Verwaltung gehört, dass das Paar getrennt untergebracht worden sein soll, da es bereits zu einem Vorfall zwischen ihnen gekommen sein soll. Mehr kann ich dazu nicht sagen“, so Buchholz.
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