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Samtgemeinde Lühe

TGanztag: Altländer Schule zieht nicht mit - droht jetzt Chaos?

Die Grundschule in Guderhandviertel will ein offenes Ganztagskonzept schaffen.

Die Grundschule in Guderhandviertel will ein offenes Ganztagskonzept schaffen. Foto: Battmer

Eigentlich waren sich die drei Grundschulen in der Samtgemeinde Lühe einig. Doch Guderhandviertel will jetzt sein Konzept ändern - trotz Warnung des Schulträgers.

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Von Steffen Buchmann
Dienstag, 15.10.2024, 09:50 Uhr

Steinkirchen. Kurz bevor sich viele Ratsmitglieder in die Herbstferien verabschiedeten, fasste der Samtgemeinderat Lühe noch einen wegweisenden Beschluss: Die Grundschulen im Alten Land sollen bis 2026 ihre Konzepte für die Ganztagsschule umsetzen. Doch die Debatte um die Altländer Schulpolitik bleibt.

Hat die Samtgemeinde Lühe ein schulisches Luxus-Problem? Diese Frage von Ratsherrin Nicola Hahn (FDP) in der Samtgemeinderatssitzung Ende September dürften sich im Alten Land schon viele Menschen gestellt haben. Insgesamt vier Schulen befinden sich in der Trägerschaft der Samtgemeinde: Die Appelsnut Grundschool in Hollern-Twielenfleth, die Grundschule Guderhandviertel und die Grundschule Steinkirchen sowie die im gleichen Komplex untergebrachte Oberschule.

Jetzt haben die drei Grundschulen ihr pädagogisches Ganztagskonzept beim Schulträger eingereicht. Doch während die Grundschulen Hollern-Twielenfleth und Steinkirchen ein teilgebundenes Ganztagsangebot einführen wollen, schlägt die Grundschule Guderhandviertel einen anderen Weg ein - mit einer offenen Ganztagsform.

Ganztagsschulen bringen Samtgemeinde in finanzielle Notlage

Schon vor Jahren warnte Samtgemeindebürgermeister Timo Gerke vor zu hohen Kosten, wenn alle drei Standorte erhalten blieben: Drei Schulgebäude, drei Mensen und dreimal Personal - ein riesiger Kostenberg für die finanziell gebeutelten Altländer. Zum 30. Dezember 2023 klaffte ein Minus von knapp 1,1 Millionen Euro im Haushalt. Doch die Empfehlung der Verwaltung, eine kostengünstigere Campuslösung in der Samtgemeinde zu etablieren, scheiterte bereits vergangenes Jahr am Widerstand der Ratsmitglieder.

„Zu hoch“ seien die finanziellen Belastungen für die Samtgemeinde durch notwendige Investitionen, um die drei Grundschulen ganztagstauglich zu machen - mit rund 18 Millionen Euro kalkuliert die Samtgemeinde für den Ausbau.

Grundschule Guderhandviertel ändert ihr Konzept

Zum Verständnis: Bei einer teilgebundenen Ganztagsschule sind Schüler an mindestens zwei Tagen zum ganztägigen Besuch verpflichtet, bei denen sich Unterricht und außerunterrichtliche Angebote abwechseln. Beim offenen Ganztagsangebot finden die außerunterrichtlichen Angebote grundsätzlich nach dem Unterricht statt und sind für die Schüler freiwillig. Eltern entscheiden hier pro Schulhalbjahr, ob ihre Kinder nachmittags betreut werden.

Wir befürchten, dass es zu Schülerströmen innerhalb des Samtgemeindegebiets kommt.

Timo Gerke, Samtgemeindebürgermeister Lühe

Im Schulausschuss argumentierte Katharina Fauth, Schulleiterin der Grundschule Guderhandviertel, dass die Eltern einen entsprechenden Bedarf an sie herangetragen hätten. Ein weiterer Vorteil im Sinne der Flexibilität sei die zweite Abholzeit für Schüler.

Von einer gemeinsam formulierten Stellungnahme, in der sich alle drei Grundschulen einer teilgebundenen Form verschreiben wollten, distanzierte sich die Grundschule Guderhandviertel im August 2024 wieder.

Verwaltung befürchtet Schülerströme im Samtgemeindegebiet

Das abweichende Ganztagskonzept aus Guderhandviertel bereitet dem Schulträger Sorgen. „Wir befürchten, dass es zu Schülerströmen innerhalb des Samtgemeindegebiets kommt“, sagt Samtgemeindebürgermeister Timo Gerke dem TAGEBLATT.

Welches Kind welche Grundschule besuchen soll, hat die Samtgemeinde in drei Schulbezirken festgelegt. Das Niedersächsische Schulgesetz erlaubt es jedoch Eltern aus teilgebundenen Schulbezirken wie Hollern-Twielenfleth und Steinkirchen, ihre Kinder ohne Gestattung an einer offenen Ganztagsschule anzumelden. Umgekehrt besteht diese Möglichkeit jedoch nicht. Das heißt: Eltern aus Hollern-Twielenfleth könnten ihr Schulkind zukünftig in Guderhandviertel zur Ganztagsbetreuung anmelden, andersherum ginge das aber nicht.

Ganztag im Alten Land lässt Fragen offen

Bereits 2022 stellten Gutachter fest, dass das Schulgelände in Guderhandviertel für den Ganztagsbetrieb zu klein sei - dennoch hält der Rat weiter an dem Standort fest. Der Samtgemeinderat beauftragte die Verwaltung daher diesen August, Kaufverhandlungen mit möglichen Grundstückseigentümern in Guderhandviertel aufzunehmen. „Es laufen Gespräche“, bestätigt Timo Gerke dem TAGEBLATT.

Doch wichtige Fragen bleiben noch offen: Wie wollen die Verantwortlichen die problematische Raumsituation in Guderhandviertel lösen? Wie sollen die befürchteten Schülerströme abgefedert werden? Muss die Samtgemeinde ihre Schulbezirke zukünftig ändern? Viel Zeit bleibt den Verantwortlichen nicht mehr: Ab 2026 gilt der Anspruch auf einen Ganztagsplatz.

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