T80 Lkw-Ladungen am Tag: So läuft die Rübenernte auf der Geest
Ole Christiansen, Geschäftsführer des Maschinenrings Stade, bei der Verladung in Sauensiek. Foto: Laudien
Gute Erträge und hoher Zuckergehalt - Landwirte können mit der Rübenernte zufrieden sein. Aber nicht alles ist gut.
Sauensiek. Die zweite Kampagne der Zuckerrübenernte ist angelaufen. An der L130 bei Sauensiek kam es vergangene Woche aufgrund der Rübenverladung kurzzeitig zu Einschränkungen für Verkehrsteilnehmer. Damit an der viel befahrenen Straße nichts passiert, wurden vorab Verkehrsleitwagen und Verkehrsschilder aufgestellt. Die Verladung von Zuckerrüben ist durch eine Ausnahmegenehmigung geregelt. Dennoch zeigten einige Verkehrsteilnehmer wenig Verständnis. „Wahrscheinlich trinken die meisten ihren Kaffee aber gerne mit Zucker aus den Rüben“, sagt Ole Christiansen, Geschäftsführer des Maschinenrings Stade, der die Absperrung organisierte.
Rübenverladung an der L130 in Sauensiek - die Lkw kommen im Fünf-Minuten-Takt. Foto: Laudien
Auch um Verladung und Abtransport der Zuckerrüben kümmert sich der Maschinenring Stade, einer von 230 in Deutschland, die von Landwirten als Gemeinschaftsunternehmen gegründet wurden. Eine Spezialmaschine mit Förderwalzen, Förderbändern und Führerhaus wird dazu eingesetzt - die sogenannte Verlademaus.

Die Schaufelwalze „frisst“ sich durch den großen Rübenberg. Foto: Laudien
Sie ist zwar nicht klein wie ihr Name vermuten lässt, aber flink: Etwa fünf Minuten dauert es, um 25 Tonnen der Zuckerfrucht auf den Lkw zu verladen. Die Maschine ist von September bis Februar in der Region im Einsatz, kostet fast eine halbe Million Euro und wird gemeinsam von den Maschinenringen Herrmannsburg-Bergen, Harburg und Stade als Verladegemeinschaft vermittelt.
Rübenverladung noch bis Mitte Februar
Bei der ersten Rüben-Kampagne auf der Stader Geest von Oktober bis November wurden knapp 30.000 Tonnen beim Nordzuckerwerk in Uelzen abgeliefert. Die zweite Kampagne startete am 27. Januar und läuft noch bis Mitte Februar. 15.000 Tonnen Zuckerrüben werden in dieser Zeit von der Geest nach Uelzen transportiert. Das bedeutet 2000 Tonnen täglich an 24 Stunden mit 80 Lkw-Ladungen am Tag, so der Geschäftsführer.

Rübenverladung an der L30 in Sauensiek. Foto: Laudien
Ole Christiansen kann über eine App auf seinem Handy genau verfolgen, welche Laster wo unterwegs sind und wie viel Rüben bereits nach Uelzen transportiert worden sind. In dieser Saison wurden auf 530 Hektar Zuckerrüben auf der Stader Geest angebaut, sagt Christiansen. Ein Rückgang von 25 Prozent zum Vorjahr mit 700 Hektar. Grund dafür: Die Landwirte von der Geest haben bei der Aufteilung weniger Lieferrechte erhalten. Die Rübenbauern haben äußerst komplizierte Lieferverträge und müssen auch Aktien bei Nordzucker zeichnen, wenn sie die einzige Zuckerfabrik hier im Norden beliefern wollen. Hingegen erfreulich für die Landwirte: Der Rübenpreis ist momentan gut und beträgt über 50 Euro die Tonne. Je höher der Zuckergehalt, desto besser wird gezahlt - aus sieben Rüben wird etwa ein Kilo Zucker gewonnen.
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Es ist in jeder Hinsicht ein außergewöhnliches Rübenjahr, teilt Nordzucker mit. Die Erträge werden in den meisten Regionen deutlich über dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre liegen. Lediglich in Dänemark sind die Erwartungen unterdurchschnittlich, in Schweden wird das Ergebnis auf dem Niveau der Vorjahre liegen.
Futtermittel und Dünger aus der Rübe
Bei Nordzucker in Uelzen entsteht aus den Rüben ein umfangreiches Zucker-Sortiment wie etwa Kristallzucker, flüssiger Zucker, Zuckersirup und Fondant. Darüber hinaus entstehen im Prozess und aus dem Rohstoff weitere Produkte. So fällt bei der Verarbeitung der Zuckerrüben ein wertvolles Futtermittel aus den ausgelaugten Rübenbestandteilen an. Der abgefilterte Kalk aus der Saftreinigung steht der Landwirtschaft wiederum als wertvolles Kalkdüngemittel zur Verfügung.
Trotz der vielerorts späten und längeren Aussaatzeiten und des kalten und nassen Frühjahrs im vergangenen Jahr waren die Wachstumsbedingungen im saisonalen Verlauf sehr förderlich für die Zuckerrüben, betätigt auch Christiansen für die Geest.
Starke Veränderungen in den letzten Jahren
Der 38-Jährige ist seit 2012 Geschäftsführer beim Stader Maschinenring, der 1962 gegründet wurde und 770 Mitglieder aus Landwirten und Lohnunternehmern zählt. In den letzten Jahren habe sich einiges verändert, so der gebürtige Fredenbecker. „Früher war die Maschinenvermittlung das Hauptgeschäft und der Bauer auf seinen Feldern nur schwer erreichbar. Heute hat nahezu jeder Landwirt ein Smartphone, ist in der WhatsApp-Gruppe und kann sofort reagieren, etwa wenn es dort heißt: Suche für morgen einen Mähdrescher.“
Mittlerweile ist die Nährstoffvermittlung ein wichtiges Geschäftsfeld. Die Abgabe und Aufnahme sowie der Transport von organischen Nährstoffträgern (Gülle) wird organisiert. Zudem wird die Abrechnung für die Landwirte übernommen. Zum Leistungsspektrum zählen auch Winterdienste, Grün- und Grauflächenpflege, Reinigung von Photovoltaikanlagen, Baufeldräumung und Anpflanzung von Kompensationsflächen. Außerdem hat der Maschinenring fünf Betriebshelfer, die in sozialen Notsituationen aushelfen, etwa wenn der Landwirt erkrankt. Hier benötigt der Maschinenring Stade noch dringend Mitarbeiter.