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Initiative

THausarzt hat viele Ideen für neue Brüggerei im Alten Land

Dr. Jan Sulzer hinter dem Tresen in der Brüggerei, zuvor die Gastwirtschaft De ole Sporkass. Mit der EM öffnete die Brüggerei. In Zukunft sollen viele Ideen in den Räumen umgesetzt werden.

Dr. Jan Sulzer hinter dem Tresen in der Brüggerei, zuvor die Gastwirtschaft De ole Sporkass. Mit der EM öffnete die Brüggerei. In Zukunft sollen viele Ideen in den Räumen umgesetzt werden. Foto: Bröhan

Der Verein Brückenbäckerei hat sich in Estebrügge etabliert. „Das Konzept läuft“, sagt Initiator Dr. Jan Sulzer. Der Hausarzt hat aber so viele Ideen, dass der Verein mit der Brüggerei noch eine Art Filiale eröffnete.

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Von Jan Bröhan
Sonntag, 14.07.2024, 13:50 Uhr

Estebrügge. Wenn sich während der Fußball-Europameisterschaft die Räume vor ausgewählten Spielen zum Public Viewing füllten und die Getränkewünsche wuselig über den Tresen gingen, konnte man meinen, dass die langjährige Gastwirtschaft De ole Sporkass noch geöffnet ist. Die Geselligkeit folgt aber einem gänzlich anderen Konzept.

Das Kneipenschild De ole Sporkass hängt zwar noch an der Fassade. „Das ist aber Geschichte“, sagt Jan Sulzer. Demnächst soll sich das Gebäude als Brüggerei ausweisen. Nur hundert Meter entfernt von der Brückenbäckerei an der Este. Die Brüggerei gehört zu dem Verein Brückenbäckerei. Die jeweiligen Eröffnungen haben eine Gemeinsamkeit: die Fußball-EM.

Nachdem die alteingesessene Bäckerei Feldtmann in Estebrügge 2015 schloss, mietete Sulzer die Räume. Mit der Initiative Brückenbäckerei e.V. sollte im Dorfkern ein Mittelpunkt für das Dorfleben entstehen. Die Idee ging auf. Nach den Renovierungsarbeiten öffnete die Brückenbäckerei 2016 und hatte rund um die damalige Fußball-EM die ersten Aktionen. Gut 110 Vereinsmitglieder und Spenden tragen das Konzept, das unter anderem mit dem Bürgerpreis ausgezeichnet wurde.

Die Brückenbäckerei ist zu eng für Aktionen

Mit der jetzigen Fußball-EM öffnete sich die Brüggerei für die Dorfbewohner. Das Public Viewing wurde gut angenommen. Das soll der Anfang von sehr vielen Gemeinschaftsprojekten sein, hofft Sulzer.

„Wir müssen abwarten, ob sich auch das neue Konzept trägt“, sagt er. Vorerst gilt der Mietvertrag für ein Jahr. Alles, was der Verein in der Filiale umsetzen will, muss über freiwillige Beiträge getragen werden.

Nachdem klar war, dass De ole Sporkass nicht fortgeführt wird, war Hausbesitzerin Marianne Mahler auf Sulzer zugekommen. Sie wollte, dass die Räume weiter genutzt werden. Sulzer, den viele Ideen umtreiben, musste nicht lange nachdenken. „Es ist schade, dass sie das nicht mehr miterleben kann“, sagt Sulzer. Mahler, Mausi genannt, war vor Kurzem tödlich verunglückt.

Die Brückenbäckerei fungiert vornehmlich als gut besuchtes Sonntagscafé, bei dem die Kuchen von Dorfbewohnern beigesteuert werden und die Gäste lediglich um eine Spende ihrer Wahl gebeten werden. Die Brückenbäckerei stößt aber mit ihren Räumen an ihre Grenzen, es ist zu eng für Kinoabende oder Aktionen wie „Man isst nicht allein“.

Initiator Jan Sulzer vor De ole Sporkass. Der Name ist Geschichte, so der Dorfarzt. Ein Brüggerei-Schild soll außen noch angebracht werden.

Initiator Jan Sulzer vor De ole Sporkass. Der Name ist Geschichte, so der Dorfarzt. Ein Brüggerei-Schild soll außen noch angebracht werden. Foto: Bröhan

Mehr Ideen für die Dorfgemeinschaft

„Die Brüggerei soll die Lücke schließen“, sagt Sulzer. Kinoabende sind hier kein Problem, wie das Public Viewing zeigte. Eine große, professionelle Küche lädt geradezu ein zu gemeinsamen Koch- und Essaktionen.

Private Feiern, Spieleabende, Beerdigungsgesellschaften, kleine Konzerte. Sulzer kann sich vieles vorstellen und hat auch schon diverse Anfragen. Die Herausforderung sei die Finanzierung. Die Brüggerei müsse sich wie die Brückenbäckerei selbst tragen. „Dieses Projekt soll die Brückenbäckerei nicht gefährden“, sagt Sulzer. Er und seine Mitstreiter denken auch über mögliche Paten nach.

Die Renovierungen laufen fort. Eine gemütliche Sitzecke ist geplant. Dart und Kickertisch sollen kommen. Ein Billardtisch wäre auch schön, so Sulzer. Aber dafür fehlt wohl der Platz. Er möchte die Brüggerei zudem als Jugendtreff etablieren.

Mit Idealismus und wegen einer Charaktereigenschaft

Die Frage drängt sich schon auf. Warum hat ein so viel beschäftigter und mehr als ausgelasteter Hausarzt nach Feierabend noch so viel Tatendrang? Warum sucht er die Gemeinschaft, die auch fordernd sein kann?

„Ich würde es nicht machen, wenn es mir keinen Spaß bringt“, sagt Sulzer. Und: „Ich kann nicht still stehen.“ Viele freiwillige, engagierte Mitstreiter im Verein wie aus den Dörfern machen die Initiative letztlich zum Erfolg.

Sulzer verfolgt zudem den sozialen Gedanken. „Wir können es uns als Gesellschaft leisten.“ Damit meint er, dass zum Beispiel eine Geburtstagsfeier in der Brüggerei auch für jemanden möglich sein sollte, der keine größere Spende zahlen kann.

Das Allerwichtigste für seinen Antrieb ist aber: „Ein Dorf lebt nur, wenn man es lebt.“ Die Brüggerei soll dafür eine Begegnungsstätte mit vielen Facetten und Möglichkeiten werden.

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