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Medizin

TNeuer Arzt und Praxiserweiterung - Was sich an Apensens ärztlicher Versorgung ändert

Die Visualisierung zeigt das Nahversorgungszentrum mit der nahtlos integrierten Erweiterung an der linken Gebäudeseite.

Die Visualisierung zeigt das Nahversorgungszentrum mit der nahtlos integrierten Erweiterung an der linken Gebäudeseite. Foto: Klindworth Architekten

Eine Praxis-Vergrößerung und eine völlige Neuplanung - um die ärztliche Versorgung in der Samtgemeinde Apensen zu verbessern, gibt es jetzt gleich zwei Maßnahmen. Was konkret geplant ist.

Von Susanne Laudien Donnerstag, 21.03.2024, 14:03 Uhr

Sauensiek. Seit der Schließung der „Praxis am Teich“ mit Standorten in Apensen und Beckdorf im Januar 2023 blieb die medizinische Versorgung in der Samtgemeinde Apensen angespannt. Die Sauensieker „Praxis am Litberg“ von Marco J. Robinson wurde danach geradezu von Patienten überrannt, die auf der Suche nach einem neuen Hausarzt waren.

Selbst nach Übernahme der Praxis in Beckdorf durch das Medizinische Versorgungszentrum MVZ Afzali fehlte weiterhin ein Hausarzt in Apensen. Jetzt kommt Bewegung in die ärztliche Versorgung der Samtgemeinde.

Derzeit laufen Verhandlungen zwischen Alexander Schrader, Inhaber der Apenser Bäckerei Schrader, und Hekmatulla Afzali, Facharzt für Allgemeinmedizin, der neben der Beckdorfer Praxis in der Lindenstraße mehrere medizinische Versorgungszentren (MVZ) in Hamburg, Stade, Harsefeld und Kutenholz betreibt.

Schraders leer stehendes Bäckereigeschäft an der Buxtehuder Straße bietet optimale Bedingungen für eine Arztpraxis, sagt Apensens Bürgermeister Frank Buchholz. Vorteile: Es ist mitten im Ort, es gibt genügend Parkplätze und ausreichend Räumlichkeiten.

Der Rat unterstütze die Pläne, so Buchholz. Momentan gingen die Gespräche zwischen Schrader und Afzali um Details wie Praxisausbau und Kosten. Die MVZ-Praxis in der Lindenstraße in Beckdorf wolle Afzali aber auf keinen Fall aufgeben, höchstens die Praxiszeiten ändern, sagt der Bürgermeister.

Erweiterung des Nahversorgungszentrums

Ganz konkrete Erweiterungspläne gibt es bereits in Sauensiek für die „Arztpraxis am Litberg“ im Nahversorgungszentrum an der Hauptstraße. Die beiden Architektinnen Dipl. Ing. Dorothea Albers-Hirschfeld und Vanessa Rohjahn vom Architekturbüro Klindworth aus Sittensen präsentierten am Montag im Sauensieker Bau- und Planungs-Auschuss ihren Entwurf: Die Grundform des Gebäudes soll erhalten bleiben und an der nord-östlichen Seite um 9,20 Meter verlängert werden. Die dafür genutzte Parkplatzfläche wird nach hinten versetzt.

Hausarzt Marco J. Robinson in seiner Sauensieker Praxis, die erweitert wird.

Hausarzt Marco J. Robinson in seiner Sauensieker Praxis, die erweitert wird. Foto: Susanne Laudien

Für die Arztpraxis ergibt sich dadurch eine Vergrößerung von etwa 100 Quadratmetern mit weiterem Wartebereich und zusätzlichen Sprechzimmern. Die detaillierte Planung wurde mit dem Arzt Marco J. Robinson abgestimmt.

Im Zuge der Baumaßnahmen wird das Obergeschoss des Nahversorgungszentrums ebenfalls erweitert. Die bestehende Außenstahltreppe wird durch ein innen liegendes Treppenhaus ersetzt, das zu zwei Wohnungen im Obergeschoss mit Wohnflächen von 120 und 55 Quadratmetern führt.

An der Gebäudeseite mit der Stahltreppe, die abmontiert werden soll, ist die Erweiterung geplant.

An der Gebäudeseite mit der Stahltreppe, die abmontiert werden soll, ist die Erweiterung geplant. Foto: Susanne Laudien

Nach Zustimmung des Sauensieker Rates wird der Bauantrag auf den Weg gebracht werden. Mit der Baumaßnahme soll noch in diesem Jahr begonnen werden, teilte Sauensieks Bürgermeister Rolf Suhr mit.

Verstärkung durch Fachärztin Lilli Schiller

„Wir brauchen mehr Platz für unsere vielen Patienten“, erkärt Hausarzt Marco J. Robinson von der „Praxis am Litberg“ die Erweiterungspläne. Zur personellen Verstärkung hat er Ende 2022 Fachärztin Lilli Schiller aus Regesbostel als Vollzeitkraft eingestellt, die zuvor Oberärztin in Hamburg war.

Fachärztin Lilli Schiller in der Sauensieker Praxis.

Fachärztin Lilli Schiller in der Sauensieker Praxis. Foto: Schiller

Durch die Vergrößerung der Arztpraxis hat jeder Arzt künftig weitere Räume zur Verfügung, darunter auch zwei Verbandsräume. „Abläufe lassen sich dann viel flüssiger koordinieren“, sagt Robinson.

Die beiden Sauensieker Fachärzte hoffen, dass sich dadurch die Situation in der Arztpraxis entzerrt. Zeitweilig kam es vor der Praxis zu längeren Warteschlangen von Patienten.

7000 bis 10.000 Patientenkontakte zählt die Sauensieker Arztpraxis im Quartal und täglich werden fast einhundert Patienten behandelt, berichtet Robinson von seinem Praxisalltag.

Wie bei vielen anderen Hausärzten gibt es auch bei ihm einen Aufnahmestopp von neuen Patienten. Lediglich Sauensieker ohne Hausarzt hätten noch eine Chance. Immer wieder kämen Anfragen, verstärkt nach der kürzlichen Schließung der Arztpraxis in Hedendorf.

Elektronische Rezepte sollen nach jahrelangen Verzögerungen 2024 den Durchbruch schaffen, doch es kommt zu Problemen in den Arztpraxen (Symbolbild).

Elektronische Rezepte sollen nach jahrelangen Verzögerungen 2024 den Durchbruch schaffen, doch es kommt zu Problemen in den Arztpraxen (Symbolbild). Foto: Fabian Sommer/dpa

Probleme mit dem E-Rezept halten Betrieb auf

„Die allgemeine Lage der ärztlichen Versorgung auf dem Land ist prekär und wird sich weiter verschlechtern“, sagt Robinson. Es gebe kaum noch Ärzte-Nachwuchs und nichts werde gegen dieses Problem getan. „Auch von Lauterbachs versprochenem Maßnahmen-Paket wurde bislang nichts umgesetzt“, moniert Robinson.

Selbst die Einführung der elektronischen Abwicklung wie dem E-Rezept bringe keine Erleichterung für die Ärzte. Im Gegenteil. Ärzte werden mit Sanktionsdrohungen regelrecht unter Druck gesetzt, wenn sie diese Maßnahmen in ihren Arztpraxen nicht umsetzen, schildert der Mediziner.

„Wir haben alles gemacht, was gefordert wurde, aber jede Woche kommt es bundesweit mit dem neuen System zu Problemen, die nur den Betrieb aufhalten.“

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