TDauercamper in Sauensiek: Wenn der Campingplatz zum zweiten Zuhause wird

Angela und Uwe Lagermann aus Neugraben sind seit mehr als 20 Jahren Dauercamper in Sauensiek Foto: Laudien
Das Naturfreibad ist über die Grenzen des Landkreises hinaus beliebt - ebenso der angrenzende Campingplatz. Hier treffen Fahrradtouristen auf Dauercamper und sogar Aussteiger. Hier sind die Ferien längst noch nicht vorbei. Ein Besuch.
Sauensiek. Die Schulferien in Niedersachsen sind zwar zu Ende, doch für alle ohne schulpflichtige Kinder beginnt jetzt die beste Reisezeit mit niedrigeren Preisen und weniger Menschenmassen. Der Sauensieker Campingplatz hat das ganze Jahr geöffnet. Hier treffen Gäste aus ganz Europa auf der Durchreise auf Dauercamper.
Nikolaus Klindworth ist der Inhaber des Campingplatzes. „Es war bisher weniger los als im Vorjahr. Die Camper kamen diesen Sommer aus ganz Europa, vor allem viele Holländer und Belgier und sogar von den Färoer-Inseln“, sagt er.
Fußgänger aus der Schweiz in Sauensiek
Die meisten Gäste waren mit einem Wohnmobil unterwegs. Aber auch viele Fahrradtouristen und sogar ein Fußgänger aus der Schweiz, der zum Nordkap wollte, schlugen ihr Zelt in Sauensiek auf.
Insgesamt 85 Stellplätze mit Strom- und Wasseranschluss bietet der 30.000 Quadratmeter große Campingplatz zwischen Naturbad und Tennisplätzen. Gepflegte Rasenflächen sind von Hecken umgeben.
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„Jeder hat sein eigenes Reich“, sagt Klindworth. Das Sanitärgebäude bietet Duschen, Behinderten-WC und Küche sowie Chemiekloentsorgung, Waschmaschine und Trockner. Gleich neben dem Campingplatz befindet sich das Restaurant Klindworths Gasthof mit eigener Brauerei.
Dauerplatz seit 23 Jahren
Von 13 bis 15 Uhr herrscht Ruhezeit auf dem Campingplatz. Eine Regel, die vor allem die Dauercamper schätzen. 50 Dauerplätze gibt es aktuell, drei sind noch frei. Die meisten Dauercamper kommen aus Hamburg, wie Rosemarie Hartung aus dem Stadtteil Eidelstedt.
Seit 23 Jahren fährt die 85-Jährige jedes Wochenende durch den Elbtunnel zu ihrem Domizil in Sauensiek. „53 Kilometer brauche ich von Tür zu Tür“, sagt sie. Inzwischen sind Ehemann, Sohn und Partner verstorben. „Jetzt komme ich allein, bleibe je nach Wetter zwei bis drei Tage und fahre dann wieder nach Hause, um bei meiner Wohnung nach dem Rechten zu schauen.“

Die 85-jährige Rosemarie Hartung pendelt seit 23 Jahren zwischen Hamburg-Eidelstedt und Sauensiek Foto: Laudien
Der Campingplatz sei ihr zweites Zuhause. „Die Ruhe ist hier das Beste und die nette Gemeinschaft mit meinen Nachbarn, mit denen ich mich zum Kaffeetrinken oder Grillen verabrede.“ Mal fahre sie auch nach Buxtehude zum Shoppen bei Stackmann oder zum Einkaufen nach Apensen.

Jeder Camper hat in Sauensiek sein eigenes Reich Foto: Laudien
Angela und Uwe Lagermann aus Neugraben haben seit 2003 einen Dauerplatz in Sauensiek. Sie kommen regelmäßig für zwei bis drei Wochen und fahren zwischendurch wieder nach Hause.
„Wir haben hier einen schönen Platz und wurschteln so rum“, sagt die 76-Jährige. Sie hätten sich anfangs mehrere Plätze angesehen, die ihnen aber alle zu eng waren. „Hier haben wir viel Freiheit und Ruhe“, sagt der 82-jährige Ehemann.
Aussteiger haben ihr Haus in Harsefeld verkauft
Schräg gegenüber sitzt ein Ehepaar im Schatten unter der Markise ihres Wohnwagens. 40 Jahre haben sie in Harsefeld gewohnt, jetzt leben sie ausschließlich in ihrem Wohnwagen. Sie möchten lieber anonym bleiben, da viele Menschen sie noch von früher kennen und sich über ihr neues Lebensmodell womöglich wundern würden.
Vor zehn Jahren verkauften sie ihr Haus in Harsefeld. Die beiden Söhne waren ausgezogen, Haus und Garten waren für sie allein zu groß und hätten zu viel Arbeit gemacht. Seitdem verbringen die 70-Jährigen den Sommer in Sauensiek und die Wintermonate auf Campingplätzen in Spanien. „Wir reisen der Sonne hinterher“, sagen sie.

Die Aussteiger: Ehemalige Harsefelder leben seit zehn Jahren im Wohnwagen in Sauensiek und Spanien. Foto: Laudien
Bereut hätten sie ihre Entscheidung nicht. Der Wohnwagen bietet alles, was sie zum Leben brauchen. Zudem haben sie auf den Campingplätzen sowohl in Sauensiek und als auch in Andalusien nette Kontakte zu Campern und Einheimischen. Auch im sonnigen Süden treffen sie jedes Jahr wieder die gleichen Aussteiger, Rentner aus Deutschland und ganz Europa, die dort überwintern. Aber sie treffen dort auch auf jüngere Menschen, die dank Internet von überall aus arbeiten können.
Raus aus der Großstadt ins Ländliche
Für Joana Behrendt (39) und Ehemann Martin (47) aus Hamburg-Barmbek ist es die zweite Saison als Dauercamper in Sauensiek. Sie haben eine Anzeige bei Ebay für einen Wohnwagen samt Dauerplatz in Sauensiek entdeckt und schätzen hier ebenfalls die Ruhe und die Entschleunigung. Je nach Zeit und Lust kommen sie am Wochenende und in den Ferien mit ihren beiden Kindern (14 und 17) aus der Großstadt ins Ländliche.
Warum ausgerechnet Sauensiek? „Hier ist das ganze Jahr über Saison. An der Ostsee müssen die Dauerplätze meistens zum Winter geräumt werden“, sagt Martin Behrendt. Zudem gefielen ihnen dort die engen und dichten Parzellen nicht. „Hier haben wir viel Freiraum.“ Joana liebt das Gärtnern und er selbst, von Beruf Betriebshandwerker, hat schon viel Arbeitskraft und Geld für den Bau eines Schuppens investiert.
„Außerdem finden wir es gut, dass nicht alles akkurat sein muss.“ Auch beim benachbarten Naturbad seien sie bereits Vereinsmitglied. Der Platz habe zudem eine super Bewertung. „Dauercamping ist nicht nur etwas für Rentner“, betont der 47-jährige Hamburger.

Angela und Uwe Lagermann aus Neugraben sind seit mehr als 20 Jahren Dauercamper in Sauensiek Foto: Laudien