TSchütze Andreas Raht: Mit Disziplin, Taktik und Gehirnschmalz zum Erfolg

Andreas Raht kontrolliert sein Ergebnis: Sein Schießsport braucht Konzentration und eine perfekte Taktik. Foto: Felsch
Der eine muss blitzschnell und konzentriert sein und braucht eine gute Taktik. Der andere lernte von den Besten und brachte es bis zu den Olympischen Spielen - beide waren bei der Sportlerehrung im Alten Land dabei.
Steinkirchen. Bürgermeister Timo Gerke und Vertreter der Sparkasse Stade-Altes Land ehrten am Freitag Spitzensportler aus dem Alten Land. Darunter zum Beispiel Andreas Raht, der mit einer nicht ganz so bekannten Sportart auf sich aufmerksam machte.
IPSC, International Practical Shooting Confederation, bedeutet praktiziertes Schießen, erklärte der Geehrte. Der Schütze steht nicht etwa still an einem festen Platz, sondern absolviert einen festgelegten Parcours, das heißt, er muss sich bewegen und das möglichst schnell, denn auch die Zeit spielt eine Rolle.
Verein hat Alleinstellungsmerkmal
Raht, dritter Vorsitzender vom Schützenverein Hollern-Twielenfleth, wurde 2023 in seiner Altersklasse Landesmeister Niedersachsen und Bremen in IPSC Production. Er freue sich aber nicht nur über die Urkunde, sondern auch, dass diese Disziplin immer mehr Anhänger findet, nicht nur in seinem Verein. In der 25 mal 6 Meter großen Halle in Hollern-Twielenfleth üben 50 von 300 Vereinsmitgliedern den aus den USA stammenden Sport aus. Tendenz zunehmend.
Der Schießstand im Vereinshaus ist mit einem besonders rutschfesten Fußboden im Wert von 30.000 Euro ausgestattet und verfügt darüber hinaus über die Genehmigung für IPSC. „Damit haben wir in weitem Umkreis ein Alleinstellungsmerkmal“, sagte Raht.
Apfel-Match in Hollern-Twielenfleth
IPSC’ler besuchen Wettkämpfe in ganz Deutschland und im Ausland. „In Asien ist das ein ganz großer Hit, ebenso in Skandinavien“, weiß Raht. Sein Verein richtet einmal im Jahr das in ganz Norddeutschland bekannte und beliebte „Apfel-Match“ aus. Die 70 Startplätze sind immer innerhalb weniger Minuten ausgebucht.
Die Übungen, die hier Stages heißen, sind jedes Mal anders aufgebaut. Feste Vorgaben gibt es nicht. Der Schütze hat vor Beginn nur wenige Minuten, um sich alles anzusehen und kann dann überlegen, wie er die Aufgabe am besten und am schnellsten lösen kann.
Wenn er startet, misst ein Wettkampfrichter, der hier Rangeofficer heißt, die Minuten. Nach dem Durchgang werden die Trefferpunkte gezählt und durch die Zeit geteilt. „Das bedeutet: Für ein gutes Ergebnis muss man gut treffen, aber auch schnell sein“, erklärte der 59-Jährige.

Andreas Raht übt einen in Deutschland noch wenig bekannten Schießsport aus. Foto: Felsch
Gehirnschmalz für eine perfekte Taktik
Für ihn stellt sich immer erst die Frage: Nehme ich mir bei diesem Ziel etwas mehr Zeit für eine hohe Punktzahl oder wäre es besser, wenn ich auf Schnelligkeit setze und weniger auf Präzision, um ein gutes Ergebnis zu erzielen? „Disziplin, Fokussierung, der sichere Umgang mit der Waffe und Gehirnschmalz für eine perfekte Taktik sind die Eigenschaften, die man mitbringen sollte“, fügte Raht hinzu.
Er trainiere ein- bis zweimal die Woche. „Ein Sport mit Suchtgefahr,“ resümierte der aktive Sportschütze, der mit dem Kleinkalibergewehr genauso gut umgehen kann wie mit der Pistole. Aber er habe noch ein weiteres Hobby, nämlich Gleitschirmfliegen, verriet der Familienvater. Auch dabei ist Konzentration gefragt.
Ehrengast Michael Stolle
Sparkassen-Mitarbeiter und SG-Lühe-Trainer Nihat Sagir, der die Veranstaltung unterhaltsam moderierte, hätte auch gern einen Schiedsrichter interviewt, aber der gehörte zu denen, die an diesem Abend nicht kommen konnten. Dafür blieb mehr Zeit für die anwesenden Sportler und Sportlerinnen sowie ihre Trainer, die ein bisschen aus dem Nähkästchen plauderten. Die Jüngsten unter ihnen sieben Jahre jung.
Zum Schluss sprach Ehrengast Michael Stolle, ehemaliger Olympia-Teilnehmer, Vizeweltmeister in der Halle und Deutscher Meister im Stabhochsprung über seinen Werdegang und seine Techniken. „Ich habe früher einen Mist zusammengesprungen,“ gab der früher im TuS Grünendeich aktive Athlet zu.

Die besten aktiven Sportler und Trainer bei der Ehrung in Steinkirchen. Foto: Felsch
Von den Besten gelernt
Er habe das Glück gehabt, von den Besten zu lernen und dann stellte sich der Erfolg ganz schnell ein. Sein Rekord lag bei 5,95 Meter (der Weltrekord bei 6,23). Wenn er daran denke, wie ihm 120.000 Zuschauer zugejubelt haben, bekomme er immer noch Gänsehaut. Dass die Sportlerförderung deutlich besser geworden sei, fand er lobenswert, denn Talenten gehöre jede Unterstützung.
Das unterstrich der Vorsitzende des Ausschusses für Jugend, Soziales und Sport, Christian Au, den wiederum Bürgermeister Timo Gerke für seine Leistungen beim Para-Regatta-Segeln würdigte. Sein Kollege aus Jork, Matthias Riel, konnte nicht beim Ehrungsabend dabei sein.

Stabhochspringer Michael Stolle spricht über seinen Weg zum sportlichen Erfolg. Foto: Felsch
Weitere Ehrungen
Geehrt wurden außerdem Sportschützen vom SV Ladekop, Pflicht-Sechskämpfer, Geräteturner und Kunstturner vom TuS Jork, die Schiedsrichter Kilian Braun und Marlon Lemke; Tischtennis, Altländer Sportclub Cranz-Estebrügge von 1927. Ebenso Janna-Leonie Bay, Dressurreiten (Reit- und Fahrverein Ladekop). Das Team Männliche Jugend B, MTV Wisch, Herren-Floormannschaft und die U13-Floormanschaft, MTV Mittelnkirchen.