TSicherer mit dem E-Bike unterwegs - Fahrtraining für Apenser Landfrauen

Konzentriertes Kurventraining: Martina Claudé beim Pedelec-Kurs der Verkehrswacht Buxtehude. Foto: Laudien
Der Boom ist ungebrochen: E-Bikes werden immer beliebter. Aber es gibt auch immer mehr gravierende Unfälle. Was Apenser Landfrauen beim Sicherheitstraining lernten.
Apensen. Bei Fahrrädern kennt sich Martina Claudé bestens aus. „Ich bin zehn Jahre mit dem Fahrrad an der B73 zur Arbeit nach Neu Wulmstorf gefahren“, erzählt die 67-Jährige aus Neukloster. Seit vier Jahren fährt sie mit einem Pedelec (Pedal Electric Cycle) - also ein Fahrrad mit Elektromotor und Trittunterstützung bis 25 Kilometer pro Stunde - vielen besser bekannt als E-Bike. Warum ist sie auf das Elektro-Rad umgestiegen? „Bei längeren Touren mit meinem Mann, der bereits ein E-Bike hatte, fuhr ich immer hinterher und musste bei Gegenwind sogar absteigen und schieben.“
Doch das Fahrvergnügen wurde schon mehrfach ausgebremst. „Einmal hat mir ein Autofahrer die Vorfahrt genommen, ein anderes Mal kam es in einer Fahrradgruppe zu einem Auffahrunfall, weil vor mir plötzlich jemand gebremst hat.“ Ihre Führerschein-Prüfung sei schon länger her und die Bedeutung einiger Verkehrsschilder habe sie schon fast vergessen, nennt die 67-Jährige als weitere Gründe für ihre Teilnahme an dem Pedelec-Training der Verkehrswacht Buxtehude für die Delmer Landfrauen aus Apensen.
Jedes sechste Todesopfer ist ein Radfahrer
„Die meisten unserer 440 Landfrauen Auf dem Delm fahren inzwischen E-Bike und alle zwei Jahre machen wir eine Radtour über 40 Kilometer ins Blaue“, sagt Vorsitzende Kerstin Wohlers. Das Pedelec-Training in Apensen richtet sich an die Generation Ü-60. Vor allem ältere Menschen gewinnen durch die motorische Unterstützung mehr Mobilität. Das schlägt sich auch in der Unfallstatistik nieder: Knapp zwei Drittel der tödlich verletzten Radfahrer gehören dieser Altersgruppe an.
Jedes sechste Todesopfer im Straßenverkehr im Jahr 2024 war mit dem Fahrrad unterwegs, meldet das Statistische Bundesamt. Demnach kamen im vergangenen Jahr 441 Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer ums Leben. Fast die Hälfte der Verkehrstoten auf dem Fahrrad (43,5 Prozent) waren mit einem Pedelec unterwegs. Größte Gefahr für E-Biker sind Autos. 70,7 Prozent der 92.882 Fahrradunfälle mit Personenschäden waren Kollisionen mit Autos, bei denen die Autofahrer die Hauptschuld trugen.

Alles gecheckt: Nach der Sicherheits-Überprüfung gibt es für das E-Bike eine Prüfplakette. Foto: Laudien
Die E-Räder der Landfrauen werden daher für bessere Sicherheit genau überprüft. Insbesondere Beleuchtung und Reflektoren, die Pflicht sind, etwa an den Reifen und den Pedalen, sowie Rückstrahler werden unter die Lupe genommen. Bei einigen sind die reflektierenden Streifen an den Reifen verblasst, so dass die Bikerinnen von Autofahrern im Dunkeln schlechter wahrgenommen werden. Auch die Ausstattung wird ins Visier genommen. „Reflektoren an Warnwesten und Regenumhang sowie ein reflektierender Kragen können lebenswichtige Accessoires sein“, betont Siegfried Häußler von der Buxtehuder Verkehrswacht.
Helm-Check für mehr Sicherheit
„Ich fahre immer mit Helm und wurde anfangs dafür belächelt“, erzählt Martina Claudé. Doch beim Helm-Check zeigt sich eine Sicherheitslücke: Der Helm ist falsch eingestellt. „Das Ohr muss unbedingt frei sein“, betont Häußler. Denn hören, sehen und reagieren sind für Radfahrer im Straßenverkehr die wichtigsten Voraussetzungen für die eigene Sicherheit.

Falsche Einstellung: Siegfried Häußler korrigert die Helmgurte bei Martina Claudé. Foto: Laudien
Beim Fahrtraining am Parcours in Apensen stehen Kurvenfahrt, Tempowechsel und Bremsen für die Bikerinnen auf dem Programm. „Ich fühle mich sicher, weil ich nicht rase“, sagt Renate Mehrkens aus Apensen. Doch insbesondere das Langsamfahren birgt Risiken für Ungeübte, da das Gewicht des E-Bikes oft unterschätzt wird, so die Experten. Ein E-Bike mit Akku und Motor wiegt rund 25 Kilogramm und ist etwa zehn Kilo schwerer als herkömmliche Räder.

Renate Mehrkens ist langsam unterwegs - aber auch das birgt Risiken.
Risiken beim Langsamfahren
Das Gleichgewicht ist dadurch schwerer zu halten. Konzentriertes Langsamfahren kann den Gleichgewichtssinn trainieren, sagt Bernd Irmer, Vorsitzender der Verkehrswacht Buxtehude. Bei wenig Platz wie auf viel befahrenen Radwegen oder beim Vorbeifahren an parkenden Autos bietet ein gutes Gleichgewicht bessere Kontrolle über das E-Bike. Beim Abbremsen aus schneller Fahrt, rät Irmer, neben dem Betätigen der Bremshebel auch den Oberkörper nach hinten zu verlagern.

Schwierigkeit beim Abbremsen: Erst wenn das Rad zum Stehen gekommen ist, wird abgestiegen, raten die Buxtehuder Experten der Verkehrswacht. Foto: Laudien
Am Ende des Trainings macht Martina Claudé noch eine schmerzliche Erfahrung - beim Anhalten kippt sie mit ihrem E-Bike um. „Wichtig ist, dass das Rad vor dem Absteigen zum Stehen gekommen ist“, rät der Verkehrsexperte.