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Finanzen

TSparen lohnt sich nicht mehr - Was der Deka-Finanzexperte zur Vermögenssicherung rät

Handelssaal der Frankfurter Börse: Aktien gehören zu den beliebten Anlageformen.

Handelssaal der Frankfurter Börse: Aktien gehören zu den beliebten Anlageformen. Foto: Arne Dedert/dpa

Das gute alte Sparbuch? Bringt längst nichts mehr. Das war eine der Botschaften von Finanzexperte Ulrich Kater beim Kapitalmarktausblick der Sparkasse Stade-Altes Land. Das ist die Prognose des Chef-Volkswirts der Deka-Bank.

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Von Björn Vasel
Mittwoch, 17.01.2024, 18:38 Uhr

Jork. Die Schlagzeilen werden weltweit von geopolitischen Krisen dominiert. In der Ukraine ging der russische Angriffskrieg im vergangenen Jahr in einen Abnutzungskrieg wie im Ersten Weltkrieg über, nach dem Terror-Angriff der Hamas rücken israelische Truppen in Gaza vor. Im Roten Meer wird die internationale Schifffahrt durch die Huthi-Rebellen aus dem Jemen bedroht. Doch auf die Weltwirtschaft hätten diese Konflikte (bislang) „wenig Einfluss“ gehabt, wie Dr. Ulrich Kater, Chef-Volkswirt der Deka-Bank, am Dienstagabend beim Kapitalmarktausblick 2024 der Sparkasse Stade-Altes Land im Fährhaus Kirschenland in Jork-Wisch sagte.

Angriffe auf Handelsroute stören Energiemärkte nicht

Viele Containerschiffe und Tanker vermieden seit den Raketenangriffen und Kaperungen auf ihrem Weg von Asien nach Europa den Suez-Kanal. Die Transportkosten würden - aufgrund des Umwegs um Afrika - zwar steigen, aber die Energiemärkte seien noch stabil. Erst bei 120 US-Dollar für das Barrel Öl wäre die Weltwirtschaft wieder in einem Krisenmodus. Aktuell liegt der Preis um 78 US-Dollar, sagte Kater.

Die Weltwirtschaft wachse weiter. Die Unternehmen fahren weiterhin Gewinne ein. Niedrige Arbeitslosigkeit und steigende Löhne befördern in den USA, Europa und Deutschland den Konsum. Die Wirtschaft profitiere immer noch von den staatlichen Milliarden-Programmen und dem Zwangssparen in der Corona-Zeit.

Michael Senf und Astrid Knipping vom Vorstand der Sparkasse Stade-Altes Land im Gespräch mit dem Chef-Volkswirt der Deka-Bank, Dr. Ulrich Kater (Mitte), nach dem Kapitalmarktausblick im Kirschenland in Jork.

Michael Senf und Astrid Knipping vom Vorstand der Sparkasse Stade-Altes Land im Gespräch mit dem Chef-Volkswirt der Deka-Bank, Dr. Ulrich Kater (Mitte), nach dem Kapitalmarktausblick im Kirschenland in Jork. Foto: Vasel

In diesem Jahr rechnet der Deka-Experte mit 2,7 Prozent. Im Jahr 2025 werde sich das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für die Weltwirtschaft bei drei Prozent bewegen. Rückblickend habe es in den vergangenen Jahrzehnten lediglich in Zeiten der Finanzkrise (2008/2009) und der Corona-Pandemie (2020/2021) Einbrüche gegeben. Kurzum: Deka, aber auch Internationaler Währungsfonds und Weltbank, rechnen für 2024 mit einem moderaten Wachstum.

Fachkräftemangel hat Folgen für Börse

Bei den Aktienmärkten werde sich der langfristige Aufwärtstrend fortsetzen - trotz der Krisen. Kater verwies rückblickend auf den Deutschen Aktienindex (Dax), der im vergangenen Jahr - ähnlich wie die Aktienmärkte in den USA und in Europa - um 20 Prozent zugelegt habe und im Dezember auf 16.794 Punkte geklettert sei. Er sprach von einer „eindrucksvollen“ Entwicklung der Werte. Im Jahr 2043 werde der DAX bei 50.000 Punkten liegen, so seine Prognose. Die Verbraucherpreise werden, nach den heftigen Ausschlägen infolge der Corona- und Energiepreis-Inflation, laut der Deka-Prognose um 2,6 Prozent steigen.

Blick in den Saal des Fährhauses Kirschenland in Wisch.

Blick in den Saal des Fährhauses Kirschenland in Wisch. Foto: Vasel

Die Wirtschaftsproteste in Deutschland - sichtbar an den Trecker-Demos der Bauern und am Bahnstreik - hätten bislang keinen Einfluss auf die Börse. Doch Kater rechnet angesichts sinkender Wachstumsraten in der deutschen Wirtschaft mit „mehr Verteilungskämpfen“. Die Werkbank Welt - verbunden mit hohem Wachstum und sinkender Armut weltweit - sei Vergangenheit. Hinzu kommen die Kosten der Umwelt. In Deutschland und Europa werde auch der demografische Wandel zur Bremse. Die Zahl der Arbeitskräfte gehe - anders als beipielsweise in den USA mit einer wachsenden Einwohnerzahl - in Europa zurück.

Aktien und Anleihen sichern Vermögen

Die Nach-Nullzinswelt werde geprägt von einer Inflation über zwei Prozent. Das heutige Zinsniveau werde sich halten. „Positive Realzinsen sind wieder möglich - allerdings nur mit Wertpapieren“, betonte Kater. Wer langfristig die Kaufkraft seines Vermögens erhalten oder erhöhen wolle, so Kater vor den knapp 350 Interessierten, müsse sein Geld in Aktien, Anleihen und Immobilien anlegen. Das Geld auf dem guten alten Sparbuch werde von der Geldentwertung aufgefressen, so der Finanzexperte mit Blick auf die Entwicklung bei Inflation und Zinsen. Bei Unternehmensanleihen konnte erstmals seit langem wieder eine Rendite deutlich oberhalb der Inflationsrate erzielt werden.

Für 2024 habe die Weltwirtschaft gute Chancen, alle globalen Wirtschaftsräume wieder in einem ruhigen Fahrwasser zu sehen. Aus volkswirtschaftlicher Sicht hat der Chef-Volkswirt lediglich einen Wunsch für 2024: „Alles, was die Weltwirtschaft benötigt, ist eigentlich eine ereignislose Zeit, in der die Schockwellen der zurückliegenden Erschütterungen von Pandemie und Geopolitik auslaufen können. Sie muss Zeit haben, sich auf einen neuen Normalzustand einzupendeln.“

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