TStillstand bei der Feuerwehr: Handwerker stellen Arbeit ein

Kein Geld: Es herrscht Stillstand auf der Baustelle des Feuerwehrgerätehauses in Mittelnkirchen. Foto: Vasel
Gemeindebrandmeister Jens Kuck hielt eine Brandrede: Nicht nur der Stillstand auf der Gerätehaus-Baustelle in Mittelnkirchen beschäftigt die Feuerwehrleute in der Samtgemeinde Lühe. Auch der TÜV stellte Mängel am Löschfahrzeug fest.
Hollern. Der Gemeindebrandmeister Jens Kuck mahnte bei der Jahreshauptversammlung der sechs Ortsfeuerwehren der Samtgemeinde Lühe im Hollerner Hof die Wiederaufnahme der Arbeiten in Mittelnkirchen an, damit die 36 Einsatzkräfte vor Ort „wieder sicher ihren Dienst verrichten können“. Wie berichtet, reichen die in den Haushalt eingestellten 150.000 Euro für den Umbau nicht aus. Es wird mit Mehrkosten in Höhe von 100.000 Euro und mehr gerechnet. Die CDU-Fraktion hat in dieser Angelegenheit die Kommunalaufsicht eingeschaltet.
Immerhin steht das Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug der Ortsfeuerwehr nicht mehr in einer Scheune, sondern wieder im Gerätehaus. Die Krux: Der Umbau ist nicht abgeschlossen. Im neuen Mannschafts- und Übungsraum hängen Kabel von der Decke. Feuerwehrleute müssen ihre Einsatzkleidung zu Hause lagern. Es gibt keine Spinde.
Feuerwehr will nicht zum Spielball der Politik werden
Eigentlich sollten die neuen Umkleiden mit Schwarz-Weiß-Bereich - kontaminierte Einsatzkleidung gefährdet die Gesundheit - und getrennten Sanitärräumen für Frauen und Männer bereits Ende 2023 fertig sein. Auch Parkplätze fehlen noch. Mit dem neuen Tor und mehr Platz im Inneren soll das schnelle, sichere Ausrücken möglich werden - ohne Gefahr für Leib und Leben. Das hatte die Feuerwehrunfallkasse bereits 2018 angemahnt.
„Trotz alledem sind wir froh, dass die Samtgemeinde mit dem ersten Feuerwehrgerätehaus angefangen hat“, sagte Kuck. Die Feuerwehr werde sich nicht in den politischen Streit zwischen Samtgemeindebürgermeister Timo Gerke und der CDU einmischen, sie sei neutral. „Wir möchten allerdings auch nicht zum Spielball der Politik werden“, sagte Kuck. Er erwarte, dass alle Parteien „wieder zur Besinnung“ kommen. Die Mängel gefährdeten die Gesundheit der Feuerwehrleute.
Feuerwehr-Bauten
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Weitere Gerätehäuser müssen umgebaut werden
Die Wehren forderten keinen Luxus. Deutlich machte Kuck allerdings auch, dass die Freiwilligen erwarten, dass die Samtgemeinde Lühe in diesem Jahr auch mit der Planung des Umbaus in Neuenkirchen starte. 50.000 Euro sind in den Haushalt eingestellt worden. Kuck: „Wir wollen hoffen, dass das nicht wieder drei bis vier Jahre bis zur Umsetzung dauert.“ Bekanntlich entspricht nicht nur Mittelnkirchen (2008) nicht den Vorgaben, sondern auch das bereits 2002 erbaute Gerätehaus in Hollern-Twielenfleth und das in Neuenkirchen (2004) erfüllen bereits seit der Einweihung nicht den Unfallverhütungsvorschriften. Auch in Hollern stehen die Spinde direkt neben tonnenschweren Fahrzeugen.
Gerke (parteilos) betonte, dass er für die Verzögerungen in Mittelnkirchen die politische Verantwortung übernommen habe. Allerdings habe er immer nach bestem Wissen gehandelt. Architekt und Mitarbeiter hätten ihm gegenüber wiederholt betont, dass Zeitplan und Kosten eingehalten werden - trotz seiner Nachfragen. Das könne auch der Mittelnkirchener Bürgermeister Joachim Streckwaldt (CDU) bestätigen. Gerke beklagte, dass Unwahrheiten verbreitet würden. Doch es gehe weiter: Die Verwaltung werde der Politik am 6. März einen Nachtragshaushalt vorlegen, zu Mehrkosten und Fertigstellungstermin wollte er sich noch nicht äußern.

Geehrt für 50 Jahre in der Freiwilligen Feuerwehr (von links): Alfred Nodop, Klaus Oellrich, Heinz Rolf, Jakob Mohr und Hein-Jakob Flamboe. Zudem wurden Horst Heinrich und Rüdiger König für 60 Jahre geehrt. Foto: Vasel
Löschfahrzeug fällt durch den TÜV
Handlungsbedarf gebe es auch bei den Fahrzeugen. In diesem Jahr soll das 450.000 Euro teure Tanklöschfahrzeug (TLF 4000) für Hollern-Twielenfleth in Dienst gestellt werden. Für 2024 sind 200.000 Euro für ein Tragkraftspritzenfahrzeug für Neuenkirchen eingeplant. Die Neubeschaffung war geschoben worden. Das alte (Baujahr 1996) fiel durch den TÜV, nach der Reparatur ist es vorerst einsatzbereit. Auch die Einsatzleitwagen in Hollern (2005) und Grünendeich (2003) müssten ersetzt werden. Bedarf für Mannschaftstransportfahrzeuge bestehe in Steinkirchen (1999) und, wegen der Jugend- und Kinderfeuerwehr, in Neuenkirchen. Auch das Tanklöschfahrzeug (2000) und das Einsatzboot (1988) in Grünendeich seien in die Jahre gekommen. Angesichts der Finanzlage müsse trotzdem jedes Jahr mindestens ein Fahrzeug ersetzt werden.

Unter Atemschutz bekämpfen Feuerwehrleute im Juni 2023 den Brand im Dachstuhl in Steinkirchen mit Hilfe der Drehleiter aus Harsefeld. Im Inneren sind Löschtrupps im Einsatz, gemeinsam werden auf dem Dach des Hinterhauses die Pfannen entfernt. Foto: Vasel
2023 haben die Ortsfeuerwehren „Werte in Höhe von 2,85 Millionen Euro durch ihren schnellen Einsatz erhalten“. Das hoben Kuck und sein Stellvertreter Jens Kleine bei der Statistik hervor. Der Schaden lag bei einer Million Euro. 2023 habe es 187 Einsätze gegeben (Vorjahr: 193). Herausragende Einsätze waren das Großfeuer des Wohn- und Geschäftshauses in Steinkirchen und eine Personensuche am Lühe-Anleger im Juli.
Jugendarbeit trägt Früchte
279 Aktive engagieren sich in der Feuerwehr für das Gemeinwesen. Unter ihnen sind 30 Frauen. Auch bei den fünf Jugend- und Kinderfeuerwehren läuft es. Diese wachsen kräftig, von 74 auf 93 Kinder und Jugendliche. Diese werden aktuell von 24 Freiwilligen betreut. Bürgermeister Gerke dankte den Freiwilligen für ihr Engagement, Pastor Olaf Prigge gab ihnen Gottes Segen mit auf den Weg.

Großeinsatz: Im August versank ein VW Caddy am Lühe-Anleger in Grünendeich. Foto: Vasel