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TTausende Follower: Altländer Imker liegt auf Social Media im Trend

Jan Biggemann wollte eigentlich Landwirt werden. Als Imker sei er auch Landwirt, nur ohne Land, sagt er.

Jan Biggemann wollte eigentlich Landwirt werden. Als Imker sei er auch Landwirt, nur ohne Land, sagt er. Foto: Stehr

Hobbyimker Jan Biggemann erreicht auf Instagram und Youtube Tausende Menschen. Warum er sich als Landwirt sieht und warum er niemals günstigen Honig kaufen würde.

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Von Lena Stehr
Montag, 26.05.2025, 17:50 Uhr

Jork. Was macht ein Altländer, der die Landwirtschaft liebt, aber keinen Hof hat? Er wird Hobbyimker. So war es zumindest bei Jan Biggemann aus Jork-Königreich. „Ich habe mal in einer Doku jemanden sagen hören, dass Imkern Landwirtschaft ohne Land ist“, sagt der 42-Jährige, der hauptberuflich im IT-Management arbeitet. Vor rund sieben Jahren holte er sich daraufhin seine ersten beiden Bienenvölker in Omas Nachbargarten an der Este. Seitdem ist er süchtig, sagt er, und hat inzwischen in mehreren Obsthöfen in der Region seine Bienenvölker stehen.

Tausende Follower in sozialen Medien

Jan Biggemann gehört damit zu etwa 143.000 deutschen Imkerinnen und Imkern, von denen die große Mehrheit bis zu 25 Bienenvölker hat. Weniger als ein Prozent der Mitglieder des Deutschen Imkerbund e.V. betreibt die Imkerei erwerbsmäßig. Sie kümmern sich um bis zu 150 Völker.

Zu einem Bienenvolk gehören im Frühjahr etwa 50.000 Bienen.

Zu einem Bienenvolk gehören im Frühjahr etwa 50.000 Bienen. Foto: privat

Mit vielen Berufsimkerinnen und Berufsimkern aus Deutschland und der ganzen Welt hat Jan Biggemann in den vergangenen drei Jahren gesprochen - öffentlich auf seinem Youtube-Kanal mit fast 4000 Abonnenten. Seine Videos „Interview mit einem Imker“ werden teilweise an die 10.000-mal geklickt. Auf Instagram (koenigreicher_bluetenhonig) folgen Jan Biggemann mehr als 6000 Menschen. Als Influencer sieht er sich trotzdem nicht. Dafür sei das Thema Imkern zu nischig.

Die 40. Folge "Interview mit einem Imker" mit Jürgen Binder hatte fast 10.000 Aufrufe auf YouTube.

Die 40. Folge "Interview mit einem Imker" mit Jürgen Binder hatte fast 10.000 Aufrufe auf YouTube. Foto: Jan Biggemann

Innerhalb dieser Nische ist Jan Biggemann dafür umso erfolgreicher. Dabei sei die Idee zum „Interview mit einem Imker“ aus der Not heraus entstanden. „Es gibt Tausende Anfängerbücher über das Imkern. Ich wollte aber wissen und verstehen, wie man Berufsimker wird und es schafft, sich um bis zu 150 Völker zu kümmern“, sagt er. In seinen Beiträgen werden allgemeines Wissen, Tricks und Geheimnisse rund ums Imkern geteilt.

Jan Biggemann hat vor sechs Jahren angefangen zu imkern. Seit drei Jahren hat er einen eigenen Youtube-Kanal mit inzwischen knapp 4000 Abonnenten.

Jan Biggemann hat vor sechs Jahren angefangen zu imkern. Seit drei Jahren hat er einen eigenen Youtube-Kanal mit inzwischen knapp 4000 Abonnenten. Foto: Stehr

Nichts anderes machen die örtlichen Imkervereine, zum Beispiel indem sie Jungimkern einen erfahrenen Paten an die Seite stellen. Als Mitglied im Kreisimkerverein Stade hat auch Jan Biggemann schon einigen anderen das Imkern auf diesem Weg nähergebracht. Vielen sei aber letztendlich doch der „klebrige Aufwand“ zu groß, sagt er. Pro Volk und Jahr müsse man fünf Stunden einplanen. Stiche müssen ebenfalls einkalkuliert werden. 50 auf einmal waren Jan Biggemanns Stiche-Rekord.

Mit Sommerhonig lecker grillen

Die arbeitsintensivste Zeit ist das späte Frühjahr, wenn der erste Honig geerntet und - meist in der eigenen Küche unter Einhaltung bestimmter Hygienevorgaben - geschleudert werden kann. Den Frühjahrshonig bezeichnet Jan Biggemann als Kinderhonig, der blumig, fruchtig und sehr süß schmeckt. Sommerhonig sei deutlich kräftiger im Geschmack und ideal zum Grillen geeignet. Sein Tipp: Einfach ein bisschen Honig übers Fleisch streichen.

Wie viele andere Hobbyimker verkauft auch Jan Biggemann seinen Honig an Freunde, Bekannte und Nachbarn. Wer an seinem Haus vorbeikommt, kann sich zudem selbst über eine kleine Vitrine bedienen. Für ein 500-Gramm-Glas nimmt Jan 7Euro. Dass es im Supermarkt Honig für deutlich weniger Geld gibt, sieht er kritisch. „Honig ist das am meisten gefälschte Lebensmittel“, sagt der Hobbyimker. Tatsächlich ergab eine 2023 veröffentlichte Untersuchung der EU-Kommission, dass fast jede zweite getestete Honigprobe gestreckt war, zum Beispiel mit Sirup auf Mais-, Reis- oder Zuckerrübenbasis.

Auch der Deutsche Berufs- und Erwerbsimkerbund und der Europäische Berufsimkerbund haben Proben von Honigen aus deutschen Supermärkten untersuchen lassen. Mit einer neuen DNA-Analyse, die allerdings noch nicht anerkannt ist. Demnach waren 25 von 30 untersuchten Supermarkt-Honigen gestreckt.

Jan Biggemann verkauft seinen Honig im 500-Gramm-Glas für sieben Euro.

Jan Biggemann verkauft seinen Honig im 500-Gramm-Glas für sieben Euro. Foto: privat

Die EU hat inzwischen reagiert: So muss auf den Verpackungen künftig das Herkunftsland deutlich erkennbar angegeben werden. Bislang muss nur angegeben werden, ob der Honig aus der EU stammt oder nicht. Zudem muss künftig klar werden, wie groß der Anteil des Honigs aus den jeweiligen Ländern ist.

Bis die Vorgaben umgesetzt sein müssen, gilt eine Übergangsfrist von rund zwei Jahren. Um verfälschten Honig besser zu erkennen, soll die EU außerdem ein besseres System der Rückverfolgbarkeit und ein Referenzlabor zur Überprüfung des Honigs einrichten.

Deutscher Honig deckt nur 20 Prozent des Bedarfs

Verbraucherschützer und natürlich auch die deutschen Imker empfehlen den Kauf von deutschem Honig. Der deckt aber nur etwa 20 Prozent des Bedarfs. Jeder Deutsche isst jedes Jahr im Schnitt ein Kilo Honig. Alle deutschen Imker ernten zusammen zwischen 15.000 und 25.000 Tonnen Honig pro Jahr. Bienen produzieren pro Volk durchschnittlich 20 bis 30 Kilo Honig jährlich, in guten Jahren sogar bis zu 60 Kilo. Für 500 Gramm Honig fliegen Arbeitsbienen etwa 2 Millionen Pflanzen an und bestäuben circa 7,5 Millionen Blüten.

„Wir Imker haben einen Vertrag mit den Bienen“, sagt Jan Biggemann.

„Wir Imker haben einen Vertrag mit den Bienen“, sagt Jan Biggemann. Foto: Stehr

„Wir Imker haben einen Vertrag mit den Bienen. Wir sorgen für sie, geben ihnen ein Haus und nehmen uns dafür einen Teil ihres Honigs“, sagt Jan Biggemann. Die Insekten hätten dann trotzdem noch genug Honig, um über den Winter zu kommen. Kein deutscher Berufsimker, den er kenne, gehe schlecht mit seinen Bienen um. „Und ich kenne sie alle.“

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Bienen produzieren pro Volk durchschnittlich 20 bis 30 Kilo Honig jährlich, in guten Jahren sogar bis zu 60 Kilo.

Bienen produzieren pro Volk durchschnittlich 20 bis 30 Kilo Honig jährlich, in guten Jahren sogar bis zu 60 Kilo. Foto: privat

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