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Dixi-Klo und Co

TToiletten mit Bubblegum-Duft: Das steckt hinter den pinken WCs im Alten Land

Standortleiterin Sophie Hamann-Berninger zeigt das Innere der pinken Toiletten.

Standortleiterin Sophie Hamann-Berninger zeigt das Innere der pinken Toiletten. Foto: Felsch

Die pinken Häuschen, vereinzelt im Alten Land zu sehen, sind kein neuer Werbegag der Telekom, sondern mobile WCs einer Berliner Firma, die jetzt im Norden den Markt erobern will.

Von Franziska Felsch Sonntag, 30.03.2025, 09:15 Uhr

Neuenfelde. Das Geschäft mit dem Geschäft ist nichts Neues. Wer das Wort Miettoilette im Internet eingibt - umgangssprachlich nach dem führenden Hersteller als Dixi-Klo bezeichnet - erhält Dutzende von Anbietern aus Gesamt-Deutschland. Auch ein Unternehmen in Horneburg gehört dazu.

Bernd Mirkens und Bernd Glaser verleihen ihre Mobiltoiletten seit 1988, hauptsächlich für Baustellen und traditionelle Veranstaltungen wie den Estering. Zehn Mitarbeiter kümmern sich um alles, was dazugehört. „Wir sind sehr flexibel im Service und liefern schnell, was unsere Kunden zu schätzen wissen“, sagt Henrik Mießner von Mirkens & Glaser, die hauptsächlich türkisfarbene Häuschen - davon 1000 - im Programm haben.

Mitarbeiter Tim Hermann präsentiert die Rakete.

Mitarbeiter Tim Hermann präsentiert die Rakete. Foto: Felsch

Blaue, graue sowie grüne Mobiltoiletten kennt wohl jeder. Vor fünf Jahren kam ein Berliner Unternehmen auf die Idee, mehr Farbe ins Geschäft zu bringen. Weg vom dezenten Grau-Blau hin zum knalligen Pink. Diese Wölkchen genannten Häuschen gibt es auch in der Region: „Wir sind frech, wir sind anders“, sagt Sophie Hamann-Berninger. „Einmal ist es das pinke Design und der Kaugummi-Duft, mit dem die Kabinen von innen eingesprüht werden. Eine weitere Besonderheit ist unsere Werbung“, so die Leiterin des Standorts Neuenfelde.

Schräge Werbevideos im Netz

Unter dem Begriff Wölkchen vermarkten die Gründer Matthias Heise und Frank Krische normale Toilettenkabinen, Behinderten-WCs und Pissoirs, Letztere unter dem Namen Wölkchen-Rakete. Die Raketen sind zur Hälfte schwarz. Pink käme dann wohl doch nicht so gut an bei den Herren, mutmaßt Sophie Hamann-Berninger.

Auch ein behindertengerechtes WC gehört zum Programm.

Auch ein behindertengerechtes WC gehört zum Programm. Foto: Felsch

Ähnliche Modelle gibt es von einer dänischen Firma, die rosa Pissoirs für Frauen auf Festivals auf den Markt brachte. Die kennt Sophie Hamann-Berninger auch, doch die Berliner setzen mit Wölkchen eher auf die Klassiker, nur eben in einer neuen Farbe. Nicht nur die sorgt für Furore.

Auch mit seinen Videos auf den Social-Media-Kanälen will das Start-up die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Da springt ein Äffchen, angezogen vom Duft der Wölkchen-Kabine, auf dieselbe, wird von einem menschlichen Dschungelbewohner im Baströckchen und von einem Dinosaurier gestört, natürlich in Pink. Vertriebschef Heiko Stellmacher bittet Promis zum Toiletten-Talk in die Kabine. So wie Axel Schulz, ein Freund von Stellmacher, der die WCs für seine Feten bucht. Die Klobürste ersetzt das Mikro - wie könnte es anders sein.

Die Wölkchen-Rider sorgen für Reinheit und Frische

Die Wölkchen-Rider bringen die mobilen Kabinen mit einem schwarzen E-Laster zu den Kunden. Die Laster ziert das Logo mit gekreuzten Klobürsten. So präsentiert sich auch das Banner auf dem Gelände am Marschkamp 11 in Neuenfelde. Darunter die pinken Häuschen, von denen an diesem Standort 500 stehen. 6000 sind es bundesweit.

Umweltfreundliche Unternehmensphilosophie

Die Toiletten benötigen keine Anschlüsse für Strom oder Wasser und sind somit flexibel einsetzbar, was auch auf die Modelle der Mitbewerber zutrifft.

Das klassische Wölkchen hat ein Urinal und eine Sitztoilette.

Das klassische Wölkchen hat ein Urinal und eine Sitztoilette. Foto: Felsch

Die Erfindung geht zurück auf den in Deutschland stationierten amerikanischen Soldaten Fred Edwards, der 1973 in seiner Garage die mobile Version eines stillen Örtchens zusammenschraubte - für mehr Privatsphäre beim Verrichten der Notdurft. Ihm soll der Donnerbalken zu stinkig und laut gewesen sein.

Mit Dixi, wie er seine Toiletten nannte, war er so erfolgreich, dass er das Militär verließ. Seinen ersten Großauftrag erhielt er vom Vatikan, der Tausende der Toiletten für die Freiluftgottesdienste von Papst Paul II. 1980 in der Bundesrepublik bestellte.

1983 eroberte Harald Müller mit seiner Designertoilette den Markt. Konkurrent Toi Toi und Dixi fusionierten Ende der 90er Jahre. Mittlerweile gibt es mehrere Mitbewerber, die sich dem Geschäft mit dem Geschäft widmen. Von den menschlichen Hinterlassenschaften - ob groß oder klein - lässt sich immer noch gut leben.

Auffallend ist die pinke Farbe.

Auffallend ist die pinke Farbe. Foto: Felsch

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