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Ukraine-Hilfe

TTrotz Firmeninsolvenz und Erkrankung: Nindorfer unterwegs im Kriegsgebiet

Meikel Zabel vor einem zerbombten Haus in Donezk.

Meikel Zabel vor einem zerbombten Haus in Donezk. Foto: Laudien

Meikel Zabel aus Nindorf bringt regelmäßig Hilfsgüter in die Ukraine. Bei seinem letzten Besuch gab es ein Treffen, das ihn besonders berührte.

Von Susanne Laudien Donnerstag, 28.11.2024, 11:25 Uhr

Nindorf. Der Ukraine droht ein schwieriger Winter. Große Teile der Strom- und Energieinfrastruktur wurden durch russische Angriffe zerstört. Die Wärmeversorgung ist nicht gesichert. Menschen müssen in unbeheizten Wohnungen und Notunterkünften ausharren. Laut statistischem Bundesamt wurden von zwei Millionen Menschen die Häuser zerstört oder beschädigt. Dringend werden deshalb Hilfsgüter benötigt, um die kalte Jahreszeit zu überleben.

Seit Kriegsbeginn im Februar 2022 unterstützt Meikel Zabel aus Nindorf die Opfer aus der Ukraine. Er und andere Dorfbewohner nahmen gleich zu Beginn des Krieges Geflüchtete bei sich auf. Außerdem organisiert Zabel seitdem, wie mehrfach berichtet, regelmäßig Spendensammlungen für die Ukraine sowie Hilfslieferungen für Kinderheime, Krankenhäuser und Schulen, die er mit Hilfsgütern aus der Samtgemeinde Apensen versorgt.

Hilfe für Schulen und Krankenhäuser

Doch die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung sei hierzulande mittlerweile zurückgegangen, sagt Zabel. Zudem werden statt Kleidung und Spielzeug derzeit verstärkt Möbel für zerbombte Schulen und Krankenhäuser benötigt wie etwa Pflegebetten sowie Matratzen, Bettwäsche, Rollstühle und weitere medizinische Hilfsmittel, auch Feldbetten und warme Schlafsäcke.

Von Shampoo bis Internet - Meikel Zabel beliefert die Ukraine weiterhin mit Hilfsgütern.

Von Shampoo bis Internet - Meikel Zabel beliefert die Ukraine weiterhin mit Hilfsgütern. Foto: Laudien

Nach wie vor fährt Zabel die Transporte mit Hilfsgütern häufig persönlich in die Ukraine. Nach Firmeninsolvenz und ernsthafter Erkrankung ist der Unternehmer am 30. Oktober erneut mit seiner Lebensgefährtin Maria Zaverukha von Nindorf nach Donezk aufgebrochen und insgesamt 5200 Kilometer unterwegs gewesen.

Zwölf Stunden habe die Fahrt bis Lemberg gedauert. Von dort ging es weitere sechs Stunden nach Kiew. Dort ist das Paar von Ortsvertretern für die unermüdliche Unterstützung der Ukraine ausgezeichnet worden. 262 Tonnen Hilfsgüter hat der von Zabel gegründete Verein KiRet von der Samtgemeinde Apensen bereits ins Kriegsgebiet in die Ukraine geliefert.

Vom Ortsvertreter erhielt Meikel Zabel in Kiew eine Auszeichnung für seine humanitäre Hilfe.

Vom Ortsvertreter erhielt Meikel Zabel in Kiew eine Auszeichnung für seine humanitäre Hilfe. Foto: Zabel

Auszeichnung für humanitäre Unterstützung.

Auszeichnung für humanitäre Unterstützung. Foto: Zabel

Fahrt im gepanzerten Militärfahrzeug

In Kiew besuchte Zabel unter anderem ein Krankenhaus, in dem auch ukrainische Soldatinnen und Soldaten behandelt werden, die im Krieg schwer verletzt wurden. Besonders berührte ihn das Schicksal einer jungen Soldatin, die beide Arme verlor. Für sie - und viele andere Verletzte - sammelt Zabel aktuell Gelder für Armprothesen.

Stellungen der ukrainischen Soldaten an der Front bei Donezk.

Stellungen der ukrainischen Soldaten an der Front bei Donezk. Foto: Laudien

Von Kiew führte die Fahrt durch das Kriegsgebiet auch nach Charkiw und von dort weiter nach Donezk unweit der russischen Grenze. „Wir wurden von den Militärs in einem gepanzerten Fahrzeug mitgenommen“, schildert der Nindorfer Unternehmer. Mittlerweile würde man ihn dort von seinen etlichen Hilfslieferungen bereits kennen, sagt er. Alleine komme dort keiner mehr hin. An den Kontrollpunkten müssten Codes angegeben werden. Nur die Militärs hätten Zugang und wüssten, wo genau die Frontlinien verlaufen.

Feldbetten und Thermo-Schlafsäcke

Ein erschütterndes Bild bot sich den Nindorfern bei ihrer Fahrt durch die Orte im Osten der Ukraine. Seine Fotos und Videos zeigen zerbombte Häuser, darunter Schulen und Krankenhäuser. Die Situation verschlechtere sich zunehmend, sagt Zabel. Es sei sehr kritisch. „Zudem kommt jetzt auch noch der Winter.“ Wenn nachts die Bomben einschlagen, stehen die Bewohner von einer Minute auf der anderen bei eisiger Kälte auf der Straße.

Meikel Zabel vor einem zerbombten Haus in Donezk. Die Bewohner wurden in einer Sammelunterkunft unterbracht.

Meikel Zabel vor einem zerbombten Haus in Donezk. Die Bewohner wurden in einer Sammelunterkunft unterbracht. Foto: Zabel

Er habe es selber erlebt, als nachts Raketen in ein Mehrfamilienhaus einschlugen und die Bewohner zwangsläufig in einer leeren Halle untergebracht wurden. „Die Menschen benötigen jetzt dringend Feldbetten und warme Schlafsäcke“, sagt Zabel. Des Weiteren werden auch Thermo-Pads für Füße und Hände benötigt sowie Decken, Shampoo und Feuchttücher.

Hoffnung auf Spenden

Er habe einen deutschen Sponsor gefunden, der über hundert Thermoschlafsäcke spenden will. Womöglich sei auch ein Hersteller von Armprothesen bereit zu helfen. Dennoch wird dringend noch weitere Unterstützung benötigt. Zabel hofft auf Spenden von weiteren Unternehmen und aus der Bevölkerung. Kontakt: info@kiret.de.

„Die Situation vor Ort ist sehr kritisch. Was Putin vor hat, weiß keiner genau“, sagt Zabel. Der Nindorfer will auf jeden Fall weiterhelfen und kurz vor Weihnachten wieder mit dringend benötigten Hilfsgütern in die Ukraine fahren.

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