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Öko-Ausgleich

TVogelparadies statt Hotel: Hamburg will Hahnöfersand nicht an Jork verkaufen

Blick auf Hahnöfersand: Links sind das Gefängnis und der Hafen zu sehen, rechts der Schafstall des Deichverbandes.

Blick auf Hahnöfersand: Links sind das Gefängnis und der Hafen zu sehen, rechts der Schafstall des Deichverbandes. Foto: Martin Elsen

Hamburg wird Hahnöfersand nicht verkaufen. Das hat Senatorin Karen Pein Jorks Bürgermeister Matthias Riel mitgeteilt. Die Hansestadt will die Insel weiter in ein Feldlerchen-Paradies verwandeln. Dennoch ist ein Kompromiss in Sicht.

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Von Björn Vasel
Donnerstag, 25.07.2024, 11:50 Uhr

Jork. Im April hatte der Jorker Rat einstimmig - auf Initiative von CDU und FDP - Bürgermeister Matthias Riel beauftragt, mit Hamburg über einen Erwerb zu sprechen. Hahnöfersand gehört seit 1902 der Stadt. 2027/2028 wollen die Hamburger die Justizvollzugsanstalt schließen und nach Billwerder verlagern.

Hahnöfersand wird zur Hamburger Ausgleichsfläche

„Doch die Hamburger wollen uns die Insel nicht verkaufen“, sagte Riel dem TAGEBLATT nach einer Videokonferenz mit der Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, Karen Pein (SPD). Damit ist klar: Hamburg wird, abgesehen vom Schafstall, alle Gebäude abreißen. Die Insel soll als Öko-Ausgleichsfläche für den Neubau des Jugendgefängnisses in Billwerder und ein neues Stadtviertel in Billwerder dienen.

Im Zuge der Bebauung müssen Ersatzflächen für die Feldlerche geschaffen werden. 36 Brutpaare müssen sich eine neue Heimat suchen. Die Feldlerche gilt als „stark gefährdet“, sie steht seit 2018 auf der Roten Liste. Ungefähr 750 Brutpaare gibt es in Hamburg.

Eigentlich hatte das Oberverwaltungsgericht Hamburg den Ausgleich im Alten Land am 27. Februar 2024 gekippt. Die Richter vertraten die Auffassung, dass Hahnöfersand zu weit entfernt von Billwerder ist. Allerdings gibt es laut Senat im Stadtgebiet keine Flächen.

Neue Reviere auf Hahnöfersand: Hier sollen die Hamburger Feldlerchen-Paare nach der Vertreibung ihr Asyl finden.

Neue Reviere auf Hahnöfersand: Hier sollen die Hamburger Feldlerchen-Paare nach der Vertreibung ihr Asyl finden. Foto: Hamburg

Doch die Stadt kann sich selbst eine artenschutzrechtliche Ausnahme erteilen, um den geplanten 118 Hektar großen neuen Stadtteil Oberbillwerder doch noch zu ermöglichen. Das ist in Paragraf 45 des Bundesnaturschutzgesetzes geregelt.

Feldlerchen sollen umgesiedelt werden

Neun Feldlerchen-Brutpaare sollen „sofort“ im Alten Land ein Asyl finden, weitere sechs nach Abriss des Gefängnisses ab 2027. Die Feldlerchen benötigen offenes Gelände und extensives Grünland. Deshalb müssten auf Hahnöfersand fast alle Bäume und die Gebäude weichen. Ob die Vögel umziehen, ist allerdings offen.

All das geht aus dem 14-seitigen neuen Ausgleichskonzept hervor, das dem TAGEBLATT vorliegt. Im Zuge des Bebauungsplanverfahrens für Billwerder werden auch die Altländer eine Stellungnahme abgeben.

Jorks Bürgermeister setzt auf Kompromiss-Lösung

Riel bedauert, dass Hamburg keinen einzigen Quadratmeter der 68-Hektar-Insel an die Kommune verkaufen will. Im Fokus müsse jetzt die Sicherstellung des Küstenschutzes stehen. „Das hat für mich oberste Priorität“, sagte der Bürgermeister. Er werde dem Rat vorschlagen, jetzt auf einen öffentlich-rechtlichen Vertrag mit Hamburg zu setzen. In diesem soll rechtssicher festgeschrieben werden, dass das Feldlerchen-Paradies kein Hindernis für Deichbau und -unterhalt in der Brutzeit darstellt.

Hamburg, Kreis, Gemeinde und Deichverband sollen diesen Vertrag schließen. Der Deich soll bekanntlich erhöht werden. Außerdem soll die kleine touristische Nutzung und ein Kleilager ermöglicht werden. Der Elberadweg soll in Zukunft über die Insel verlaufen. Schutzhütten und Info-Tafeln zu Natur und Geschichte sollen aufgestellt werden. Die Straßen (Deichverteidigungs- und Treibselräumweg) sind ohnehin im Eigentum des Deichverbandes. Der Bebauungsplan soll gemeinsam mit Hamburg entwickelt werden. Senatorin Pein sehe die Interessen der Altländer bei der Deichsicherheit, lobt Riel.

Feldlerche im Anflug.

Feldlerche im Anflug. Foto: Nabu/Mathias Schäf

CDU und FDP hatten gehofft, die Insel für einen symbolischen Preis erwerben zu können. Gefängnisgebäude sollten für Tourismus und Insel-Museum genutzt werden, am Hafen hätte ein Hotel mit Marina entstehen können. Auch die Sportanlagen hätten weiter genutzt werden können. Hamburg hätte sich den 14 Millionen Euro teuren Abriss zum Teil sparen können.

Oberdeichrichter Wilhelm Ulferts hofft indes weiter auf einen Verkauf von Schafstall und der Flächen für das 6,5 Hektar große Kleilager. Weitere Gespräche folgen im August.

Blick auf Hahnöfersand: Links sind das Gefängnis und der Hafen zu sehen, rechts der Schafstall des Deichverbandes.

Blick auf Hahnöfersand: Links sind das Gefängnis und der Hafen zu sehen, rechts der Schafstall des Deichverbandes. Foto: Martin Elsen

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