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Taubenzucht

TVolker Tamcke hält die Supermodels im Alten Land

Züchter Volker Tamcke begutachtet eine seiner Strasser-Tauben für die Ausstellung in der Altländer Festhalle in Jork an diesem Wochenende.

Züchter Volker Tamcke begutachtet eine seiner Strasser-Tauben für die Ausstellung in der Altländer Festhalle in Jork an diesem Wochenende. Foto: Vasel

Volker Tamcke ist seit 50 Jahren Taubenzüchter. Seine Leidenschaft gehört der Strasser-Taube. Mit 350 Hühnern und Tauben zeigen sich seine Strasser am Wochenende in Jork von ihrer schönsten Seite. Doch seine Tiere sind mehr als gefiederte Models.

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Von Björn Vasel
Samstag, 02.12.2023, 11:00 Uhr

Jork. Wenn Züchter Volker Tamcke aus Neuenkirchen seine Strasser betrachtet, gerät der Altländer ins Schwärmen. Seit 50 Jahren züchtet der Vorsitzende des Rassegeflügel-Züchtervereins Jork und Umgebung von 1912 (RGZV) bereits Tauben. „Eine wichtige Aufgabe der Rassegeflügelzucht ist es, das Gen-Reservoir der alten Rassen zu erhalten“, betont Tamcke (59). Sein Herz schlägt für die Strasser-Tauben. Diese sind um 1850 in Mähren gezüchtet worden. Der Pfarrer Václav Volny soll der erste Züchter gewesen sein.

Die Strasser-Tauben sollen aus der Verpaarung von Florentinern, Kropftauben und Feldtauben hervorgegangen sein. Heute werden Strasser nicht nur in Tschechien und in der Slowakei, sondern auch in Österreich und in Deutschland gehalten. Die Vielfalt ist groß. Es gibt 31 Farbenschläge, weiß Tamcke. Seine schwarz-weißen Tauben zeichnen sich durch Grünlack aus, der durch die schwarzen Federn schimmert. Heute landen sie nicht mehr auf dem Teller. Als Masttauben soll(t)en sie - rund 850 Gramm schwer - ursprünglich vor allem Fleisch liefern. Und so werden Tamckes Tiere heute bis zu zehn und mehr Jahre alt.

Züchter überlassen nichts dem Zufall

Vor der großen Rassegeflügel-Ausstellung in der Altländer Festhalle an diesem Wochenende werden die Tauben wie Top-Models schick gemacht. Ein Bad gehört dazu. Volle Brust und großer Kopf, das sind zwei wichtige Kriterien für die Zucht. Die Ausstellungen dienen in erster Linie dem Austausch, um die Erhaltung der Rasse zu sichern und sich über Fragen der Haltung auszutauschen. Dafür wälzen Tamcke & Co. nicht nur Fachbücher, auch die Kenntnis der Mendelschen Regeln aus den alten Bio-Schulbüchern ist unerlässlich, damit die richtigen Merkmale weiter vererbt werden.

In solchen Kisten geht es - stressfrei dank Dunkelheit - zur Ausstellung.

In solchen Kisten geht es - stressfrei dank Dunkelheit - zur Ausstellung. Foto: Vasel

Hemmungslosen Sex gibt es im Taubenschlag nicht. Tamcke schließt die Ehe von Täuberich und Täubin. Aktuell leben sie - nach der Mauser im Herbst - im Schlag nach Geschlechtern getrennt. Im Frühjahr beobachtet der Neuenkirchener die Wildtauben. Wenn diese sich paaren, ist es auch Zeit für seine Strasser: „Ich orientiere mich an der Natur.“ Im Winter wäre es für Brut und Taubenküken ohnehin zu kalt. Strasser seien gute Elterntiere, die ihre Eier verlässlich bebrüten. In einem Haustierrassen-Buch aus der Habsburger-Monarchie heißt es: „Strasser sind Nutztauben ersten Ranges. In ihrer Fruchtbarkeit, leichten Aufzucht und schnellen Mastfähigkeit werden sie kaum von einer anderen Rasse übertroffen.“

Körner und Vitamine sind ihr Leibgericht

In speziellen Kisten geht es zur Ausstellung. Im Inneren ist es dunkel, damit die Tiere möglichst keinen Stress haben. Eine Amtstierärztin habe immer einen Blick auf die Tiere, unterstreicht Josephine Führer vom RGZV. Das Tierwohl stehe immer an erster Stelle. Die richtige Ernährung sei wichtig. Jeder Züchter schwört auf sein Futter, das besteht unter anderem aus Weizen und Gerste, aber auch aus Sonnenblumenkernen. Hinzu kommen Elektrolyte und Vitamine.

Das Futter - Hauptbestandteil sind Weizen und Gerste - der Tauben ist vielseitig, zusätzlich gibt es Elektrolyte und Vitamine.

Das Futter - Hauptbestandteil sind Weizen und Gerste - der Tauben ist vielseitig, zusätzlich gibt es Elektrolyte und Vitamine. Foto: Vasel

Für Tamcke ist der Taubenschlag ein Ort der Entspannung, hier könne er vom Alltag abschalten. Sein Hobby liege im Trend. Mittlerweile habe der Verein rund 150 Mitglieder. Nicht erst seit Corona interessierten sich junge Familien für die Haltung, vor allem von Hühnern. „Viele wollen wissen, wo ihr Frühstücksei herkommt“, so der Vorsitzende. Zwerghühner wie Welsumer könnten auch in kleinen Gärten gehalten werden. Die neugierigen Welsumer seien robust und eigneten sich „sehr gut als Anfängerhuhn“. 180 Eier lege eine Henne im Jahr, sie beginnen schon nach fünf Monaten mit dem Legen. Das Dotter alter Rassehühner sei deutlich geschmackvoller. Um die acht Quadratmeter benötige ein Huhn. In modernen Ställen gibt es nur noch zwei Arten von Hochleistungshühnern (Hybridhühner). Dem Verein gehe es deshalb auch um den Erhalt alter Rassen. Mehr als 180 Hühner- beziehungsweise 300 Tauben-Rassen gebe es.

Geflügelhaltung verbindet Generationen

Das Halten verbinde die Generationen und wirke sich auch positiv auf die Entwicklung von Kindern aus: „Sie lernen, Verantwortung zu übernehmen.“ Der Verein biete ein Netzwerk. Wer beitrete, müsse nicht unbedingt an Ausstellungen teilnehmen. Doch im Verein gebe es wichtige Tipps, und auch die Impfungen werden organisiert. In Gedenken an zwei verstorbene Mitglieder sprechen die Altländer von der Erich-Köster- und Helmut-Rüffer-Gedächtnisschau. Die Schau in der Altländer Festhalle in der Schützenhofstraße in Jork ist am Sonnabend, 2. Dezember, von 15 bis 18 Uhr und Sonntag, 3. Dezember, von 9 bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist kostenlos. Es gibt Kaffee und Kuchen - und Einblicke in die wunderbare Welt des Rassegeflügels.

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