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Energiewende

TWarum diese Photovoltaikanlage gut für Äpfel und den Geldbeutel ist

Blick auf das Dach des Obsthofs Bremer in Neuenkirchen. Die Bürger-Energie-Genossenschaft Altes Land und Horneburg hat eine Photovoltaikanlage installiert.

Blick auf das Dach des Obsthofs Bremer in Neuenkirchen. Die Bürger-Energie-Genossenschaft Altes Land und Horneburg hat eine Photovoltaikanlage installiert. Foto: Vasel

Es ist das erste Projekt der Bürger-Energie-Genossenschaft Altes Land und Horneburg: In Neuenkirchen zapfen sie jetzt die Sonne an. Das ist das Modell dahinter.

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Von Björn Vasel
Sonntag, 05.10.2025, 05:50 Uhr

Altes Land. Im August 2023 haben Altländer und Horneburger die Bürger-Energie-Genossenschaft Altes Land und Horneburg gegründet. Die Bürgerinnen und Bürger wollten die Energiewende vor Ort selbst in die Hand nehmen. Mittlerweile sitzen 82 Genossen mit im Boot, sagt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Joachim Sellner.

Diese Äpfel werden mit Solarstrom gekühlt: Rolf Rudorffer, Joachim Sellner und Edgar Schmidt von der Bürger-Energie-Genossenschaft im Gespräch mit Obstbauer Hans-Jürgen Bremer (2. von rechts) vor dem Lager.

Diese Äpfel werden mit Solarstrom gekühlt: Rolf Rudorffer, Joachim Sellner und Edgar Schmidt von der Bürger-Energie-Genossenschaft im Gespräch mit Obstbauer Hans-Jürgen Bremer (2. von rechts) vor dem Lager. Foto: Vasel

Jetzt hat die Bürger-Energie-Genossenschaft ihr Pilotprojekt vorgestellt - auf einem Obsthof im Alten Land. Auf dem Dach der Lagerhalle des Obstbauern Hans-Jürgen Bremer hat die Genossenschaft in Neuenkirchen ihre erste Solaranlage installieren lassen. Dort sind jetzt insgesamt 58 Hochleistungsmodule montiert.

Pilotprojekt auf Obsthof geht ans Netz

„Diese werden im Jahr etwa 24.000 kWh Energie erzeugen“, rechnet der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Edgar Schmidt, vor. Ihn kennen viele durch sein Engagement beim E-Carsharingverein Dorfstromer und in der Kommunalpolitik der Samtgemeinde Lühe.

Die Anlage wurde von der Bürger-Energie-Genossenschaft Altes Land und Horneburg zusammen mit der WinBux GmbH geplant und errichtet. In dem Unternehmen entwickeln Photovoltaikexperten der Stadtwerke Buxtehude und der Stadtwerke Winsen maßgeschneiderte PV-Lösungen. Die Genossen vor Ort übernehmen als Eigentümer und Betreiber die Anlage und die Wartung. Rund 30.000 Euro haben sie in die Hand genommen.

Gezielt hat die Bürger-Energie-Genossenschaft einen Obstbaubetrieb ausgesucht. Zur Ernte ist der Energiebedarf auf den Höfen sehr hoch. Der Grund: Die Äpfel werden bis zum Verkauf in Langzeitlagern eingelagert - bei niedrigen Temperaturen und sehr niedrigem Sauerstoffgehalt.

In den sogenannten CA/Ulo-Lagern herrschen Temperaturen von ein bis vier Grad Celsius. Viel Energie wird benötigt, um die Äpfel herunterzukühlen. Dafür nutzt der Altländer Obstbauer, der 27 Hektar bewirtschaft, jetzt die Sonne.

Homepage der Bürger-Energie-Genossenschaft Altes Land und Horneburg.

Homepage der Bürger-Energie-Genossenschaft Altes Land und Horneburg. Foto: Vasel

Der Vorteil: Jetzt liefert die PV-Anlage - pünktlich zur Ernte - noch viel Strom. 45.000 bis 50.000 kWh benötigt Bremer. Die neue Anlage soll in Zukunft knapp 50 Prozent seines Bedarfs decken. Überschüssiger Strom landet im Netz.

Bei der Bürger-Energie-Genossenschaft zahlt Bremer „acht Cent pro Kilowattstunde“ weniger als bei seinem Versorger. Hinzu kommt: Er musste kein eigenes Kapital aufbringen, das übernahm die Genossenschaft. Auch Überwachung und Betrieb liegen in ihren Händen.

Obstbauer Bremer will Energie-Kosten senken

„Das wird sich für mich auszahlen“, ist Bremer überzeugt. Schließlich steigen die Produktionskosten der knapp 500 Obstbaubetriebe an der Niederelbe seit Jahren. Energie, Pflanzenschutz und Arbeit - alles wird teurer. Die Photovoltaikanlage senke die Kosten bei der Obstlagerung spürbar. Äpfel können in Lagern von September/Oktober bis Juli/August eingelagert werden. Die Äpfel werden „schlafen“ gelegt und bleiben so erntefrisch.

„Wir hoffen, dass weitere Obstbauern seinem Beispiel folgen“, sagt Sellner. Viele der Betriebe hätten noch keine PV-Anlage auf dem Dach. Interessierte Obstbaubetriebe können sich bei der Bürger-Energie-Genossenschaft melden. Das gelte auch für vergleichbare Unternehmen, die vor Ort viel Energie benötigen.

Edgar Schmidt, Joachim Sellner und Mitstreiter Rolf Rudorffer haben zudem die kommunalen Freibäder in Horneburg und Twielenfleth im Blick. Auch hier könnten sie sich vorstellen, größere PV-Anlagen zu installieren. Kleine Anlagen auf Einfamilienhäusern zu betreiben, das könne die Genossenschaft - vor allem aus personellen Gründen - nicht leisten.

Windkraft-Beteiligung nicht ausgeschlossen

Aktuell gibt es aber Pläne, Windkraftanlagen an der A26 zu errichten. Eine Beteiligung werde nicht ausgeschlossen. Es gab erste Gespräche mit Projektieren.

Die Gründer verweisen auf erfolgreiche Vorbilder - wie die Bürgerenergie Buxtehude eG. Die Buxtehuder betreiben seit 2016 eine Windkraftanlage und unter anderem eine PV-Anlage auf dem Schulzentrum Jork.

Neue Genossen müssen laut Satzung mindestens einen Geschäftsanteil in Höhe von 200 Euro erwerben und können „maximal zwanzig Anteile erwerben“. Doppelmitgliedschaften sind erlaubt. Jedes Mitglied hat nur eine Stimme. Schmidt: „Jeder kann so helfen, dass wir von fossilen Brennstoffen wegkommen, den CO2-Ausstoß reduzieren und regenerative Energie vor Ort erzeugen.“ Kontakt: 0157/52083545 oder post@beg-al.de.

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