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TWie das Friedenslicht dieses Jahr von Bethlehem nach Apensen kommt

Das Friedenslicht wird weltweit von Pfadfindern überbracht.

Das Friedenslicht wird weltweit von Pfadfindern überbracht. Foto: Andreas Klaeger

Gewalt, Geiselnahme, Bombenangriffe - der Krieg im Nahen Osten erschüttert die Welt. „Auf der Suche nach Frieden“ lautet das diesjährige Motto des Friedenslichts aus Bethlehem, das auch in Apensen verteilt wird. Doch die Mission ist schwierig.

Von Susanne Laudien Sonntag, 03.12.2023, 15:50 Uhr

Apensen. Seit vielen Jahren ist es bei den Pfadfindern vom Stamm „Kleiner Prinz“ aus Apensen Tradition, das Friedenslicht aus Bethlehem in der Weihnachtszeit nach Apensen zu bringen. Doch dieses Jahr ist die Mission unter den aktuellen Bedingungen des Krieges im Nahen Osten nicht so einfach. „In den vergangenen Jahren kam das Friedenslicht immer zum Gottesdienst am dritten Advent an“, so Siegmar Hinz. „Der Zeitraum von der Abholung in Hamburg bis zum Gottesdienst in Apensen noch am gleichen Tag war allerdings für uns immer ziemlich knapp“, erklärt der Stammesführer. Dieses Jahr gibt es eine Terminänderung: Die Abholung des Friedenslichts findet am 9. Dezember, dem Sonnabend vor dem 2. Advent, statt, teilten der Ring deutscher Pfadfinderverbände (rdp) und der Verband Deutscher Altpfadfindergilden (VDAPG) mit. „Wir werden trotzdem an unserer Tradition mit dem Friedenslicht-Gottesdienst am 3. Advent festhalten“, sagt Hinz.

Das Friedenslicht kommt mit einem Zug aus Österreich

Zwei Pfadfinder aus Apensen werden am 9. Dezember zum Hamburger Hauptbahnhof fahren, wo das Friedenslicht mit einem Zug aus Österreich ankommt. Aus ganz Deutschland treffen sich dort etliche weitere Pfadfinder, die ebenfalls das Friedenslicht für ihre Gemeinden abholen, weiß Hinz aus seiner langjährigen Erfahrung. Die Pfadfinder aus Apensen fahren mit dem Auto nach Hamburg. „Wir sind auch schon mal mit dem Regionalzug gefahren, aber durch das offene Licht ist das schwierig und muss genehmigt werden“, so Hinz. Viele andere Pfadfinder aus Nachbarregionen wie Harsefeld und Stade hätten sich in der Vergangenheit daher das Friedenslicht oft aus Apensen abgeholt.

Der Pfadfinderstamm „Kleiner Prinz“ besteht seit 20 Jahren in Apensen. Der Name kommt von dem gleichnamigen Buch von Antoine de Saint-Exupéry, ebenso wie die rote Rose und die goldene Krone als Stammeswappen. Wie der Junge in dem Buch, wollen sie Welten entdecken, neugierig machen, aber auch Dinge kritisch hinterfragen. 2009 kam Siegmar Hinz dazu. Heute zählen fast 100 Mitglieder in allen Altersstufen zum Stamm, die sich auf vier Sippen verteilen.

Ein Patenkind kann nicht zur Abholung nach Israel reisen

Die Idee zu dem Friedenslicht entstand 1986 beim Österreichischen Rundfunk (ORF): Ein Licht aus Bethlehem soll als Botschafter des Friedens durch die Länder reisen und die Geburt Jesu verkünden. Dieses Jahr hat die weltweite Friedenslicht-Aktion durch den Krieg im Nahen Osten einen äußerst traurigen Hintergrund, sagt Siegmar Hinz. Schon im vergangenen Jahr sei es durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine schwierig gewesen, erinnert er sich. Dieses Jahr sei es nicht einfacher. Das diesjährige Motto „Auf der Suche nach Frieden“ entstand ebenso wie das aktuelle Plakat bereits vor dem Krieg in Israel und Palästina - und stellt dennoch die aktuelle Situation vor Ort dar. Das Friedenslicht ist als Symbol der Hoffnung und des Friedens gedacht. „Glaube und Hoffnung sind jetzt besonders wichtig“, sagt Hinz.

„Ein Patenkind, das bislang das Friedenslicht in Israel abgeholt hat, kann dieses Jahr aber nicht wie sonst dort hinfliegen“, erklärt der Stammesführer. Zur Abholung des Friedenslichts gibt es alternative Pläne. Eine Möglichkeit wäre es, das Licht vor Ort von einem palästinensischen oder israelischen Kind entzünden zu lassen. Die Flamme würde dann mit Austrian Airlines unter bestimmten Sicherheitsvorkehrungen nach Österreich gebracht und dort in Empfang genommen werden, teilten die Organisatoren mit. So wurde es auch während der Pandemie gemacht, da es während der Corona-Krise nicht möglich war, ein Kind sicher nach Israel zu bringen. Alternativ gäbe es aber in Österreich auch Flammen, die als ewiges Friedenslicht brennen.

Pfadfinder schenken heißen Apfelpunsch aus

Egal welcher Weg gewählt wird, die Apenser Pfadfinder holen in Hamburg das Friedenslicht ab - und am Sonntag, 17. Dezember, beim Gottesdienst am 3. Advent, erleuchtet es die Kirche in Apensen. Zudem wird Diakonin Franziska Feldmann mit Konfirmanden und der neuen Diakonin im Anerkennungsjahr, Shannon Heidt, das Friedenslicht von Haus zu Haus in Apensen tragen. „Für uns Pfadfinder ist der 3. Advent immer der Jahresabschluss“, sagt Hinz. „Vorher bereiten wir mit den Kindern und Jugendlichen alles für die Ankunft des Friedenslichts vor, gestalten Texte und basteln - und nach dem Gottesdienst schenken wir in einem Zelt der Pfadfinder vor der Kirche heißen Apfelpunsch aus.“

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