TZwangsversteigerung der Sietas-Werft ist Folge der Russland-Sanktionen

Blick auf das Pella Sietas-Werftgelände: Der Portalkran wird im November nicht versteigert. Foto: Vasel
Jetzt hat Insolvenzverwalter Dr. Achim Ahrendt es offiziell bestätigt: Die Sietas-Werft kommt unter den Hammer. Warum das mit dem russischen Angriffskrieg zu tun hat.
Neuenfelde. Das TAGEBLATT hatte es exklusiv vermeldet, jetzt hat auch Insolvenzverwalter Dr. Achim Ahrendt von der bundesweit tätigen Insolvenz- und Sanierungskanzlei „hww - hermann wienberg wilhelm“ am Montag bestätigt: Das Gelände der insolventen Pella Sietas-Werft in Neuenfelde wird am Mittwoch, 13. November, im Amtsgericht Hamburg-Harburg zwangsversteigert.
Eine Verwertung des Grundstücks über einen herkömmlichen Investorenprozess hatte sich als nicht machbar erwiesen. „Grund dafür ist ein Grundpfandrecht auf dem Grundstück, das der mit Sanktionen belegten russischen Sberbank gehört“, erklärt Ahrendt. Das Gericht hat dem Insolvenzverwalter jetzt offiziell den 13. November 2025 als Termin für die Versteigerung mitgeteilt.
Wirtschaft
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Die von einem Gläubiger betriebene Zwangsversteigerung des 20 Fußballfelder großen Geländes sei laut Ahrendt der einzige Weg, es trotz der geltenden Russlandsanktionen verwerten zu können. Alle Kaufinteressenten können an der Versteigerung teilnehmen.
Verkehrswert des Grundstücks beträgt 25,8 Millionen Euro
Der Insolvenzverwalter geht davon aus, dass der Kaufpreis in der Zwangsversteigerung nicht niedriger sein wird als dies bei einer freihändigen Verwertung der Fall wäre. Zum Verkauf steht das rund 14 Hektar große, direkt an der Elbe gelegene Werftgrundstück. Der Verkehrswert des Grundstücks beträgt 25,8 Millionen Euro.
Kran wird nicht versteigert
Auf dem Grundstück befindet sich nach wie vor der unter Denkmalschutz stehende Portalkran Jucho, der sich allerdings im Eigentum einer Leasinggesellschaft befindet und nicht Teil der Versteigerung ist. Wie nach dem Verkauf mit dem Kran verfahren wird, muss der neue Eigentümer des Grundstücks mit dem zuständigen Denkmalamt und dem Eigentümer des Krans klären.
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Auch die zurzeit auf dem Werftgelände noch tätigen Umschlagsunternehmen, insbesondere Este Project Service (EPS), müssen ihre zukünftige Tätigkeit nach der Zuschlagserteilung mit dem neuen Eigentümer verhandeln.
Russische Bank gehört zu Hauptgläubigern
Die russische Sberbank gehört zu den größten Gläubigern der Werft aus der Zeit vor dem Insolvenzantrag und hatte sich als Sicherheit für die ausgegebenen Darlehen ein Grundpfandrecht auf das Grundstück geben lassen. „Dies ist im Grunde ein völlig normales Vorgehen und hätte im Investorenprozess normalerweise auch keine Hürde dargestellt“, erläutert Ahrendt.
„Allerdings waren nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine gegen verschiedene russische Finanzinstitute Sanktionen erlassen worden, zu denen auch die Sberbank gehört.“ Sie hätte für die Löschung des Grundpfandrechts einen entsprechenden Anteil am Verkaufserlös erhalten müssen. Eine solche Transaktion lassen die gegen Russland ausgesprochenen Sanktionen jedoch nicht zu.
Forderungen in Höhe von 300 Millionen Euro
Die mehr als 500 Gläubiger hatten Forderungen von 300 Millionen Euro – auch für nicht gebaute Schiffe – angemeldet, nachdem die 2014 von Pella Shipyard aus Russland übernommene, bereits 1635 gegründete Werft im Jahr 2021 untergegangen war. Docks, Maschinen, Werkzeuge, Mobiliar und Krane ließ hww seit 2022 versteigern. Das Betriebsgelände der Pella Sietas GmbH befindet sich bereits seit dem Jahr 2022 im Zwangsversteigerungsverfahren.
Airbus hat Interesse am Werftgelände
Die Freie und Hansestadt Hamburg hatte am Freitag gegenüber dem TAGEBLATT betont, weiterhin am Kauf der Werft interessiert zu sein. Die Stadt will die Hallen und Umschlagflächen über Erbpacht an Unternehmen weitergeben. Der Senat hat Airbus im Blick. Der Sprecher von Airbus, Daniel Werdung, sagte dem TAGEBLATT am Montag: „Durch den Hochlauf der Produktion sind wir stets an Nutzungsmöglichkeiten von Grundstücken rund um unseren Standort Hamburg interessiert.“
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