T Baden nur auf eigene Gefahr: Vörder See hat immer wieder Probleme mit Blaualgen
Immer wieder gibt es in den Sommermonaten große Probleme mit Blaualgen im Vörder See (Symbolbild). Foto: Soeren Stache/dpa
Alle Jahre wieder: In den Sommermonaten hat das beliebte Ausflugsziel Vörder See wiederholt mit giftigen Blaualgen zu kämpfen. Eine Untersuchung ist jetzt den Ursachen auf den Grund gegangen.
Bremervörde. Thomas Walter vom Institut Dr. Nowak aus Ottersberg berichtete den Mitgliedern des Betriebsausschusses über die Anfang 2022 begonnene Analyse der Wasserqualität des Vörder Sees. Wichtige Erkenntnis: Die Zuläufe zum Vörder See, der Balbecksbach, die Oste und insbesondere der Graben im nordwestlichen Bereich, führen Stickstoffkonzentrationen mit sich, die den Wert des Seewassers teilweise deutlich überschreiten - der wichtigste Faktor ist dabei Nitrat.
Nährstoffe im See fördern Blaualgen
Eingestuft ist der Vörder See anhand der gewonnenen Messdaten als polytroph, sprich sehr nährstoffreich. Ziel ist es, den nicht ganz so stark belasteten eutrophen Bereich zu erreichen. Denn der polytrophe Zustand bietet beste Voraussetzungen für eine regelmäßige Blaualgen-Blüte in den heißen Sommermonaten. Das Problem: Blaualgen produzieren giftige Stoffe, die Fische und das sogenannte Zooplankton schädigen können.

Der Vörder See in 2023. Foto: Archiv/fs
Solange der See als polytroph eingestuft werden müsse, seien hohe Konzentrationen von Blaualgen in den Sommermonaten in den kommenden Jahren sehr wahrscheinlich. 2023 habe sich der Befall allerdings in Grenzen gehalten. Grund dafür sind primär die starken Niederschläge, die das Algenwachstum begrenzten.
Wasserverlust vom Vörder See verringern
Langfristig erhobene Daten zeigen einen Anstieg der Wassertemperatur von durchschnittlich 0,055 Grad Celsius pro Jahr. Selbst das verregnete Jahr 2023 war überdurchschnittlich warm“, betonte Walter. Steigende Temperaturen wiederum bedeuteten, dass sich Vorgänge im See intensivierten, warnte der Experte. Vermutlich gebe es zudem einen Grundwasserzufluss, der sehr hohe Nährstoffkonzentrationen aufweisen dürfte. Dies gelte es zu untersuchen. Untersucht werden müsse zudem die Phosphatmenge in den Sedimenten am Seeboden. Untypisch sei auch die Zooplankton-Zusammensetzung im See.
Wünschenswert wäre es zudem, wenn der Wasserverlust des Vörder Sees im Sommer verringert werden könne. Im Sommer sei über das defekte Wehr im Oste-Deich zusätzlich Wasser verloren worden. Im Umkehrschluss ist auch das Eindringen von Wasser durch das defekte Wehr in umgekehrter Richtung möglich. Benötigt werde langfristig ebenfalls ein voll funktionsfähiges Wehr. Immer wieder sei bei dem jetzigen Wehr im Oste-Deich am Südosten des Sees ungewollt Wasser eingedrungen.
Baden nur auf eigene Gefahr
Schon früher habe die Stadt einsehen müssen, dass das Erreichen der erforderlichen Werte für die Einstufung als Badegewässer, ein nicht zu erreichendes Ziel sei, erinnerte Baudezernent Frank Quell. Das Baden im See liege daher in der Eigenverantwortung jedes einzelnen Bürgers.
Wenn die Wasserqualität dauerhaft verbessert werden soll, komme es quasi auf jeden einzelnen Bremervörder an. Rund drei Fünftel des Oberflächenwassers der Stadt fließe in den See. Wenn Firmen oder Privatleute Schmutz- und Mischwasser im Straßenablauf entsorgten, fließe es mitsamt der Schadstoffe in den Vörder See.
Bislang zeigten die vorhandenen Daten zwar einige Stellschrauben auf, an denen gearbeitet werden müsse, jedoch noch keinen klaren Weg zu einer Lösung zur Verbesserung der Wasserqualität, fasste Frank Quell zusammen. Für die kommenden Monate gehe es nun darum, das Messprogramm zu intensivieren, um aus den gewonnenen Daten eine Machbarkeitsstudie zur Verbesserung der Wasserqualität erstellen zu können und daraus schließlich einen konkreten Maßnahmenkatalog abzuleiten.