T100 Jahre Neuapostolische Kirche in Stade - Was sie von anderen unterscheidet

Alles auf ehrenamtlicher Basis: Kirchenvorsteher Frank Meyer (links) und Herbert Marquardt vom Organisationsteam. Foto: Bisping
Evangelische und katholische Kirche - auch kirchenfernen Menschen dürften beide geläufig sein. Die Neuapostolische Kirche dagegen wohl eher nicht. In Stade ist die Gemeinde 100 Jahre alt geworden. Was diese Kirche von anderen unterscheidet.
Stade. Wer das Gebäude der Neuapostolischen Kirche an der Brinkstraße in Stade von innen sehen möchte, muss an einem Mittwochabend oder Sonntagmorgen vorbeischauen. Denn dann finden die Gottesdienste statt und die Kirche ist geöffnet.
Das dortige Kirchen- und Gemeindeleben wird hauptsächlich von Ehrenamtlichen getragen. Auch die sechs Priester, die 16 Diakone und eine Diakonin sind ehrenamtlich unterwegs, erklärt Frank Meyer. Er ist der Kirchenvorsteher, ebenfalls ehrenamtlich, und in die Neuapostolische Kirche „reingeboren“, wie er sagt.
Etwas mehr als 500 Mitglieder hat die Gemeinde in der Stadt Stade. Elf Gemeinden gibt es im Landkreis Stade, sagt Meyer. Laut Portal der Neuapostolischen Kirche Deutschland bekennen sich bundesweit 315.000 Christen in 1500 Gemeinden zum neuapostolischen Glauben.
Mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede zwischen Kirchen
„Im letzten Jahr hat es einen Wandel gegeben“, sagt Meyer. „Der betrifft die Ordination von Frauen.“ Sie werden jetzt mit einbezogen. „Das finde ich einen wegweisenden Schritt“, so der Kirchenvorsteher. „Darauf haben wir schon lange gewartet.“
Was unterscheidet die Neuapostolische noch von der evangelischen und der katholischen Kirche? „Wir glauben an die Wirksamkeit des Apostelamtes.“ Dabei sei der Stammapostel, der in der Schweiz lebe, das Oberhaupt. „Das frühere ,wir sind die Alleinigen, die selig werden‘ haben wir gekippt.“
Im Gegensatz zu den beiden anderen Kirchen finanziert sich die Neuapostolische Kirche nicht durch Mitgliedsbeiträge und Kirchensteuern. Es gibt den Opferstock und Spenden. Aber sonst gebe es sehr viel mehr Gemeinsames als Trennendes. „Taufen werden untereinander anerkannt. Wir tauschen uns aus.“ Nicht zu vergessen: gemeinsame Veranstaltungen.
2019 hätten ihnen andere Kirchen „Asyl gewährt“, erzählt Frank Meyer lächelnd. Da wurde im 1972 erbauten Kirchengebäude umgebaut. Und nun das 100-jährige Bestehen. „Wir haben im vergangenen Jahr jeden Monat anlässlich des Jubiläums gesammelt und etwas Soziales gemacht.“ So wurden die 6000 Euro Spendengelder unter anderem aufgeteilt zwischen dem Hospiz Elbe Weser in Bremervörde, dem Frauenhaus Stade und der Oberdachlosenhilfe Stade.
Teure Sanierung
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Circa 20 Stunden pro Woche im Ehrenamt
Um den relativ großen Organisationsaufwand zu planen und auf die mehr als 100 engagierten Ehrenamtlichen zu verteilen, steht das achtköpfige „Orga-Team“ bereit. In dem ist Herbert Marquardt aktiv. Gemeinsam wird überlegt, was in der Gemeinde „ankommt, um möglichst viele mitzunehmen“, so Meyer.
Seit acht Jahren bekleidet er das Amt des Kirchenvorstehers. Hauptberuflich arbeitet er als Verkaufsleiter in einem großen Unternehmen. Ungefähr 20 Stunden pro Woche investiert er in das Ehrenamt. Die 30 Mitarbeiter in der Kirchenverwaltung mit Sitz in Hamburg sind hauptberuflich tätig.
Im Rahmen der Mitarbeit in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) findet am Freitag, 1. März, der Weltgebetstag in der Neuapostolischen Kirche statt. Frauen aller Konfessionen laden dazu ein.