T1000 Euro für ein Grab? Bliedersdorfer sollen bald kräftig draufzahlen

Seit Januar 2025 ist die Samtgemeinde Horneburg für den Bliedersdorfer Friedhof verantwortlich. Foto: Buchmann
Sechs Friedhöfe betreibt die Samtgemeinde Horneburg mittlerweile, jedoch nicht kostendeckend. Daher sollen die Gebühren steigen. Bliedersdorf trifft es besonders hart.
Bliedersdorf. Bei der Wahl der letzten Ruhestätte spielen die Kosten eine große Rolle. Nicht verwunderlich, dass der langjährige Trend zu günstigeren Urnenbestattungen in Niedersachsen weiter anhält: 2023 kam nur bei jeder fünften Bestattung ein Sarg zum Einsatz. Das stellt kommunale Friedhofsbetreiber wie die Samtgemeinde Horneburg vor finanzielle Herausforderungen.
Am 1. Januar 2025 übernahm die Samtgemeinde Horneburg offiziell den vorher kirchlich betriebenen Friedhof in Bliedersdorf. Bereits im Juli 2022 hatte der damalige Kirchenvorstand beschlossen, die Verwaltungs- und Pflegehoheit an die Samtgemeinde abzutreten. Die Kosten wuchsen der Kirchengemeinde über den Kopf, genauso wie das Unkraut auf dem Grundstück. Damit dies nicht ebenfalls der Samtgemeinde geschieht, hat die Verwaltung die Gebühren für alle Friedhöfe neu kalkulieren lassen - mit teils drastischen Erhöhungen, besonders für Bliedersdorf.
Kirche passte Gebühren über Jahrzehnte nicht an
Die Verwaltung hatte den Kommunalberater Frieder Poitz beauftragt, die bisherigen Gebühren für alle Friedhöfe in der Samtgemeinde kostendeckend zu kalkulieren. Bisher kostete etwa in Bliedersdorf ein Wahlgrab für eine Urne 212,82 Euro. Nach der Neukalkulation soll dieses zukünftig 700 Euro kosten, also mehr als das Dreifache. Ein Wahlgrab für einen Sarg auf dem Bliedersdorfer Friedhof soll mit 1000 Euro mehr als das Doppelte kosten (bisher: 432 Euro). Die größten Preissprünge würde es jedoch bei Gräbern in Rasenflächen geben: Für Urnen von 141,88 Euro auf 950 Euro und für Särge von 283,76 Euro auf 1700 Euro.
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Dass durch die Übernahme die Kosten für die Bliedersdorfer explodieren würden, war absehbar. Die Kirchengemeinde hätte seit 1987 kaum nennenswerte Änderungen an den Friedhofsgebühren vorgenommen, sagt der ehemalige Kirchenvorsteher Michael Uhrig auf TAGEBLATT-Nachfrage. Ein Kostenversäumnis von Jahrzehnten, das jetzt auf einen Schlag nachgeholt wird.
Doch auch für die anderen Gemeinden wird es teurer, wenn auch nicht in den Bliedersdorfer Dimensionen: Nach der aktuellen Gebührensatzung der Samtgemeinde kostet etwa ein Wahlgrab mit Urne derzeit noch 450 Euro (neu: 700 Euro), mit Sarg 680 Euro (neu: 1000 Euro).
Gestiegene Kosten und teure Sanierungen
Die aktuelle Gebührensatzung stammt aus dem Jahr 2016, die auch schon damals Berater Frieder Poitz erarbeitet hatte. Angesichts steigender Kosten für Personal, Energie und Arbeitsgeräte scheint eine Neukalkulation überfällig. Auch Sanierungen zehren am ohnehin gebeutelten Samtgemeinde-Haushalt: 2024 investierte die Samtgemeinde rund 100.000 Euro in ein parkähnliches Konzept für den Agathenburger Friedhof, voraussichtlich dieses Jahr sollen die Arbeiten am denkmalgeschützten Friedhof in Nottensdorf beginnen.
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„Nur etwa 75 Prozent der Gemeinden in Niedersachsen arbeiten bei Friedhöfen kostendeckend“, erklärte Poitz in der Bauausschuss-Sitzung am vergangenen Donnerstag. Für seine Kalkulation habe er die Durchschnittszahlen der Verwaltung aus den letzten drei Jahren herangezogen, um die Gebühren nach den gesetzlichen Grundlagen kostendeckend aufzustellen. Doch seine Berechnungen seien mit Vorsicht zu genießen, sagt Poitz. Für Urnennischen, also Öffnungen für mehrere Urnen in Wänden oder Säulen, gebe es etwa noch keine Datengrundlage in der Samtgemeinde. Daher habe er mit Annahmen rechnen müssen.
„Das wird eine kalte Dusche für die Bliedersdorfer“, kommentierte Ausschussmitglied Herman van Diepen (Grüne) die vorgestellten Zahlen. Der Bauausschuss sprach die Empfehlung für die neue Gebührensatzung jedoch einstimmig aus. Als nächstes berät der Samtgemeindeausschuss darüber, bevor der Samtgemeinderat den finalen Beschluss über die angepassten Gebühren fasst.