T20-jährige Janne gibt ihr Debüt auf der Hammaher Bühne

Vorhang auf für Janne Frische. Die 20-Jährige spielt das erste Mal beim plattdeutschen Theater in Hammah mit. Foto: Daniel Berlin
Nachwuchssorgen beim plattdeutschen Theater: Es wird immer schwieriger, Mitspieler zu gewinnen. Die 20-jährige Janne Frische spielt erstmals bei „De Theoter- und Volksdanzgrupp Hammoh“ mit. Was sie mit der alten Tradition verbindet.
Hammah. Schon im vergangenen Jahr wurde Janne gefragt, ob sie nicht bei den Hammaher Theaterspielern mitmachen möchte. Doch da hatte sie gerade mit ihrem dualen Studium begonnen. Und im Winter ist Klausuren-Zeit.
Janne ist eigentlich ein Theaterkind. Ihre Mutter spielt seit vielen Jahren bei der Theater- und Volkstanzgruppe Hammah - dabei wird in der Familie kein Platt gesprochen. „Nicht einmal meine Großeltern sprechen Platt“, erzählt die Studentin.
Aber wenn die Mutter spielte, schaute sie immer zu. Auch übte damals der Verein mit den Kindern plattdeutsche Sketche ein, die vor den Vorstellungen der Erwachsenen aufgeführt wurden. Auch da war Janne dabei. Plattdeutsch spricht sie trotzdem nicht.
In diesem Jahr wurde die 20-Jährige erneut gefragt. Und diesmal stimmte sie zu, eine kleine Rolle zu übernehmen, die ihr auf den Leib geschrieben scheint. Sie spielt im zweiten Akt eine junge Frau, die für eine Theaterrolle vorspricht. „Sie ist schüchtern und zurückhaltend, das passt eigentlich ganz gut zu mir“, sagt die Bauingenieur-Studentin.
In der Komödie „Wat, een Theoter?!“ von Jennifer Hülsen (plattdeutsche Fassung: Benita Brunnert), das die Hammaher Theatergruppe in diesem Jahr aufführt, wacht eine Frau morgens auf und besitzt plötzlich ein Theater. Doch sie kann sich nicht daran erinnern, es gekauft zu haben. Mit dem Theater hat sie auch noch eine alternde Operndiva, einen Theaterdirektor und einen Bankdirektor im Schlepptau - und eine ganze Menge Trubel. Für die rettende Theatervorstellung spricht eben auch Janne - im Stück: Louise Brauer - vor.
Die Jüngsten sind 20 und 30 Jahre alt
Mit 20 Jahren ist Janne mit Abstand die Jüngste der Theatergruppe. Hendrik Schacht ist mit 30 Jahren der Zweitjüngste und dann kommt schon als eine der „Jüngeren“ Angela Schwerdts. Die 47-Jährige ist eine Wiedereinsteigerin nach längerer Pause. „Mit 47 ist es schwierig, die jugendliche Liebhaberin zu spielen“, sagt sie. Aber diese Rolle komme in fast jedem Stück vor und sei mangels Nachwuchs schwer zu besetzen.
Nicht nur das: „Die Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren, sinkt in allen Vereinen“, sagt Schwerdts, die sich derzeit um die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins kümmert, „und beim Theaterspielen ist man für mehrere Monate gebunden.“ Dazu sei kaum noch jemand bereit. Hinzu komme die Hemmschwelle Plattdeutsch. „Es wird ja kaum noch in den Familien gesprochen.“
Mitspielerin Angelika Loock rückt die Szenen ins rechte Licht. Foto: Daniel Berlin
Die Auswirkungen sind spürbar: Der Plattdeutsche Heimatverein, der in der Nachbargemeinde Himmelpforten Theater spielte, fusionierte mit den Hammahern, berichtet Schwerdts. Schon im vergangenen Jahr spielten einige Himmelpfortener in Hammah mit - unter den Namen beider Vereine. Angebote für Kinder, um sie ans Plattdeutsche heranzuführen, seien rar. „Eltern oder Großeltern, die das früher gemacht haben, sind auch älter geworden und nicht mehr bereit, mit den Kindern etwas einzuüben.“ Ein Lichtblick: Angelika Loock, die auch im aktuellen Stück mitspielt, will in der Grundschule eine Plattdeutsch-AG anbieten.
Plattdeutsche Tradition über Social Media bewerben
Zurück zu Janne. Sie findet es wichtig, dass das plattdeutsche Theater erhalten bleibt: „Es ist eine schöne Tradition und wichtig fürs Dorf.“ Auch sie sieht Anknüpfungspunkte in den Schulen. Wer von klein auf Theater erlebt, habe später einen leichteren Zugang. Junge Leute könnten vielleicht eher über Social-Media-Kanäle gewonnen werden - und übers Zugucken. Sie ist sich sicher, dass ihre Freundinnen eine Vorstellung besuchen werden.
In knapp einer Woche ist Premiere. Ich bin gespannt, wie aufgeregt ich beim ersten Auftritt sein werde“, sagt sie. Texte auswendig zu sprechen, falle ihr leicht. „Schon in der Schule konnte ich gut Auswendiglernen“, erzählt die Studentin, „aber man muss sich ja auch in die Rolle reinfühlen, und was ich spiele, muss zu den anderen passen.“ Und falls sie doch einen Hänger habe, gibt es noch immer die Souffleuse Anja Lütjen. „Die macht einen tollen Job.“ Und wird sie im nächsten Jahr wieder auf der Bühne stehen? „Ich will auf jeden Fall weitermachen“, sagt Janne, „es muss aber auch mit dem Studium passen.“
Die weiteren Vorstellungen
„Wat, een Theoter?!“ hat am Freitag, 3. November, um 19.30 Uhr Premiere im Dorfgemeinschaftshaus Hammah. Die Karten kosten im Vorverkauf (Spar- und Kreditbank Hammah, Bahnhofstraße 43) 6 Euro, an der Abendkasse 8 Euro. Kinder bis 14 Jahre zahlen die Hälfte. Einlass ist anderthalb Stunden vor Beginn. Weitere Termine: Sonnabend, 4. November, 19.30 Uhr, Sonntag, 5. November, 14.30 Uhr, Freitag, 17. November, 19.30 Uhr, Sonnabend, 18. November, 19.30 Uhr und Sonntag, 19. November, 14.30 Uhr.