T400 Menschen erhellen Harsefeld auf Kundgebung gegen Rechts

Der August-Hillert-Platz war am Dienstag dicht gefüllt. Die Polizei schätzt, dass 400 Besucher zur Kundgebung kamen. Foto: Ahrens
Die Harsefelder haben den August-Hillert-Platz am Dienstagabend erleuchtet: Rund 400 Teilnehmer setzten ein Zeichen für Menschenwürde und gegen Rechts. Die Rednerliste war lang - und der Ort konnte nicht passender sein.
Harsefeld. Der 30. Januar auf dem August-Hillert-Platz in Harsefeld: Schon die Zeit und der Ort zeugten am Dienstagabend von großer Symbolik für eine Kundgebung für Menschenwürde und gegen rechtes Gedankengut. An diesem Tag im Jahr 1933 ergriffen die Nationalsozialisten die Macht. Und der Namensgeber des Platzes stellte sich mutig und entschieden gegen diese Nazis.
August Hillert stellte sich gegen die Nazis
Bürgermeisterin Susanne de Bruijn erinnerte an den Harsefelder Gastronom und ehemaligen Bürgermeister August Hillert: „Nazis bekamen in seinem Lokal Hausverbot.“ Und die Konsequenzen habe er während ihrer Macht immer wieder deutlich zu spüren bekommen. Dem deutlichen Statement der Bürgermeisterin lauschten, so schätzt die Harsefelder Polizei, rund 400 Teilnehmer. Sie hörten, wie Susanne de Bruijn auch erzählte, wie ihre Schwiegermutter jüdischer Herkunft als Zweijährige in die Niederlande fliehen musste.

Mit Taschenlampen der Handys erhellten die Harsefelder den Platz. Foto: Ahrens
Die Kirchengemeinden, Awo, Arbeitskreis Asyl/Integration, Bürgerinitiative Menschenwürde, Tafel und TuS hatten eine üppige Rednerliste zusammengestellt. Versammlungsleiter Heiko Kania positionierte sich klar gegen die AfD - und ihre Abgeordneten: „Besonders erschreckend, Maik Julitz, AfD-Chef im Landkreis aus Buxtehude, ein furchtbarer Demagoge und Spalter, hat sich an der Finanzierung dieser Vertreibungskonferenz beteiligt und sich mit deren Inhalten identifiziert.“
Else Zager vom Arbeitskreis Asyl engagiert sich seit Jahrzehnten für Geflüchtete. „Es ist Zeit für einen Klimawandel im Denken und Handeln“, appellierte sie. Angst sei keine Hilfe bei Integration und Zusammenleben.
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Gemeindedirektorin Ute Kück hat am Dienstag die Friedensflagge am Rathaus hissen lassen. „Jeder von uns hat eine Stimme, niemand kann sagen, er hat es nicht wissen können.“ Auch Matthias Mittlmejer (SPD) und Bernd Winkelmann (Grüne) positionierten sich in ihren Reden klar gegen Rechts und die AfD. „Die demokratischen Fraktionen in der Samtgemeinde halten zusammen“, lobte Mittlmejer.
Besucher teils zu Tränen gerührt
Bauunternehmer Dirk Viebrock lebt von Geburt an in Harsefeld - und richtete die Worte am Donnerstag an seine Mitbürger: Nicht alle, die die AfD wählen würden, seien Nazis. „Aber wer die AfD wählt, wählt die Nazis mit“, stellte er klar. „Kein Kuschelkurs mit Rechtsaußen“ lautet seine Devise.

Nadia Emeish, Else Zager und Jocelyne Fillion-Kelch verlasen die Grußworte des Landrats Kai Seefried. Foto: Ahrens
Die 400 Teilnehmer im Ortskern applaudierten unermüdlich. Kinder hielten bunte Schilder mit „Lasst uns wieder mehr mit dem Herzen sehen“ in die Höhe. Andächtig wurde der Flötistin Jocelyne Fillion-Kelch gelauscht, als sie mit dem Stück „Imagine“ von John Lennon an ein Zusammenleben in Frieden erinnert. Und die syrische Geflüchtete Nadia Emeish war, wie auch einige Besucher, den Tränen nahe, bevor sie die Grußworte des Landrates verlas. „Seit 2017 ist Deutschland unsere Heimat“, erzählte sie von sich und ihrer Familie.
Für ein fröhliches Gemeinschaftsgefühl sorgte schließlich Andrea Truchel mit ihrer Gitarre. Pastor Hermann Heinrich erinnerte daran: „Du bist wertvoll“ - in Gottes Augen egal mit welcher Hautfarbe, Religion, Nationalität und sexueller Orientierung.