T„Im Herzen sind wir eins“: Zwei Geest-Dörfer feiern das Dorfleben

Erntefest in den 1950ern mit Sonja Böschs Großeltern Johannes und Hilde Tomhave (rechts außen). Foto: privat
Gleich zwei große Jubiläen feiern zwei kleine Geest-Dörfer. Wer sind die ältesten und jüngsten Einwohner? Was macht Leben dort aus? Ein Besuch.
Wangersen. An die Feier des letzten Jubiläums kann sich Sonja Bösch noch genau erinnern: Klein Wangersen, ein kleines Dorf in der Gemeinde Ahlerstedt, feierte seinen 175. Geburtstag. „Da war ich noch Teenager“, sagt die 43-Jährige. „Meine Eltern haben damals das Fest organisiert - jetzt sind wir dran.“
Sonja Bösch gehört zu jenen, die immer in Klein Wangersen gelebt haben, sie ist dort geboren und aufgewachsen. Wo sie wohnt, lebten einst die ersten Siedler. Sie schätzt das Dorfleben sehr und hatte nie das Bedürfnis, woanders zu leben. „Es ist so schön hier“, sagt sie. Auch dass sich noch Häuser finden, in denen mehrere Generationen wohnen, gefällt Sonja Bösch gut. „Wo gibt es das schon?“, fragt sie.
Das liebenswerte Dorfleben wissen Anwohner zu schätzen
Es ist die Gemeinschaft, das herzliche Miteinander, und das, was zusammen im Dorf unternommen wird - ob es sich dabei um Oster- oder Erntefeste handelt, Laternelaufen, Blühwiesen- und Bäumepflanzen, Müllsammelaktionen oder Ähnliches. Das Müllsammeln habe übrigens Tradition, sagt Sonja Bösch. „Das gab es schon früher, wir haben damals als Kinder damit angefangen.“
Auch Ehemann Thomas Bösch, im Jahr 2003 zugezogen, weiß das Leben in Klein Wangersen zu schätzen. „Jeder kennt jeden und Hilfsbereitschaft wird großgeschrieben“, sagt er. Weiteres Plus: die gute Lage. „Man ist schnell in Sittensen oder Apensen.“

Sie stehen stellvertretend für das gesamte Jubiläums-Orga-Team: Thomas und Sonja Bösch mit Uwe Heins (rechts). Foto: Bisping
In Hohenhausen, dem kleinen Dorf nebenan, gibt es ebenfalls etwas zu feiern: Es wird stolze 500 Jahre alt. Thomas Bösch erzählt, dass sich vor zwei Jahren eine Gruppe zusammengefunden habe, um erste Ideen für ein großes Event zu sammeln. Was können wir zum Jubiläum machen? Wir haben keinen Verein und sind ein kleines Dorf, so die Überlegung.
Darum ist die Feuerwehr mit von der Partie
Dann kamen sie mit den Freiwilligen Feuerwehren Ahrenswohlde und Wangersen ins Gespräch - die wollten zu ihrem 90-jährigen Bestehen ebenfalls feiern. Wangersens Ortsbrandmeister und stellvertretender Gemeindebrandmeister Uwe Heins schloss sich dem Organisationsteam an. Er ist in Wangersen aufgewachsen.
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Hatte er mal mit dem Gedanken gespielt, vom dem Dorf fortzugehen? „Wegziehen war nie ein Thema“, sagt der 53-Jährige. Auch ihm gefällt das Mehrgenerationen-Wohnen. „Bei uns im Haus haben zwischenzeitlich bis zu vier Generationen gewohnt, das findet man nur noch auf einem Hof“, sagt er. „Es ist toll, dass es so was noch gibt.“

Der Ursprungshof Hohenhausen 4 im Geest-Dorf Hohenhausen. Foto: privat
Nicht zu vergessen die Landwirte, die Hand in Hand arbeiten, beispielsweise in der Dreschgemeinschaft Wangersen e.V. „Sieben Landwirte dreschen circa 200 Hektar“, sagt Heins. Doch einst seien es wesentlich mehr gewesen. „In der Spitze waren wir mal 80 Betriebe“, sagt er.
Was in der Dorfchronik steht
In der Wangersener Dorfchronik heißt es zur Entstehung Hohenhausens, es sei mehrere Hundert Jahre lang ein einstelliger Hof gewesen. Das Verzeichnis gehe bis ins Jahr 1524 auf den Namen Peter Roberdes zurück. Grund genug, den 500. Geburtstag des Dorfes zu begehen.

Hohenhausens älteste Einwohnerin Johanne Rehfinger (95) mit der jüngsten Amira Werner (eineinhalb). Foto: privat
Über Klein Wangersen steht in der Chronik, es sei ein „junger Ortsteil, der erst 1800 gegründet wurde“. Die ersten Siedler seien dort um 1823/24 sesshaft geworden. Ihre Namen: Jacob Tomhave und Hein Brandt. Der Chronist schrieb weiter: „Nachkommen beider Siedler wohnten ohne Unterbrechung in Klein Wangersen.“

In Klein Wangersen sind die ältesten Einwohner Helga (86) und Gerhard Klintworth (84). Lene Sophie Wohlers ist mit drei Monaten die jüngste. Foto: privat
Die beiden Dörfer verbinde viele gemeinsame Erlebnisse, Erinnerungen und Traditionen, ist in der Monatszeitung der Samtgemeinde Harsefeld „Auf der Geest“ zu lesen. Auch wenn es um zwei getrennte Dörfer gehe, heißt es weiter, „im Herzen sind wir eins“. Auch das muss gefeiert werden.
So wollen beide Dörfer und die Freiwilligen feiern
Das große Fest findet am Samstag und Sonntag, 14. und 15. Juni, auf dem Ursprungshof Hohenhausen 4 in Ahlerstedt statt. Los geht‘s am Samstag um 14 Uhr mit Kaffee und Kuchen, kleine Gäste dürfen sich auf ein buntes Programm mit Kinderschminken, Hüpfburg, Fußball-Dart und Laser-Tag freuen. Um 18 Uhr startet das Feuerwehrfest mit Wettkämpfen auf der Wiese. Ab 21 Uhr lässt DJ Tobi die Gäste das Tanzbein schwingen.
Am Sonntag beginnt das Fest um 10 Uhr mit einem Gottesdienst, gefolgt von einem Frühschoppen und einem Oldtimer-Treffen. Für kleine Gäste stehen wieder die Hüpfburg und das Fußball-Dart parat.

Erntefest in den 1950ern mit Sonja Böschs Großeltern Johannes und Hilde Tomhave (rechts außen). Foto: privat
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