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24-Stunden-Reportage

TA26 West: Wann kommt der Lückenschluss nach Hamburg?

Ein Blick in die Westbaugrube der Hafenbahntunnel-Baustelle. Hier gibt es derzeit die meisten Arbeiten für die Fertigstellung der A26 West.

Ein Blick in die Westbaugrube der Hafenbahntunnel-Baustelle. Hier gibt es derzeit die meisten Arbeiten für die Fertigstellung der A26 West. Foto: Wisser

An der A26-Baustelle entscheidet sich, wann die A26 West fertig ist und die Menschen nach Hamburg durchfahren können. Beim Besuch der Bauarbeiten gibt es eine klare Aussage.

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Von Karsten Wisser
Montag, 21.07.2025, 17:50 Uhr

Landkreis. Dieses kleine Werkzeug wirkt auf einer so großen Baustelle fast wie ein Fremdkörper. Mit einer normalen Kneifzange drehen mehrere Arbeiter um 13 Uhr über der Autobahn 7 in Hamburg-Moorburg großes Drahtgeflecht zusammen. Die Eisenarmierung soll die Zugspannungen aufnehmen, damit der Beton nicht reißt oder bricht. Im Übrigen ist dieser eingesetzte Baustahl der Grund, warum der Stahlbeton Stahlbeton heißt. Die Armierungsschichten gehören zu den Fahrbahn-Kappen an den Seitenrändern. Dazwischen entsteht später die Fahrbahn. Das alles gehört zu den Bauarbeiten am neuen Autobahnkreuz Hamburg-Hafen.

Der Autobahnbau ist auch immer noch Handarbeit

Kurz nachdem die Armierung liegt, kommt ein Betonmischer von der Ostseite hochgefahren und bringt seinen Inhalt auf dem Eisengeflecht aus. Wenn er diesen Weg in gut drei Jahren wählen würde, würde der Fahrer damit mindestens in den Verkehrsnachrichten landen. Die Überführung, Überflieger genannt, soll irgendwann 2028 die aus westlicher Richtung und damit aus Stade kommenden Autos auf die A7 bringen. Prognosen sagen voraus, dass auf dem letzten Teilstück zwischen Neu Wulmstorf und dem Autobahnkreuz Hamburg-Hafen bis zu 60.000 Fahrzeuge täglich unterwegs sein werden.

Echte Handarbeit auf der A26-Baustelle. Hier wird auf dem Überflieger die Eisen-Bewehrung verdrahtet.

Echte Handarbeit auf der A26-Baustelle. Hier wird auf dem Überflieger die Eisen-Bewehrung verdrahtet. Foto: Wisser

„Wir haben hier riesige Maschinen im Einsatz, die es europa- und zum Teil weltweit selten gibt, aber es gibt auch immer wieder die Situation, dass Handarbeit gefragt ist“, sagt Daniel Scheer. Der Bauingenieur aus Hamburg ist Projektleiter für das Projekt A26 West und seit 2019 für die Deges dabei. Die Deges ist ein gemeinsames Unternehmen des Bundes und von zwölf Bundesländern. Sie hat die Fertigstellung der A26 an der Landesgrenze zwischen Hamburg und Niedersachsen im Auftrag der Autobahn GmbH übernommen.

Der Überflieger für die A26 West ist bald fertig

Inzwischen ist der Betonmischer leer und wieder auf dem Rückweg vom Überflieger runter. Die Fortschritte hier sind gut zu erkennen. „Der Überflieger soll Endes des Jahres fertig sein“, sagt Projektleiter Daniel Scheer. Bis die Autos aus Richtung Stade die Konstruktion nutzen können, vergeht aber noch Zeit. Insgesamt werden für die A26 rund 12.000 Tonnen Betonstahl und 46.000 Kubikmeter Beton verbaut.

Daniel Scheer baut als Projektleiter die A26 West zwischen Neu Wulmstorf und A7. Das Bild ist wenige Tage vor der Öffnung zweier zusätzlicher Fahrspuren auf der A7 entstanden.

Daniel Scheer baut als Projektleiter die A26 West zwischen Neu Wulmstorf und A7. Das Bild ist wenige Tage vor der Öffnung zweier zusätzlicher Fahrspuren auf der A7 entstanden. Foto: Wisser

Angesichts mehrfacher Verschiebungen des Fertigstellungstermins hoffen viele Pendler, dass die Rechnung stimmt. Und tatsächlich gibt es auch ein paar gute Nachrichten. Vom Überflieger aus ist der gigantische Sanddamm durch das Alte Land gut zu sehen. Er wirkt von oben wie ein kleines Stück Wüste mitten im Obstanbaugebiet. Der Sanddamm auf der zukünftigen A26-Trasse drückt mit seinem Eigengewicht das Porenwasser aus dem Torf. In neun Anlagen wird dieses Wasser aufgefangen und gereinigt.

3,4 Millionen Kubikmeter Sand für die A26-Trasse

Mit dem Vorlastdamm nehmen die Autobahnbauer die Setzungen des Baugrunds vorweg und machen diesen tragfähiger. Diese Arbeiten sind laut Daniel Scheer abgeschlossen. Bis auf einige Restarbeiten an Brückenbauwerken bleibt der Sand auch dort, wo er jetzt liegt. Es geht immerhin um 3,4 Millionen Kubikmeter. Zusätzlich haben 87.900 geotextil-ummantelte Sandsäulen den schlechten Baugrund im Moor konsolidiert.

Der Überflieger soll Endes des Jahres fertig sein. Autos werden hier aber frühestens 2028 fahren.

Der Überflieger soll Endes des Jahres fertig sein. Autos werden hier aber frühestens 2028 fahren. Foto: Wisser

Es geht weiter zum Hafenbahntunnel: Der Bau ist eines der zentralen Ingenieurbauwerke der A26 West - und er ist schuld, dass es bei der Fertigstellung der Autobahn im vergangenen Jahr zwei weitere Jahre Verspätung gab.

Der Tunnel wird die A26 unter der Hafenbahn hindurchführen. Während unten in dem großen Erdloch gerade wieder Beton verteilt wird, fahren Güterzüge fast im Minutentakt an der Baustelle vorbei. Es ist die einzige Gleisverbindung in den westlichen Teil des Hamburger Hafens.

Nach 96 Stunden Vollsperrung: Hafenbahn ist verlegt

Anfang Juli wurde es ernst: Die Gleise des Hafenbahndamms waren für 96 Stunden voll gesperrt, um sie auf die neue Tunneltrasse zu verlegen. Diese Maßnahme ist notwendig, um den Schienenverkehr im Anschluss dauerhaft über das neue Bauwerk zu führen. „Wir haben das Zeitfenster bewusst so knapp wie möglich gehalten, um die Auswirkungen auf den Schienenverkehr gering zu halten. Umso mehr haben wir im Vorfeld alles ganz genau geplant und vorbereitet“, sagt Projektleiter Daniel Scheer.

Auch der achtspurige Ausbau zwischen dem zukünftigen Autobahnkreuz Hamburg-Hafen und der Anschlussstelle Hamburg-Heimfeld ist beendet. „Wir haben alles so weit fertig, dass wir für den Anschluss der A26 West hier keine Fahrbahn mehr langfristig sperren müssen“, sagt Daniel Scheer.

Zahl der Anker stieg von 150 auf 2000 Stück an

Der Hafenbahntunnel ist das Nadelöhr für die Autobahnbauer und sehr viel aufwendiger als in den Vorplanungen erwartet. Der nasse Untergrund kostet Zeit und Geld. Alleine die Zahl der Anker, die den Tunnel im nassen Untergrund festhalten, ist von geplanten 150 auf 2000 Stück angestiegen.

Jeden Tag in der Woche - auch gegen 13.30 Uhr - ist ein gutes Dutzend Bauarbeiter damit beschäftigt, die mehrschichtigen Tunnelblöcke zu erstellen. Insgesamt gibt es 26 davon, die sich zu einer Gesamtlänge von 198 Metern Tunnellänge addieren. Die Breite des Bauwerks liegt zwischen 34 und 41 Metern. An den zehn Blöcken auf der Westseite des Tunnels wird aktuell mit Hochdruck gebaut. Die Höhe innen wird 4,85 Meter betragen. Die Tunnelblöcke auf der anderen Seite kommen danach dran. Auf dem Tunneldach soll es später eine sogenannte Grünbrücke geben.

Neue Gleise und eine grüne Brücke für die Natur

Ist der Tunnel fertig, gibt es darin zwei Fahrstreifen je Richtung plus Aus- und Einfädelungen. Die große Baugrube stand in der ersten Phase komplett unter Wasser und sah von oben aus wie ein sehr großes Schwimmbecken mit ziemlich dreckigem Wasser. Der Wasserdruck wurde gebraucht, damit die gesetzten Spundwände nicht gleich wieder umkippen. Der A26-West-Bau kostet nach offiziellen Zahlen rund 941 Millionen Euro.

Über den Hafenbahntunnel sollen vier Gleise der Hafenbahn verlaufen. Der Platz über dem Tunnel wird auch für eine Grünbrücke genutzt. Sie soll der Vernetzung der Natur auf beiden Seiten der A26 dienen. Auf der Baustelle geht es zurück zum Ausgangspunkt.

Der letzte Bauabschnitt in Richtung Hamburg ist acht Kilometer lang. Gebaut wird seit 2020.

Der letzte Bauabschnitt in Richtung Hamburg ist acht Kilometer lang. Gebaut wird seit 2020. Foto: DEGES

Wird der neue Fertigstellungstermin diesmal eingehalten? „Stand heute schaffen wir 2028“, antwortet Daniel Scheer auf die für viele Menschen entscheidende Frage.

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