TChaos um Abi-Prüfung: Drochterser Schüler traf es besonders hart

„Heute Abitur“ heißt es in diesen Wochen an vielen Schulen in Niedersachsen. Foto: Sina Schuldt/dpa
Ein Abbruch und seine Folgen: Nach dem Chaos um die Politik-Prüfungen kommen neue Details ans Licht: An der Drochterser Elbmarschenschule hatten einige Schüler die Klausur bereits fertig. Jetzt ist der Ärger groß.
Drochtersen. An vielen Schulen in Niedersachsen kam es vor wenigen Tagen bei den Politik-Abiturprüfungen zu Chaos. Aufgrund des Einbruchs in einer Goslarer Schuler und der anschließenden Veröffentlichung der Aufgaben mussten die Abiturprüfungen landesweit abgebrochen werden. Doch bis die Nachricht bei allen Schulen angekommen war, dauerte es.
Manchen Schülern wurden die Original-Themenvorschläge noch ausgeteilt und später wieder weggenommen. An einigen Schulen wurden die Abiturienten erst über den Abbruch der Prüfungen informiert, nachdem schon knapp die Hälfte der Aufgaben bearbeitet war.
An der Elbmarschenschule Drochtersen sei der Schulleiter erst um 11.15 Uhr in die Prüfung gekommen, um mitzuteilen, dass die Klausuren sofort beendet werden müssten, so der Landesschülerrat in einem Schreiben. Zu diesem Zeitpunkt hätten einige Schüler bereits ihre Klausuren fertig gehabt.
Wartner hat zu spät in den Account geschaut
Holger Wartner, Leiter der Elbmarschenschule, bedauert es, dass die Schüler erst so spät informiert wurden. Die Nachricht der Schulbehörde sei bereits um 8.35 Uhr in Drochtersen aufgelaufen - und zwar auf einem speziellen Account, auf den nur er selbst Zugriff habe. „Ich habe es versäumt, da reinzusehen. Es ist passiert, ich kann es nicht ändern“, sagt Wartner.
Er verzichtete darauf, die 15 Politik-Prüflinge an der Elbmarschenschule an jenem Vormittag noch mit den neuen Aufgaben zu konfrontieren und wies gleich auf einen neuen Prüfungstermin hin. Hintergrund: An anderen Schulen in Niedersachsen wurden nach dem Abbruch umgehend neue Aufgaben an die Schüler herausgegeben.
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Wann der neue Prüfungstermin ist
Neue Aufgaben am selben Tag, nachdem die Schüler sich bereits intensiv und lange mit ihrem Thema befasst hätten, das bedeute unnötigen Stress und Konzentration. „Das wäre unverantwortlich gewesen“, so Wartner.
Etwa die Hälfte der 15 Schüler schreibe vierstündige Klausuren, die andere Hälfte habe sechsstündige Prüfungen. Er werde sich in dieser Woche noch einmal mit den betroffenen Schülern zusammensetzen, so Wartner. Sie haben nun ihren neuen Prüfungstermin am 8. Mai, einen Tag vor Himmelfahrt.
Landesschülerrat: Unklarheit hat zu Stress geführt
An anderen Schulen, wo von Anfang an klar war, dass eine andere Klausur geschrieben werden muss, hätten die Schüler bis zu zwei Stunden auf die Klausur warten müssen, kritisierte der Landesschülerrat Niedersachsen in seiner Pressemitteilung. Währenddessen hätten viele unter Prüfungsbedingen in den Klassenräumen gesessen.
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Schüler psychischem Stress ausgesetzt
„Weder eine kurze Nachricht an die Eltern durfte gesendet werden, noch ein Gang auf die Toilette innerhalb der ersten Stunde war erlaubt. Die Abiturienten warteten in Unklarheit über das weitere Verfahren, was bei vielen psychischen Stress verursacht hat“, sagte Jakob Grimm als Vertreter der Stadt- und Kreisschülerräte in Niedersachsen.
Die Möglichkeit, das Abitur erst am 8. Mai zu schreiben, sei in sehr vielen Schulen überhaupt nicht übermittelt worden. „An einigen Schulen wurde diese Möglichkeit gar nicht mitgeteilt, sondern nur ein Gehen mit anschließendem Nachweis eines Attests erlaubt“, kritisiert der Landesschülerrat.
Ministerium kündigt Konsequenzen nach verzögerter Abiprüfung an
Die Verzögerungen werden Folgen haben. Nach einer internen Aufarbeitung der Abläufe werde es Konsequenzen geben, teilte das Kultusministerium am Montagabend mit. Diese sollen sich sowohl auf die aktuell betroffenen Schülerinnen und Schüler als auch auf künftige Prüfungen auswirken, hieß es in der Ankündigung weiter. Welche Maßnahmen genau geplant sind, blieb noch offen. Ministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) will am Dienstagnachmittag darüber informieren.
In einer ersten Stellungnahme hatte das Kultusministerium hingegen betont, das Krisenmanagement habe gut funktioniert.