TAchtung, Kontrolle: Was der Zoll bei Passagieren der „Mein Schiff 2“ findet

Bei der Kontrolle von Passagieren wird zunächst das Gepäck geröntgt. Foto: Overschmidt
Zöllner am Kreuzfahrtterminal Bremerhaven durchsuchen Koffer der „Mein Schiff 2“-Passagiere. Zu viele Zigaretten dabei, zu viel eingekauft – das sind die Klassiker. Doch es gibt auch Kurioses.
Bremerhaven. Am Bremerhaven Cruise Port in Bremerhaven macht im Jahr 2025 rund 100 Mal ein Kreuzfahrtschiff fest. Manche kommen aus Übersee, die meisten aus Großbritannien, Norwegen oder Island – und damit aus Ländern, die nicht zur Europäischen Union gehören.
Jedes Mal, wenn Koffer vom Schiff entladen werden und Passagiere aussteigen, sind Mitarbeiter des Hauptzollamts Bremen vor Ort. In jüngster Zeit häuften sich Verstöße gegen das Artenschutzgesetz: Passagiere aus Norwegen hatten Walfleisch im Gepäck.

Die „Mein Schiff 2" an der Columbuskaje. Wir begleiten den Zoll bei der Kontrolle der Passagiere. Foto: Overschmidt
Um 6 Uhr morgens scheint Bremerhavens Sonne auf die Balkonkabinen der „Mein Schiff 2“. Während die meisten Passagiere noch frühstücken, werden im Terminal Koffer zur Abholung aufgereiht und die Zöllner verteilen sich auf die Ausgänge.
Zollfreigrenze: Was Sie wissen müssen
Im Terminal sieht es aus, wie an einem kleinen Flughafen, und das Zoll-Prinzip funktioniert auch so. „Wer durch das rote Tor geht, will Waren anmelden, wer durch das grüne geht, zeigt an, dass er nichts zu verzollen hat“, erklärt Volker von Maurich, Sprecher des Hauptzollamts Bremen.

Volker von Maurich, Pressesprecher vom Hauptzollamt Bremen. Foto: Overschmidt
Sein Tipp: „Bis 430 Euro kann man zollfrei einkaufen und zusätzlich 200 Stück Zigaretten und einen Liter hochprozentigen Alkohol einführen. Wer sich wegen des Umrechnens unsicher ist, sollte lieber Waren anmelden“, so von Maurich.
Die Freigrenze werde dann trotzdem angerechnet und der Rest muss versteuert werden. Wer nichts anmeldet und dennoch kontrolliert wird, muss zur Nachzahlung eine Strafe in gleicher Höhe zahlen.
Rauschgift-Spürhunde entdecken Koffer
2859 Passagiere waren an Bord der „Mein Schiff 2“ und etwa genau so viele Koffer werden im Terminal aufgestellt.

Hündin Emma schnüffelt sich durch die Koffermassen. Foto: Overschmidt
Einsatz für das jüngste Teammitglied: Emma. Die Flatcoated-Retriever-Dame freut sich auf ihren Einsatz und schnüffelt, geführt von ihrem Herrchen, die Reihen der Koffer ab.
Plötzlich setzt sie sich und markiert so ein Gepäckstück. Ist da jetzt Wal-Salami drin? „Der Hund ist auf Rauschgift trainiert“, sagt von Maurich.
Weil heute zwei Hunde vor Ort sind, darf auch Labradorhündin Lia kontrollieren – sie schlägt beim selben Koffer an. Er wird separiert.
Stichproben des Zolls starten mit einem freundlichen Lächeln
7.30 Uhr. Die ersten kleinen Gästetrauben gehen von Bord. So viel vorweg: Durch den roten Ausgang tritt an diesem Tag niemand. Immerhin: Ein Passagier fragt, ob er seine Elch-Salami mitnehmen darf.

Wir begleiten den Zoll bei der Kontrolle von Passagieren der „Mein Schiff 2" am Kreuzfahrtterminal in Bremerhaven. Foto: Overschmidt
„Die Elch-Salami darf man aus Norwegen, Island, Liechtenstein und Schweiz ohne Probleme einführen. Aus allen anderen Nicht-EU-Ländern wäre das aufgrund der Seuchengefahr im Reiseverkehr verboten“, erklärt von Maurich.
Wer durch den grünen Torbogen geht, darf jederzeit von den Zöllnern kontrolliert werden. Die starten ihre Stichproben immer mit einem freundlichen Lächeln und einem Gespräch.
Erfahrung oder Zufall? Wer kontrolliert wird
„Manchen Zöllnern sagt man den Röntgenblick nach“, scherzt von Maurich. Es mag eine Mischung aus Erfahrung und Menschenkenntnis sein, in erster Linie aber vermutlich Zufall, ob man kontrolliert wird.

Was auf dem Bildschirm der Röntgenanlage verdächtig aussieht, stellt sich als Körner in einem Stofftier heraus. Foto: Overschmidt
Auf eine direkte Frage wie „Haben Sie keine Zigaretten dabei?“ zu lügen, fällt den meisten Menschen sicher nicht leicht.
Beim Satz. „Ich rauche nicht, die sind für meine Kinder“, verzieht von Maurich das Gesicht. Strenggenommen gilt die Zollgrenze nur für den eigenen Bedarf – ist notiert.
Strafe: Der Zwergwal ist streng geschützt
Das Ehepaar Andreas und Sabine Harms wird kontrolliert. Dass man Wal-Salami nicht mitbringen darf, wussten sie nicht, aber sie hatten auch keine. Das Paar ist entspannt. Und kann auch nach drei Minuten Kontrolle wieder gehen. „Wir hatten einen wunderbaren Urlaub und schönes Wetter“, schwärmen die Oldenburger.
Der Zoll stellt am Kreuzfahrtterminal in Bremerhaven im Gepäck von aus Norwegen einreisenden Passagieren immer wieder Walfleischprodukte sicher. Das Fleisch stammt im Regelfall vom Zwergwal, der – wie alle Wale – zu den vom Aussterben bedrohten Arten gehört.

Auch Sabine und Andreas Harms aus Oldenburg wurden vom Zoll am Kreuzfahrtterminal kontrolliert. Foto: Overschmidt
„Der Zwergwal, auch Minkwal genannt, ist in der Europäischen Union streng geschützt. Gegen die Reisenden werden noch vor Ort Strafverfahren eingeleitet und das Fleisch beschlagnahmt.“ Wie das Verfahren ausgeht, wissen die Zöllner nicht. Zuständig ist eine andere Bundesbehörde.
Zollhunde Emma und Lia im Einsatz
8:30 Uhr, es wird voller. Gäste kommentieren die Fragen der Zöllner mit Humor. „Norwegen ist so teuer, da kaufe ich nicht noch ein“, „Wir haben gar nichts gekauft, die Reise hat viel Geld gekostet“, sagen Passagiere. Viele plaudern und schwärmen vor den Zöllnern, wie toll ihr Urlaub war.
Kreuzfahrtpassagiere seien oft entspannter als Reisende am Flughafen, berichtet ein Zöllner. Manch ältere Passagiere empfänden es als sogar spannend.

Bei der Kofferkontrolle wird sämtlicher Inhalt genauestens unter die Lupe genommen. Foto: Overschmidt
Spannend ist der Blick aufs Röntgengerät in einem kleinen Raum am Terminal. Der Koffer, den die Hunde markiert habe, wird durchleuchtet. Man erkennt Schuhsohlen und eine Zöllnerin, sogar eine Wimpernzange und ein Mode-Markenlogo. Die Zöllner beschließen, mit der Öffnung auf die Gäste zu warten.
Exotische Souvenirs im Visier der Zöllner
Was fällt Zöllnern neben Wal-Salami noch auf? Aus der Karibik werden manchmal geschützte Muscheln mitgebracht. In Peru sind Produkte der Coca-Pflanze abseits des Rauchmittels Kokain legal, in Deutschland nicht – Coca-Schokolade aus Peru bliebe beim Zoll.9.30 Uhr. Ein Paar aus Ostfriesland reagiert genervt auf die Kontrolle. Dabei ist das Röntgenbild unverdächtig, auch die Tüte mit Stofftieren, die die Zöllner ebenfalls durchleuchten.
Eine Zoll-Kontrolle sollten Reisende zeitlich einplanen. Obwohl sie auf Krücken reist, ist Ursula Ebeling entspannt. Ihr Mann bringt das Gepäck zur Kontrolle.
Wal-Salami-Verbot ist Thema an Bord
Sie liefert die Erklärung, warum dem Zoll wohl keine Wal-Salami ins Netz geht: „Der Kapitän hat eine Durchsage zum Walfleischverbot gemacht“, berichtet die Frau aus Stade.
Das Paar trifft ein, bei dessen Koffer die Hunde reagiert haben. Drogenschmuggel aus Norwegen? „Es muss kein Rauschgift sein, starke Medikamente riechen ähnlich“, erklärt von Maurich.
Der Koffer wird komplett durchsucht. Fünf fremde Augenpaare, die den Gästen dabei zusehen. Das stresst. Doch alle bleiben freundlich.
Zoll warnt vor Marihuana-Importen
Die Zöllner finden nichts. „Es kann auch sein, dass jemand, der den Koffer angefasst hat, zuvor Rauschgift an den Händen hatte“, erklärt von Maurich.
Seit der Legalisierung von Marihuana werden auch Schiffe aus Holland kontrolliert. „Oft wird vergessen, dass man dennoch kein Marihuana über die Grenze bringen darf“, erklärt der Zoll-Sprecher.
*Um die Identität der Zoll-Mitarbeiter zu schützen und das Steuergeheimnis zu waren, wurden die Mitarbeiter und einige Passagiere auf Wunsch unkenntlich gemacht und keine Namen genannt.