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Apothekensterben

TAdler-Apotheke in Freiburg schließt – So geht es für die Kunden weiter

Apothekerin und Geschäftsführerin Anke Friesen-Schulz (links) mit Filialleiterin Jessica Schlachta, Hausarzt Hans-Michael Penzler und MFA Carina Neppe. Sie wollen die Patienten weiter versorgen.

Apothekerin und Geschäftsführerin Anke Friesen-Schulz (links) mit Filialleiterin Jessica Schlachta, Hausarzt Hans-Michael Penzler und MFA Carina Neppe. Sie wollen die Patienten weiter versorgen. Foto: Helfferich

Schlechte Nachrichten für die medizinische Versorgung in Freiburg: Die Adler-Apotheke in Freiburg schließt zum Jahresende. Was die Gründe sind und wie Kunden weiter versorgt werden sollen.

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Von Susanne Helfferich
Freitag, 29.11.2024, 11:55 Uhr

Freiburg. Eigentlich hat Anke Friesen-Schulz eine Erfolgsgeschichte geschrieben: Vor 20 Jahren hatte die Apothekerin die Adler-Apotheke in Freiburg gekauft, ein Jahr nachdem sie die Alte Apotheke in Drochtersen übernommen hatte, die jetzt das Stammhaus ist.

Es folgte der Bau eines Gesundheitshauses in Wischhafen, 2013 die Eröffnung der Arnika-Apotheke im Ort und schließlich 2020 die Eröffnung der Ahorn-Apotheke in Bützfleth. Doch jetzt muss sie die Apotheke in Freiburg schließen. Das dortige Team nimmt sie mit nach Wischhafen.

Vieles kam bei dieser Entscheidung zusammen, berichtet Anke Friesen-Schulz. Die Personalkosten seien um rund 40 Prozent gestiegen, die Inflation kam hinzu, eine Mieterhöhung und gleichzeitig viel mehr Aufwand wegen der Bürokratie. „Das Problem ist, dass die Apotheken seit längerer Zeit schon in wirtschaftlichen Schwierigkeiten sind“, sagt Anke Friesen-Schulz. Die steigenden Kosten könne nicht jede Apotheke ausgleichen.

Steigende Kosten trafen auf zu wenig Personal

Auf der anderen Seite fehlt Personal. Die unbezahlte Ausbildung zur Pharmazeutisch-technischen Assistentin (PTA) sei nicht mehr attraktiv. Apotheker verdienten nur so viel wie eine Pflegefachkraft. Die Gewinnspanne sei, etwa durch das Verbot von Rabatten beim Einkauf, immer geringer geworden, so Friesen-Schulz. Letztlich trafen steigende Kosten auf zu wenig Personal.

Als kürzlich zwei Mitarbeiterinnen in Rente gingen, eine Kollegin weggezogen sei und eine weitere sich in die Familienphase verabschiedete, zog die Geschäftsführerin von derzeit noch vier Apotheken die Notbremse. „Die Entscheidung, die Adler-Apotheke zu schließen, ist uns nicht leicht gefallen“, versichert Friesen-Schulz.

Die gute Nachricht: Praxis gegenüber macht weiter

Seit die Schließung zum Jahresende publik wurde, brodelt in Freiburg die Gerüchteküche; das betraf auch die Hausarztpraxis schräg gegenüber. „Viele Patienten meinten, wir würden auch schließen“, erzählt Carina Neppe, MFA und Partnerin des örtlichen Hausarztes Hans-Michael Penzler. „Dabei habe ich fest vor, noch sieben bis acht Jahre weiterzumachen“, sagt der 69-jährige Mediziner. Das ist eine gute Nachricht, denn mit Dr. Rainer Feutlinske, Facharzt für Allgemeinmedizin in Wischhafen, gibt es nur noch zwei Arztpraxen in Nordkehdingen.

Dennoch fragen sich viele, wie sie nun an ihre Medikamente kommen. Anke Friesen-Schulz möchte die Patienten möglichst weiter versorgen und es ihnen so einfach wie möglich machen. So sind zweimal am Tag zwei Boten im Freiburger Raum unterwegs, um die Arzneimittel direkt nach Hause zu bringen.

„Schon jetzt haben wir 50 Lieferungen pro Tag“, sagt die Freiburger Filialleiterin Jessica Schlachta, „die Botendienste sind längst etabliert.“ Sie wird mit einer zweiten Kollegin aus Freiburg künftig auch in Wischhafen für die Freiburger da sein. „Die Patienten sollen in Wischhafen anrufen und nach uns verlangen, dann haben sie wieder eine vertraute Stimme am Telefon“, sagt sie mit Blick auf die Stammkunden.

Arzneimittel können per Telefon, Mail oder über eine eigene App bei der Arnika-Apotheke bestellt werden. „Wenn Patienten Hilfe benötigen, hilft unser Praxisteam beim Einlesen der elektronischen Rezepte“, erklärt Pensler, auf Wunsch kann auch eine andere Apotheke ausgewählt werden. „Wir wollen den Service ausbauen und uns weiter in Freiburg engagieren“, sagt Friesen-Schulz.

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