TÄrger um tote Igel in Cuxhaven: Verein erhebt Vorwürfe gegen Behörde

Nach den Arbeiten in Cuxhaven wurden tote Igel gefunden. Foto: Igelpflege im Landkreis Cuxhaven
Der Verein für Igelpflege im Landkreis vermutet, dass sich ein Landesbetrieb aus der Affäre ziehen will. Dieser wehrt sich gegen die Vorwürfe. Wurde das Naturschutzgesetz gebrochen?
Kreis Cuxhaven . Tote Igel sorgen in Cuxhaven aktuell für Unruhe. Der Verein für Igelpflege im Landkreis Cuxhaven wirft dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (kurz NLWKN) vor, gegen das Bundesnaturschutzgesetz verstoßen zu haben. Der Landesbetrieb beteuert die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben.
Was an der Cuxhavener Küste passiert ist
Die Stadt Cuxhaven hatte den NLWKN mit Unterhaltungsarbeiten an der Schutzdüne parallel zum Duhner/Döser Deich beauftragt. Das bestätigt der Pressesprecher der Stadt, Marcel Kolbenstetter. Es handelt sich um mehrere Abschnitte der Düne zwischen dem Freibad Steinmarne und dem Strandhaus Döse.
Die Stationsleiterin des Vereins für Igelpflege Stefanie Röse sagt, sie wurde Mitte März von Anwohnern kontaktiert, die tote Igel gefunden haben. Daraufhin haben Mitglieder des Vereins das Gebiet abgesucht und neben zwei toten Igeln auch mehrere zerstörte Nester gefunden.
Handelt es sich um einen Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz?
Laut Bundesnaturschutzgesetz sind radikale Rückschnittarbeiten von Anfang März bis Ende September verboten. Der NLWKN bekräftigt, dass die Arbeiten bis zum 28. Februar abgeschlossen wurden.
Außerdem habe im Voraus eine Begehung durch die Mitarbeiter stattgefunden, um das Gelände unter anderem nach Tieren abzusuchen. „Gefunden haben sie lediglich einen bereits vermutlich von einem Fressfeind getöteten ‚ausgehöhlten‘ Igel. Unseres Wissens wurden insgesamt zwei Igel tot aufgefunden. Das bedauern wir“, sagt Pressesprecherin Bettina Dörr.

Die Schutzdüne in Cuxhaven nach den Unterhaltungsarbeiten. Foto: Igelpflege im Landkreis Cuxhaven
Röse hält den Abschluss der Arbeiten im genannten Zeitraum für unwahrscheinlich. Einerseits hatten die Anwohner den Verein erst Mitte März kontaktiert. Andererseits seien die gefundenen Kadaver dafür zu frisch gewesen. Auch hätte der Wind die zerstörten Nester schon weggeweht. „Den Schaden auf einen Igel begrenzen zu wollen, ist einfach lächerlich“, sagt Röse empört.
Zum Hintergrund der Rückschnittarbeiten
In den letzten beiden Jahren waren die Arbeiten nach Angaben des NLWKN aufgrund starker Feuchtigkeit nicht möglich gewesen, da die Düne für das schwere Gerät nicht stabil genug war. Daher seien die Arbeiten in diesem Jahr entsprechend umfangreicher ausgefallen.
Der Landesbetrieb nimmt derartige Unterhaltungsarbeiten regelmäßig vor. Dabei sei dieses Mal vor allem wichtig gewesen, die Ausbreitung der Kartoffelrose einzudämmen. „Die Kartoffelrose verschattet den für die Stabilität der Dünen notwendigen Strandhafer und würde gegebenenfalls die Dünen und somit den Küstenschutz destabilisieren“, so Dörr.
Unklar, wie viele Tiere zu Schaden gekommen sind
Röse geht davon aus, dass weitaus mehr Tiere zu Schaden gekommen sind. Dabei gehe es nicht nur um Igel, sondern auch um Vögel und Hasen, die die Hecken als Rückzugsort oder Brutmöglichkeit nutzen. Laut Verein sollte das Vorgehen bei Arbeiten dieser Art ohnehin diskutiert werden.
Der NLWKN sagt, dass es als Fachbehörde für Naturschutz widersinnig wäre, gegen die eigenen Richtlinien zu verstoßen. „Die Arbeiten führen wir stets in enger Abstimmung mit der Naturschutzbehörde vor Ort durch“, ergänzt Dörr.
Die Stadt Cuxhaven prüft nun den Sachverhalt
Momentan steht Aussage gegen Aussage. Marcel Kolbenstetter gibt vonseiten der Stadt bekannt: „Igel sind durch das Naturschutzrecht besonders geschützt. Wir müssen nun prüfen, ob ein Ordnungswidrigkeitsverfahren laut Naturschutzgesetz eingeleitet werden muss.“