TAls Quereinsteigerin auf die Kanzel: Sie übernimmt eine Pastorenstelle auf der Geest
Wiebke Wolkenhauer ist neue Pastorin in Fredenbeck und Buxtehude. Foto: Fehlbus
Der Fachkräftemangel trifft auch die Kirchen. In Fredenbeck und Umgebung wird eine Pastorenstelle daher auf ungewöhnliche Art besetzt. Für den Quereinstieg gibt es klare Bedingungen.
Fredenbeck. Wiebke Wolkenhauer war 18 Jahre lang im Kirchenvorstand der St. Paulus Gemeinde in Buxtehude tätig - ehrenamtlich in ihrer Freizeit. Der Job, auf den die Krankenschwester jetzt umsattelt, klingt eigentlich unmöglich für einen Quereinstieg: Die 56-Jährige füllt als Nicht-Theologin die halbe, bis dato vakante Pastorenstelle in Fredenbeck und Mulsum aus.
Ehrenamtliches Engagement als Berufsgrundlage
Am Sonnabend, 4. Oktober, wird Wiebke Wolkenhauer um 16.30 Uhr in der Fredenbecker Martin-Luther-Kirche ordiniert. Regionalbischöfin Sabine Schiermeyer aus Ostfriesland wird sie für ihren pastoralen Dienst segnen und beauftragen.
Ganz neu ist das Predigen für Wiebke Wolkenhauer derweil nicht. Die neue Pastorin für die westlichste Region im Kirchenkreis Buxtehude ist seit mehr als 20 Jahren in der evangelischen Kirche aktiv.
„Ich habe eine Lektorenausbildung, eine Ausbildung als Seelsorgerin und eine Prädikantenausbildung gemacht“, sagt Wiebke Wolkenhauer. Sie hat damit bereits Gottesdienste eigenständig geleitet. Das alles war Ehrenamt und hätte es auch bleiben können.
Landes-Kommission wählt unter den Bewerbern aus
„Ich wusste gar nicht, dass es das gibt“, sagt die Buxtehuderin zur Möglichkeit des beruflichen Quereinstiegs. Sie bewarb sich, jedoch ohne große Hoffnung auf Erfolg.
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Nur bis zu acht Personen aus der Landeskirche Hannover werden pro Jahr aus den Bewerbungen für den besonderen Zugang zum Pfarrdienst von einer Kommission des Landeskirchenamtes ausgewählt - die 56-Jährige wurde genommen.
Die Ausbildung zur sogenannten Pfarrverwalterin ohne Theologiestudium ist dabei an Voraussetzungen geknüpft, die Wiebke Wolkenhauer erfüllte: unter anderem eine mindestens zehnjährige aktive Mitarbeit in Kirchengemeinden und Erfahrungen mit Gottesdienst‐ und Predigtpraxis.
Eine halbe Stelle Geest, eine halbe Stelle Springerin
Wiebke Wolkenhauer hat ihre Ausbildung in Neu Wulmstorf absolviert. In Mulsum, Fredenbeck und den umliegenden Dörfern wird sie mit einer halben Stelle nun Gottesdienste, Taufen und Trauerfeiern gestalten. Mit der anderen Hälfte ist sie im Kirchenkreis als Springerin eingesetzt, 25 Prozent davon in St. Petri Buxtehude.
„Wir erleben, dass wir durch die Quereinsteiger vielfältiger werden, dass es dem System gut tut“ , sagt Martin Krarup, seit 2014 Superintendent im Kirchenkreis Buxtehude. Häufiger sei der Einstieg als Diakon, was in den vergangenen Jahren auch zweimal in der Region der Fall war. Einen Quereinstieg aus dem Ehrenamt und einem kirchenfernen Beruf wie bei Wiebke Wolkenhauer gab es nach Krarups Erinnerung das letzte Mal vor 30 Jahren.
Für die Landeskirche, die sich vor zehn Jahren damit konfrontiert sah, dass es nicht mehr genügend Voll-Theologen gibt, um alle Stellen zu besetzen, geht es auch um das Thema Fachkräftemangel. Dieser hat den Pastoren-Beruf erreicht, denn zu den weniger werdenden Theologiestudenten kommen verstärkt in den Ruhestand gehende Pastoren noch dazu.
Einladung zum Empfang der neuen Pastorin in Fredenbeck
Wiebke Wolkenhauer kann erst einmal bis zum Erreichen der Rente als Pastorin arbeiten. Wie Pastoren, die vorher Theologie studiert und ein Vikariat absolviert haben, erhält sie mit der Ordination aber auch das lebenslange Recht, öffentlich zu predigen, zu taufen und das Abendmahl einzusetzen.
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Im Anschluss an den Festgottesdienst in der Fredenbecker Martin-Luther-Kirche sind die Mitglieder der Gemeinden eingeladen, ihre neue Pastorin bei einem Empfang im Fredenbecker Gemeindehaus zu begrüßen.
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