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Betrug

TAm Ende bleiben Sperrmüll und Schulden: Mietnomaden legen Otterndorfer Ehepaar herein

In diesem Haus vermietete das Otterndorfer Ehepaar nicht nur eine Ferienwohnung, sondern auch an eine Familie eine Fünf-Zimmer-Wohnung - und erlitt damit Schiffbruch. Foto: Kramp

In diesem Haus vermietete das Otterndorfer Ehepaar nicht nur eine Ferienwohnung, sondern auch an eine Familie eine Fünf-Zimmer-Wohnung - und erlitt damit Schiffbruch. Foto: Kramp Foto: Kramp

Offensichtlich Opfer von Mietnomaden im Kreis Cuxhaven wurde ein Otterndorfer Ehepaar. Es bleibt auf Mietschulden und Sperrmüll sitzen. Und die Enttäuschung über Behörden ist groß. Die Vermieter ziehen jetzt aus der Angelegenheit ihre Konsequenzen.

Von Wiebke Kramp Donnerstag, 11.04.2024, 10:42 Uhr

Otterndorf. Auf diese Mieter hätte das Ehepaar G. (Name und Adresse sind bekannt) im Nachhinein am liebsten verzichtet. Ihre Mieter blieben den Otterndorfern rund 3000 Euro für Miete und Nebenkosten schuldig. Ihre Kritik richten die Vermieter in diesem Fall auch an die Behörden.

„Beschimpfungen in Fäkalsprache“

In einer „Nacht- und Nebelaktion“ zog die betreffende junge Patchworkfamilie mit drei Kindern im vorigen Jahr August aus der gemieteten Fünfzimmerwohnung in der Straße Medemland aus. Und nicht nur auf diesen Kosten blieben die Vermieter sitzen - auch auf dem Sperrmüll und dessen Entsorgung. Weitere unangenehme Hinterlassenschaft sei ein Video mit Beschimpfungen in Fäkalsprache gewesen. „Wir waren froh, dass die draußen waren …“, so das Fazit.

Dabei hatte alles gut angefangen, erinnern sich die Vermieter: „Sie machten einen netten Eindruck. Wir dachten, wir tun einer Familie mit Kindern einen Gefallen. Zur Wohnung gehört auch ein riesiger Garten.“ In dem Haus befindet sich unten noch eine Ferienwohnung.

Das Paar zog im Januar 2022 ein. Bei vorherigen Vermietern hätten sie keine Erkundigungen einholen können, weil es die erste gemeinsame Wohnung der Patchworkfamilie mit dem gemeinsamen Baby gewesen sei, sagt das Vermieter-Ehepaar. Der Mann habe seinerzeit eine Festanstellung in Cuxhaven gehabt und eine Nachfrage ergab, dass sein Arbeitgeber nichts Negatives über ihn sagen konnte.

Miete kam auf einmal nicht mehr pünktlich

Allerdings dauerte dieses Arbeitsverhältnis offensichtlich nicht mehr lange und der Mieter machte sich selbstständig. Fortan sei die Miete jedoch meist zu spät und dann oft als Barzahlung gekommen.

Zunächst sei aber die Miete noch gezahlt worden, aber schließlich kam gar keine Miete mehr. Das Paar habe auf Nachfrage beteuert, dass das Jobcenter die Miete überweisen würde sowie die aufgelaufenen Nebenkosten prüfen werde. Sein plötzliches Verschwinden im August 2023 war dann der unrühmliche Schlusspunkt des Mietverhältnisses.

Das scheint eine Masche zu werden

Das Pärchen scheint mit seiner Masche weiterzumachen. Ihr nachfolgender Vermieter aus Cuxhaven-Altenwalde habe sich an das Ehepaar G. gewandt, habe mitgeteilt, dass ihm dieselbe Lüge mit dem Jobcenter aufgetischt worden sei und bedauert, dass er nicht gewarnt worden sei. Die Otterndorfer sind empört und empfinden dies als „mangelnde Fürsorgepflicht“ seitens der Behörden: „Unserer Meinung nach ist dieses Geld eine öffentliche Leistung aus Steuermitteln, die zweckgebunden ist. Ehrliche Mieter leiden darunter!“

Das Ehepaar setzt sich seit Monaten ein, diesbezüglich profunde Auskünfte zu erhalten. Die Vermieter hatten sich sowohl an die Spitze des Jobcenters und der Kreisverwaltung gewandt, schickten Mails, führten etliche Telefonate und hakten schriftlich nach. Eine schriftliche Antwort, ob an das Ehepaar Zahlungen seitens des Jobcenters vorgenommen worden sind oder nicht, blieb aber lange aus. In persönlichen Telefonaten mit Verantwortlichen aus Jobcenter und beim Landkreis sei ihnen lediglich Bedauern mitgeteilt worden sowie der Hinweis auf Datenschutzgründe. Das weckt Unverständnis bei den Vermietern, schließlich handele es sich bei der betreffenden Auskunft um ihr eigenes Konto.

Erst nachdem sich unser Medienhaus eingeschaltet hat und um eine Stellungnahme des Jobcenters gebeten hatte, scheint Bewegung in die Sache gekommen zu sein (- oder es handelt sich um einen zeitlichen Zufall).

Doch noch Post vom Jobcenter

Das Ehepaar G. erhielt jedenfalls Post vom Jobcenter; das Schreiben war vom Team-Leiter Leistungsgewährung unterzeichnet. Er entschuldigt sich darin für die Verzögerung der schriftlichen Stellungnahme. Doch inhaltlich konnte er keinen Aufschluss geben: „Auch nach erneuter Prüfung der Sach- und Rechtslage muss ich Ihnen leider mitteilen, dass personenbezogene Auskünfte durch das Jobcenter aus Gründen des Sozialdatenschutzes nicht gegeben werden können. Das schließt auch sämtliche Zahlungen des Jobcenters an Kunden und/oder Dritte (z.B. Vermieter) ein. In diesem Zusammenhang möchte ich nochmals darauf hinweisen, dass hier eine vertragliche Beziehung ausschließlich zwischen Mieter und Vermieter, nicht aber zwischen Jobcenter und Vermieter besteht. Ggf. bestehende Forderungen können daher nur auf dem Zivilrechtsweg gegenüber dem Mieter geltend gemacht werden.“

Ehepaar G. aus Otterndorf zieht aus der Angelegenheit übrigens eine traurige Schlussfolgerung. Es kündigt an: „Wir stellen diesen Wohnraum nicht mehr für Mieter zur Verfügung.“

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