Es war Mord: Angeklagter im Stader Clan-Prozess verurteilt

Der Angeklagte wird in einen Verhandlungssaal des Landgerichts Stade geführt. Foto: Sina Schuldt/dpa
Beim Prozess rund um die tödliche Messerattacke in Stade wurde das Urteil für Mustafa M. gefällt. Der 35-Jährige wurde zu einer lebenslange Haftstrafe verurteilt. Es kam zu Tumulten.
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Stade. Das Urteil im Stader Clan-Prozess ist gefallen. Vor dem Stader Landgericht wurde Mustafa M. am Freitag wegen Mordes verurteilt. Allerdings stellte das Gericht keine besondere Schwere der Schuld fest, es lägen auch keine niedrigen Beweggründe vor. Damit muss der 35-Jährige voraussichtlich 15 Jahre in Haft.
Kurz nach der Urteilsverkündung kam es zu Tumulten im Gerichtssaal. Ein Nebenkläger versuchte, den Verurteilten anzugreifen. Die Großfamilien der Al-Zeins und der Miris wurden getrennt, das Gericht verwandelte sich in einen Hochsicherheitstrakt.

Der Stader Clan-Prozess fand mit einem großen Sicherheitsaufgebot statt. Foto: Vasel
Seit November 2024 werden die Geschehnisse rund um die tödliche Messerattacke in Stade verhandelt. Der Freitagvormittag wurde bestimmt von einer weiteren Zeugenbefragung, die unergiebig verlief.
Angeklagter äußert sich vor dem Stader Landgericht
Kurz vor der Mittagspause erteilte Richter Erik Paarmann dem 35-jährigen Angeklagten das Wort. Mustafa M. sprach der Familie von Khaled R. sein „herzliches Beileid“ aus. Es sei nicht seine Absicht gewesen, ihn zu töten. „Ich habe aus Sorge um meinen Bruder gehandelt. Mir tut es leid.“
Danach wandte er sich kurz zu seinen beiden Anwälten Dinah Busse und Dirk Meinicke und dankte ihnen, dass sie trotz der Bedrohungen standhaft geblieben seien. Das quittierten einige Angehörige der Familie Al-Zein mit Raunen. Es waren auch Angehörige der Familie Miri im Gerichtssaal, unter den Familien gab es Streit.

Der Angeklagte spricht zu Prozessbeginn mit seinen Anwälten Dinah Busse und Dirk Meinicke in einem Verhandlungssaal des Landgerichts Stade. Foto: Sina Schuldt/dpa-Pool/dpa
Laut Gericht besteht bei der Hauptverhandlung, die seit November 2024 läuft, eine „besondere Gefährdungslage“. Vor dem Stader Landgericht gibt es auch am Freitag ein großes Sicherheitsaufgebot, Hundeführer sowie Polizisten in Zivil sind im Einsatz. Sie werden unterstützt von Justizwachtmeistern, von denen einige teilweise den Klette-Prozess begleiten.
Wie es zur tödlichen Messerattacke am Salztor kam
Die Geschehnisse am 22. März 2024 waren der blutige Höhepunkt eines Clan-Kriegs: Mustafa M. (34) soll sein Opfer Khaled R. „heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen getötet“ haben. So stand es in der Anklageschrift. Der Vorwurf lautete: gefährliche Körperverletzung in Tateinheit mit Mord. Mustafa M. habe Khaled R. ein Messer in den Kopf gestoßen. Die Familie von Khaled R. ist durch Heirat mit der Familie Al-Zein verbunden.
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Angehörige der Al-Zein-Großfamilie hätten an dem Freitag ein Shisha- und Sportschuh-Geschäft der Miris in der Hökerstraße in Stade verwüstet. Der andere Clan holte zum Gegenschlag aus: Die Miris beschädigten ein Wohnhaus des Al-Zein-Clans. Das hörten Mitglieder der Al-Zeins.
Staatsanwältin spricht von Heimtücke
Sie fuhren in Richtung Altländer Viertel. Auf der Straße Am Salztor kam es zu einer Auseinandersetzung, Pkw rammten sich. Trotz Anwesenheit der Polizei prügelten sich Angehörige beider Familien.
Auf der Brücke am Salztor habe sich der hinzukommende Mustafa M. „mit Tötungsabsicht“ ein Messer gegriffen, das auf der Mittelkonsole eines Audi Avant lag. Er habe, so die Staatsanwältin, „die Ehrverletzungen“ durch die andere Familie beenden wollen.
Mit „Vernichtungswillen“ habe er ein zehn Zentimeter langes Messer hinterrücks in den Kopf seines wehrlosen Opfers Kahled R. (35), bis in das Stammhirn, gestoßen -vor den Augen der Polizeibeamten.
Khaled R. kam ins Elbe Klinikum. Er werde die Tat nicht überleben, so die Ärzte noch im Krankenhaus. Das Messer verblieb bis zur Obduktion im Kopf.