TAngespannte Schulsituation in Horneburg: Eltern fühlen sich „im Stich gelassen“
Mütter aus Schragenberg treffen sich: Die Satzungsänderung für die Schulbezirke bereitet ihnen Sorgen um die Zukunft ihrer Kinder. Foto: Buchmann
Die Schulsituation in der Samtgemeinde Horneburg ist angespannt. Um die Grundschule in Nottensdorf zu entlasten, änderte der Samtgemeinderat die Schulbezirke. Leidtragende sind Kinder aus Schragenberg - die Eltern wollen das nicht hinnehmen.
Nottensdorf. Es brodelt in Schragenberg. Seitdem der Samtgemeinderat Horneburg am 5. Juli 2023 die Änderung der Schulbezirkssatzung beschlossen hat, um die Grundschule Bliedersdorf-Nottensdorf wegen Kapazitätsmangel zu entlasten, haben sich sechs Mütter aus dem Nottensdorfer Ortsteil gegen den Beschluss gestemmt - zum Wohle ihrer Kinder.
Ab dem Schuljahr 2024/25 sollen Kinder der Gemeinde Nottensdorf, die in der Bundesstraße, Claustal, Schragenberg, Eckerworth, Heckenweg und Am Rondell gemeldet sind, die Grundschule in Horneburg besuchen, um die Grundschule in Nottensdorf zu entlasten. Auch die Kinder von Dorina Jop, Jennifer Kohlen, Sarah Hoops, Christina Klass, Christin Brennecke und Veronika Dubbels sind in den nächsten Jahren von der Änderung betroffen. „Wir haben im August den direkten Kontakt zu Bürgermeister Huber gesucht, weil wir damit nicht einverstanden waren“, sagt Jennifer Kohlen.
Gespräch mit Bürgermeister und Schulleiterin
Dieser sei der Gesprächseinladung auch gefolgt und zu einem Treffen bei Familie Jop in die Eckerworth gekommen, um sich die Sorgen der Eltern anzuhören. Vom Bürgermeister der Gemeinde hätten die Eltern angeraten bekommen, bei der Grundschule Bliedersdorf-Nottensdorf eine Ausnahmegenehmigung für ihre Kinder zu beantragen, um ihre Kinder in Nottensdorf unterrichten lassen zu können. Eine Rücksprache mit Grundschuldirektorin Kerstin Golon ergab: Selbst bei Beantragung einer Ausnahmegenehmigung würden voraussichtlich trotzdem nicht genügend Kapazitäten in Nottensdorf zur Verfügung stehen. „Wir haben uns daraufhin im Stich gelassen gefühlt“, sagt Kohlen.
Für die Eltern aus Schragenberg ist die Beschulung in Horneburg keine Option. So würde durch den Schulbesuch in Horneburg die Schulbiografie der Kinder gestört. Idealerweise besuchen die Kinder Kindergärten und Schulen an ihrem Wohnort, um gemeinsam mit ihren Freunden und Schulkameraden heranzuwachsen. „Unsere Kinder sind in Nottensdorf verankert, haben hier ihre Freunde und gehen in die Vereine“, sagt Dorina Jop. Die Eltern fühlen sich „allein gelassen“ und „isoliert“ von der Politik in der Gemeinde. „Wir sind alle Nottensdorfer, deshalb sollen unsere Kinder auch hier zur Schule gehen“, sagt Sarah Hoops.
Samtgemeinde fehlt das notwendige Geld
Sie sehen hier auch Versäumnisse in der Planung für die neue Grundschule Bliedersdorf-Nottensdorf, die 19,8 Millionen Euro kosten und für die dieses Jahr noch die Grundsteinlegung erfolgen soll. „Hier wurde eine Schule geplant, die schon im ersten Jahr wieder zu klein ist“, sagt Jennifer Kohlen. Samtgemeinde-Ratsherr Peter Hoffmann von der FWG Aue kritisierte in der Juli-Sitzung des Samtgemeinderates bereits, dass die Schulbiografien der Kinder durch den Wechsel gestört und die geringe Integration von Schragenberg als Nottensdorfer Ortsteil in die Dorfgemeinschaft erschwert würde.
Samtgemeindebürgermeister Knut Willenbockel sagt auf Anfrage, dass er vollstes Verständnis für die Eltern habe. „Jedoch lässt sich so eine Planung, wie von den Eltern gewünscht, nicht mit der Wirklichkeit vereinbaren, die wir hier vorfinden“, sagt der Rathauschef. Die Samtgemeinde ist für die Schulplanung zuständig.
Die neue Grundschule sei auf Basis von Kalkulationen für die nächsten Jahre geplant - und für andere Optionen fehlten der Samtgemeinde die finanziellen Mittel. „Hier schlägt das Finanzargument die pädagogischen und moralischen Argumente“, sagt Willenbockel. Man werde jedoch regelmäßig die Schülerzahlen anschauen, um zu prüfen, ob Ausnahmen nicht doch möglich sind.
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Eltern starten Unterschriftensammlung
Grundschulleiterin Kerstin Golon sieht die pädagogische Versorgungslage in der Samtgemeinde kritisch: „Eigentlich müssten wir planungstechnisch in Kindergärten und Schulen Luft vorhalten. Doch für die Luft ist kein Geld da.“ Die Zeiten, in denen Familien ihre Kinder im selben Dorf in die Kita und die Schule schicken konnten, hätten sich geändert.
Man habe im Vorfeld der Beschlussfassung geschaut, welche Entscheidungen vertretbar wären. So beschloss der Rat, Straßenzüge aus Schragenberg an Horneburg anzubinden. „Von der bloßen Entfernung her liegt Schragenberg näher an Horneburg als an Nottensdorf. Das war eines der Argumente, das für die Änderung sprach“, so Golon weiter.
Die Schragenberger Eltern wollen weiter kämpfen, um den Beschluss rückgängig zu machen. Über Facebook kündigten sie eine Unterschriftensammlung an und hoffen auf breite Unterstützung. „Uns ist wichtig, dass unsere Kritik an dem Beschluss gehört wird. Wir wollen von der Politik verstanden werden“, sagt Sarah Hoops.