TAusbildungsnotstand: Stader Kreistag prangert Landesfeuerwehrschulen an

Damit die 4200 Feuerwehrleute im Kreis Stade nicht nur bei Übungen wie hier in Bützfleth sicher die Unfallrettung vertiefen können, sind Kurse bei der Landesfeuerwehrschule unumgänglich. Foto: Vasel
Bei diesem Thema leidet sogar die Duz-Freundschaft von Landrat Seefried mit Ministerin Behrens. Der Kreistag hat eine Resolution verabschiedet, fordert das Ende der Ausbildungsnot. Doch nicht alle Parteien sagten Ja.
Landkreis. Im November hatte Kreisbrandmeister Peter Winter erneut Alarm geschlagen. Das Innenministerium und das Niedersächsische Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz hatten den Truppführer-Lehrgang ab 2024 gestrichen. Die Ausbildung soll jetzt in den Feuerwehren selbst stattfinden. Damit würde das Ehrenamt zusätzlich belastet.
Des Weiteren könne das Land den Ausbildungsbedarf nicht decken. Ein Beispiel: Elf Lehrgänge für Technische Hilfeleistung stehen den Feuerwehren im Kreis Stade durch den Verteilungsschlüssel des Landes zu, der tatsächliche Bedarf liegt bei 111.
„Löschen kann man nicht im Internet lernen“
Außerdem seien wichtige Kurse gestrichen worden. Lehrgänge für Geräte- und Atemschutzgerätebeauftragte, Absturzsicherung, Atemschutznotfalltraining und Hochwasserschutz und Elektromobilität werden 2024 überhaupt nicht angeboten. Stattdessen setzt das Land verstärkt auf „Online-Module“ - etwa bei der Vegetationsbrandbekämpfung. Während die Feuerwehr auf eine enge Verzahnung von Theorie und Praxis in Lehrgängen setze, lobte die SPD-Landtagsabgeordnete Corinna Lange im Vorfeld „bedarfsgerechte Nutzung digitaler Technik“. Winter widerspricht: „Löschen kann man nicht im Internet lernen.“
CDU, FDP und FWG trauen der Landesregierung nicht
CDU, FWG und FDP griffen die Kritik auf. Rolf Suhr (CDU) sprach von einer „Mangelverwaltung“ und kritisierte wie Landrat Kai Seefried (CDU) und Peter Rolker (FDP), dass das Land immer mehr Aufgaben auf das Ehrenamt abwälze. 2022 konnten nur 47 Prozent des Fortbildungsbedarfs gedeckt werden. Die Landtags- und Kreistagsabgeordnete Birgit Butter (CDU) monierte, dass die rot-grüne Mehrheit verhindert habe, dass das Thema im Innenausschuss des Landtags umfassend erörtert wird. Seefried hatte das Thema bei Innenministerin Daniela Behrens (SPD) zur Sprache gebracht. Bis zu diesem Zeitpunkt duzten sich beide, seitdem tituliere sie ihn bei Treffen nur noch als „der Landrat aus Stade“, heißt es im Kreishaus.
Grüne und SPD setzen auf Dialog statt Rüffel-Resolution
Im Feuerschutzausschuss gab es noch Zustimmung aus den Reihen von SPD und Grünen. Im Kreistag stellten sich die Fraktionen, abgesehen von den Enthaltungen, hinter ihre Landesregierung. Das Nein zur Resolution, so Britta Sanders (Grüne), dürfe nicht als Votum gegen die Feuerwehr verstanden werden. Auch die Grünen sähen den Bedarf. Erfolgsversprechender sei allerdings der Dialog, so Sanders.
Björn Protze (SPD) verwies auf die Anstrengungen des Landes. So würden in Celle-Scheuen rund 40 Millionen Euro investiert. Das Technikzentrum soll 2026 stehen. Durch das Streichen der Truppführer-Lehrgänge würden neue Lehrgangskapazitäten unter anderem für nachrückende Führungskräfte wie junge Ortsbrandmeister und Stabsarbeit geschaffen, so die SPD.
Das überzeugte CDU, FDP und FWG nicht. Trotz frei werdender Kapazitäten könne an den Landesfeuerwehrschulen in Celle, Scheuen und Loy der Bedarf auch auf absehbare Zeit nicht gedeckt werden. Letztlich, so die Antragsteller, gehe es um mehr Sicherheit bei Einsätzen durch gute Ausbildung der 4200 Feuerwehrleute in den 92 Ortswehren. Deshalb setzten die drei Fraktionen auf die Resolution. Und: Auch der Landkreis Lüneburg hat jetzt eine Protest-Note nach Hannover geschickt.