TAutos in Hemmoor angezündet: Mutmaßlicher Brandstifter steht in Stade vor Gericht

In der Nacht zum 29. August 2021 brannte es in Hemmoor lichterloh: Bei dem Feuer wurden drei Fahrzeuge und ein Carport komplett zerstört. Auch das Wohnhaus der betroffenen Familie und ein Nachbarhaus wurden beschädigt. Foto: Lange
Am Landgericht Stade muss sich seit Mittwoch ein 24-jähriger Mann wegen Brandstiftung, Körperverletzung und Diebstahls verantworten. Er soll hinter einem Feuer in Hemmoor stecken, bei dem im August 2021 drei Autos komplett zerstört wurden.
Stade. Zu Prozessbeginn wurde der Beschuldigte mit Handschellen in den Schwurgerichtssaal des Stader Landgerichts geführt, die ihm während der Verhandlung aus Sicherheitsgründen auch nicht abgenommen wurden. Dem gebürtigen Hamburger werden eine ganze Reihe von Taten zur Last gelegt, die sich im Zeitraum von August bis Oktober 2021 ereignet haben sollen.
Die Staatsanwaltschaft wirft ihm unter anderem vor, in der Nacht zum 29. August 2021 mehrere Autos in Hemmoor angezündet zu haben. Bei dem Brand wurden alle drei Fahrzeuge und der Carport einer Hemmoorer Familie völlig zerstört sowie das Wohnhaus und das Nachbarhaus beschädigt. Dabei entstand ein Gesamtschaden von rund 120.000 Euro; Menschen wurden glücklicherweise nicht verletzt.
Kurz nach dieser Tat soll sich der Beklagte eine Hemmoorer Biofleischerei als Ziel vorgenommen haben. Ihm wird vorgeworfen, in die Metzgerei eingedrungen zu sein und einen Kühlwagen „entführt“ zu haben. Der Wagen wurde später in Bornberg aufgefunden.
In die Kategorie „Schwerer Diebstahl“ fällt ein Vorfall, der sich Anfang September 2021 in Otterndorf zugetragen haben soll. Der Angeklagte soll mit einem Gullydeckel das Fenster einer Apotheke eingeworfen und aus dem Geschäft Süßigkeiten und Wechselgeld entwendet haben. Auch für eine körperliche Auseinandersetzung mit einem Verletzten im Oktober - ebenfalls in Otterndorf - soll er verantwortlich sein.
Angeklagter legte ein umfangreiches Geständnis ab
Der 24-Jährige, der derzeit in einem Maßregelvollzugszentrum in Bad Rehburg untergebracht ist, legte gleich zu Beginn der Verhandlung ein umfangreiches Geständnis ab. Die Brandstiftung, die Einbrüche und der Fahrzeugdiebstahl - ja, das sei so gewesen. Nur die Schlägerei in Otterndorf stellte er etwas anders als der Staatsanwalt dar: Einen Faustschlag ins Gesicht seines Kontrahenten habe es zwar gegeben, gab der junge Mann zu, jedoch keine Tritte auf die Nase.
Bereitwillig gab der einstige Dachdecker Einblicke in sein tiefstes Innerstes. Vieles sei schief gelaufen in seinem Leben. Die Freundin hat sich von ihm getrennt, der Opa ist gestorben, er hat zwei Selbstmordversuche hinter sich. Drogen- und Alkoholkonsum waren die Folge. Schon morgens habe er Bier getrunken, Gras geraucht und Amphetamine genommen. An den Wochenenden kam Kokain dazu. „Mir ging es psychisch schlecht und mir war alles egal“, berichtete der 24-Jährige. Die ganze Wut, die er in sich hatte, habe er an Dingen ausgelassen, erzählte er, unter anderem an den Fahrzeugen in Hemmoor, die er angesteckt hat.
Die Brandstiftung im August 2021 stand am ersten Verhandlungstag im Vordergrund. Die betroffenen Eheleute, deren Autos bei dem Feuer zerstört wurden, erzählten, wie sie den Brand erlebten. „Ich werde diese Nacht ein Leben lang nicht vergessen“, sagte der 45-jährige Zeuge. Die Familie sei nach dem Feuer verstört gewesen. „Wir haben viel mit den Kindern gesprochen“, ergänzte die Ehefrau.
Der Prozess wird am kommenden Mittwoch mit der Vernehmung weiterer Zeugen fortgesetzt.