TB3 neu: So wird die 100 Millionen Euro teure Straße aussehen

Die Animation zeigt, wie später die Anschlussstelle der B3 neu an die B73 bei Neu Wulmstorf aussehen wird. Foto: Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr
Die Pläne für die B3 neu sind spektakulär: Nahe Neu Wulmstorf entsteht ein Bundesstraßen-Kreuz, bei Elstorf verläuft die Strecke in einem acht Meter tiefen Graben. Planer erwarten eine spürbare Verkehrsentlastung. Dennoch haben die Bewohner Sorgen.
Buxtehude. Das Genehmigungsverfahren zur geplanten Ortsumfahrung Elstorf (B3 neu) wird voraussichtlich früher als ursprünglich erwartet beginnen: Die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr habe die Absicht, das Planfeststellungsverfahren Ende 2024 einzuleiten, sagte Projektbereichsleiterin Annette Padberg dem TAGEBLATT. Bisher war von Anfang 2025 die Rede.
Den Vorentwurf präsentierte die Landesbehörde im Dialog mit Bürgern im Schützenhaus Elstorf. Fachplaner beantworteten Fragen, auf Vorträge wurde verzichtet. Mehr als 200 Menschen besuchten bereits innerhalb der ersten Stunde die insgesamt drei Stunden dauernde Informationsveranstaltung.

Großer Andrang im Schützenhaus Elstorf: Bürger und Bürgerinnen informieren sich im Gespräch mit Straßenplanern über die B3 neu Foto: Sulzyc
Die 6,75 Kilometer lange Ortsumgehungsstraße wird nach den Berechnungen der Fachplaner die Ortsdurchfahrten der Buxtehuder Ortschaften Ketzendorf und Ovelgönne (an der vorhandenen B3) sowie die Neu Wulmstorfer Gemeindeteile Elstorf, Daerstorf und Wulmstorf spürbar von Verkehr entlasten.
8900 Fahrzeuge weniger pro Tag auf B3 in Ovelgönne
Die größten Entlastungen erwarten die Planer in der südlichen Ortslage von Elstorf und in Ovelgönne im Bereich der alten B3. Den Berechnungen zufolge werden im Jahr 2035 die alte B3 in Ovelgönne im Vergleich zu heute täglich 8900 Fahrzeuge weniger befahren. Allerdings: Auf der B73 im Osten Ovelgönnes werden es 4400 Fahrzeuge mehr sein. Auf der Kreisstraße 84 in Ketzendorf werden laut der Prognose täglich 4400 Fahrzeuge weniger unterwegs sein. Im Süden von Elstorf erwarten die Planer auf der alten B3 sogar 13.500 Fahrzeuge weniger pro Tag.
100-Millionen-Euro-Bau
T Nadelöhr an B73/B3: Entlastungsstraße macht wichtigen Fortschritt
Die Prognosen setzen voraus, dass die Autobahn 26 vor Fertigstellung der Ortsumfahrung Elstorf an die Autobahn 7 in Hamburg angeschlossen sein wird. Die Freigabe der A26 ist für Ende 2026 vorgesehen. Die B3 soll voraussichtlich Ende 2029 eröffnet werden. Die geplante B3 neu bündelt den überregionalen Verkehr zwischen der A26 und der A1. Annähernd 24.000 Fahrzeuge täglich werden die Ortsumfahrung Elstorf laut den Berechnungen befahren.
Zulässige Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h auf B3 neu
Bewohner der nahe gelegenen Siedlungen fürchten sich vor Lärm. „Warum die Straße so nahe an der Bebauung von Elstorf vorbeiführen soll, erschließt sich mir nicht“, sagt Helmut Nortmann aus Elstorf. Auch die vorgesehene zulässige Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h auf der B3 neu hält er für zu hoch. „Die bauen auf sechs Kilometern eine Rennstrecke.“
Die Straßenplaner greifen zu einer in der Region bisher kaum bekannten Fahrstreifengestaltung. An zwei Abschnitten wird die Straße dreispurig sein: „In eine Fahrtrichtung zwei Fahrstreifen, in die andere Fahrtrichtung ein Fahrstreifen“ erklärt Planerin Pia Jahn. Damit würden sichere Gelegenheiten zum Überholen geschaffen.
Lärmschutz: Grenzwerte nirgendwo überschritten
Eine Bürgerin aus Elstorf befürchtet, dass „der Lärm durch das Feld geht“. Die Planer sind sich dagegen sicher: Sie haben die Schallausbreitung im Griff. „Durch die Lage der Trasse überschreiten wir an keiner Stelle die gesetzlich zulässigen Grenzwerte“, sagt Dirk Möller, Geschäftsbereichsleiter Lüneburg der Landesbehörde.
Dazu greifen die Planer zu mehreren baulichen Maßnahmen: Eine 390 Meter lange und vier Meter hohe Lärmschutzwand ist am Rosengarten-Kreuz (Landkreis Harburg) vorgesehen. Zudem entsteht an anderer Stelle noch ein 100 Meter langer und zwei Meter hoher Lärmschutzwall.
Den wohl spektakulärsten Verlauf nimmt die geplante Trasse zwischen den Orten Ardestorf und Elstorf: Auf etwa zwei Kilometer Länge wollen die Planer die Umgehungsstraße in einer Geländevertiefung verlaufen lassen. Acht Meter tief wird die grabenähnliche, nach oben offene Vertiefung sein. Somit verschwindet die Straße nahezu aus dem Blickfeld der Menschen in den benachbarten Siedlungen.
Brücke und Unterführungen für Rehe und Kröten
Rehe, Wildschweine, Hasen, Fledermäuse, die Zauneidechse und mehrere Amphibienarten wie zum Beispiel Kammmolch oder Kreuzkröte leben im Projektgebiet. Mit Hilfe einer Unterführung im Ketzendorfer Forst oder einer sogenannten Faunabrücke westlich von Elstorf, 13 Meter breit, sollen sie die Straße queren.

Die Animation der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr zeigt eine begrünte Brücke für Tiere an der Ortsumfahrung Elstorf. Rehe, Hasen und die Zauneidechse leben zum Beispiel in der Umgebung. Foto: Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr
Die Landesbehörde ist davon überzeugt, dass die geplante Ortsumfahrung im Genehmigungsverfahren auf keine nennenswerten Widerstände stoßen wird. „Wir glauben, dass es im Planfeststellungsverfahren nur zu wenigen Einwendungen kommen wird“, sagte Projektbereichsleiterin Padberg dem TAGEBLATT.
100 Millionen Euro wird die B3 neu voraussichtlich kosten. Erstmals zeigen Computeranimationen, wie die geplante Straße aussehen wird. Veröffentlicht sind sie im Internet: www.b3-elstorf.niedersachsen.de.