TB73-Sanierung: Pläne sorgen für Kritik - Händler protestieren

Der Zustand der B73 in Himmelpforten auf Höhe Markstraße ist katastrophal. Foto: Klempow
Um die 17.500 Menschen fahren täglich auf der B73 durch Himmelpforten - entsprechend sieht die Straße aus. Nun soll sie für 8,5 Millionen Euro saniert werden. Was geplant ist, fanden bei einer Info-Veranstaltung aber nicht alle gut.
Himmelpforten. Was das Planungsbüro Contur aus Hammah am Donnerstagabend in der Eulsetehalle den etwa 200 Zuhörerinnen und Zuhörern vorstellte, ist ein Vorentwurf. Das wurde offenkundig nicht deutlich kommuniziert, was vielleicht die schlechte Stimmung erklärt. An Teilen der Planung wurde deutliche Kritik geäußert. Und ein Großteil der Gewerbetreibenden verließ unter Protest den Saal.
Seit 2020 beschäftigen sich die Gemeinde Himmelpforten, die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr und der Landkreis Stade mit der Sanierung der Ortsdurchfahrt. 1625 Meter lang ist das Stück der B73. Sowohl die Straße als auch die Kanäle sind marode. Die Planer Ingo Jagemann und Thomas Meinefeld erläuterten, was alles zu berücksichtigen ist. Grundlage sind eine Verkehrszählung, eine Studie zu den Verkehrsverhältnissen, das Radwegekonzept der Gemeinde und eine besondere Betrachtung der Gefahrenpunkte Neukuhla, Brink/Marktstraße und die Einfahrt zur Straße Am Friedhof.
Weniger Platz für Autos, dafür mehr Raum für Radler
Was 2022 dazukam, sind die Empfehlungen zur Erreichung von Klimaschutzzielen im Straßenverkehr. Verknappt heißt das: Weniger Platz für Autos, dafür mehr Raum für Fußgänger, Radfahrer und Bäume. Dabei müssten auch die unterschiedlichen Fahrradtypen, wie Lastenräder und Räder mit Anhängern, berücksichtigt werden, so Meinefeld. Das Problem: Auf der ganzen Länge der Ortsdurchfahrt ausreichend Platz für Radfahrer zu schaffen.
Das sind die Änderungen: Die Radfahrer sollen durchgängig beidseitig durch den Ort geführt werden. Da die Ortsdurchfahrt unterschiedliche Breiten hat, hat das Planungsbüro drei Varianten kombiniert, je nach vorhandenem Platz: den drei Meter breiten gemeinsamen Geh- und Radweg, getrennter Geh- und Radweg und Gehweg plus klar definierter Fahrradstreifen auf der Straße. Radfahrer wechseln also regelmäßig von dem Radweg auf die Straße. Vorgesehen sind außerdem Querungshilfen, die den Wechsel zur anderen Straßenseite erleichtern; etwa auf Höhe der Aral-Tankstelle.

Die Einmündung der Straße Neukuhla soll verjüngt, die Mittelinsel abgebaut werden. Nach dem Veto einer Himmelpfortenerin soll Letzteres noch einmal geprüft werden. Foto: Klempow
Wesentliche Veränderungen sind an der Kreuzung beim Rathaus und im Bereich Brink und Marktstraße geplant. Die T-Kreuzung Hauptstraße/Am Friedhof soll zu einem Kreisverkehr umgebaut werden. Der Vorteil: Autofahrer aus Düdenbütttel kommend müssen deutlich abbremsen, Radfahrer sowie Fußgänger haben sichere Überwege und Kreisel sorgen für einen besseren Verkehrsfluss, so Ingo Jagemann von Contur.
Bushaltestellen werden in die Poststraße verlegt
Auf Höhe Marktstraße/Brink gibt es gleich mehrere Veränderungen: Die Bushaltestellen werden von der Bundesstraße weggenommen und in die Poststraße verlegt. Die Fußgängerampel rückt in Richtung Burweg auf die andere Seite der Straße Am Brink. Und von Burweg kommend ist ein Abbiegen nach links in die Marktstraße nicht mehr möglich. Wer dort hin will, muss erst über den Kreisel beim Rathaus fahren, um dort zu wenden. Damit soll dieser Gefahrenpunkt entschärft werden.
Im weiteren Verlauf in Richtung Burweg werden hinter dem Kreisel an der Kirche die Busse künftig auf der Straße halten. Die Einfahrt in den Mühlenweg wird breiter wegen des Lieferverkehrs zu Penny und Wehbers Mühle. Und die Einfahrt der Straße Neukuhla wird deutlich verjüngt, um bei den Schnellabbiegern Tempo rauszunehmen. Die Querungshilfe dort soll wegfallen.

Die Einmündung der Straße Neukuhla soll verjüngt, die Mittelinsel abgebaut werden. Nach dem Veto einer Himmelpfortenerin soll Letzteres noch einmal geprüft werden. Foto: Klempow
Das sind die Kritikpunkte: Der wiederholte Wechsel für Radfahrer vom Radweg auf die Straße wurde als zu gefährlich gesehen. Die Entgegnung von Falk Salomon von der Landesbehörde: Erfahrungen in Großstädten zeigten, dass Konfliktpunkte minimiert werden. Eine direkte Anliegerin kritisierte die Lage der neuen Fußgängerampel, da dort exakt die Ausfahrt ihres Grundstücks liege. Dazu Salomon: Die Ausfahrt soll über den Brink verlaufen. An der Stausituation an der Ampel werde sich nichts ändern. Der Vertreter der Behörde ist jedoch der Auffassung, dass die Ampel über mehrere Querungshilfen entlang der Ortsdurchfahrt entlastet wird.
Straßenbaubehörde will Bedenken prüfen
Ursula Männich-Polenz vom Verein Bürgerbus kritisierte, dass die Haltebuchten für Busse kurz hinter dem Kreisel an der Kirche entfernt werden und die Busse künftig auf der Straße stoppen sollen. „Unser Bürgerbus ist nicht so groß. Ich fürchte, dass er in der Kurve übersehen wird.“ Ein Zuhörer wies darauf hin, dass auf Höhe der Bushalte eigentlich die Einfahrt zum geplanten Einkaufszentrum vorgesehen ist. Das soll nun überprüft werden. Ebenso die Situation bei Neukuhla. Eine Himmelpfortenerin erklärte, dass die Mittelinsel notwendig sei, weil einbiegende Autofahrer nur den Gegenverkehr im Blick hätten und nicht die Fußgänger.
Im Oktober 2025 soll es losgehen. Anderthalb Jahre soll die Bauphase dauern, antwortete Falk Salomon auf Nachfrage. „Wir müssen die Sicherheit der Bauarbeiter und den Verkehr aufrechterhalten“, erläuterte er. Gebaut werde über weite Strecken bei halbseitiger Sperrung. Nur an Stellen, wo es zu eng wird für die Bauarbeiter, müsse mit Vollsperrung gearbeitet werden.
Hans Wehber, Inhaber von Wehbers Mühle und Vorsitzender des Gewerbevereins, bezeichnete die Folgen der B73-Sanierung für die Händler vor Ort als Kollateralschaden. Für seinen Betrieb rechne er wegen der zu erwartenden Sperrungen mit einem Umsatzverlust von einem Drittel. Er kritisierte, dass mit dem Gewerbeverein über die Pläne nie gesprochen worden sei. „Wenn wir die Sanierung nicht verhindern können, dann sollten wir versuchen, den Schaden so gering wie möglich zu halten, verkehrliche Bypässe schaffen oder schauen, wie der Schwerlastverkehr abgelenkt werden kann. Sonst haben wir hinterher eine tolle Bundesstraße, aber keine Geschäfte mehr.“ Dafür erhielt er Applaus. Als das von Salomon infrage gestellt wurde, verließen die Geschäftsleute empört den Saal. Himmelpfortens Bürgermeister Bernd Reimers stellte klar: „Wir haben das Projekt 2020 in öffentlicher Sitzung des Gemeinderates vorgestellt.“

Die Ampel im Bereich Marktstraße/Am Brink soll verlegt werden. Foto: Klempow