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Historie

TBauarbeiter finden alten Grenzstein zwischen Stade und Campe

Das ist er: Der Stein mit dem Kreuz, der einst die Grenze zwischen Stade und Campe markierte. Stadtarchäologe Dr. Andreas Schäfer und Kindergartenleiterin Ilona Sienko freuen sich über den Fund.

Das ist er: Der Stein mit dem Kreuz, der einst die Grenze zwischen Stade und Campe markierte. Stadtarchäologe Dr. Andreas Schäfer und Kindergartenleiterin Ilona Sienko freuen sich über den Fund. Foto: Strüning

Bauarbeiter an der Harsefelder Straße trafen auf einen alten Grenzstein, der noch von zwei selbstständigen Gemeinden Stade und Campe erzählt. Damit verbunden sind viele Animositäten.

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Von Lars Strüning
Sonntag, 29.12.2024, 11:50 Uhr

Stade. Noch heute fühlen sich viele alteingesessene Menschen in erster Linie als Camper und nicht als Stader. So geht es den Bützflethern oder auch den Asselern im Verhältnis zu Drochtersen, Ladekopern und Estebrüggern in ihrer Verbindung mit Jork oder den Altklosteranern in Buxtehude. Der Streit um die Nutzung der Camper Höhe mit der Stadtverwaltung und jetzt aktuell auch über die Nutzung der alten Tribüne des Sportplatzes nebst Gastronomie zeugen bis heute davon.

Als Stade und Campe noch zwei Gemeinden waren

Die derzeit laufenden Bauarbeiten am Radweg zwischen Innenstadt und Riensförde brachten den alten Stein an der Ecke Exerzierplatz/Harsefelder Straße ans Tageslicht. Hier verlief tatsächlich die alte Gemarkungsgrenze zwischen Campe im Amt Stade-Agathenburg und der Stadt Stade. Die Grenze knickte hier von der Harsefelder Straße auf die heutige Brauerstraße ab und galt bis 1926. Das Camper Ackerland reichte weit über die Harsefelder Straße hinaus Richtung Westen.

Grundsätzlich ist die Grenze alt, im Detail war sie aber immer wieder umstritten. Deswegen gab es zum Beispiel 1752 einen Vergleich, bei dem die durch Steine markierte Grenze neu vermessen, einvernehmlich festgelegt und in einer Karte dokumentiert wurde. Das teilte Robert Gahde vom Landesarchiv Dr. Andreas Schäfer, dem Stader Stadtarchäologen, auf dessen Anfrage mit.

Weitere Kreuzsteine stehen im Stader Dubben

Der ehemalige Mitarbeiter der Kreisarchäologie, Dietrich Alsdorf, der noch immer aktiv ist, geht davon aus, dass der Stein einst aufrecht am Rand des historischen Fernwegs, der Pilgerroute, Richtung Süden stand. Er gehörte „sehr wahrscheinlich“ zu der Kreuzsteinreihe am Dubben im Süden Stades. Der Grenzstein stamme also aus dem Hochmittelalter. Um 1500, so Schäfer, habe er bestimmt dort gestanden, vielleicht sogar schon im 13. Jahrhundert.

Der Kreuzstein wird jetzt im Garten des angrenzenden katholischen Kindergartens St. Nikolaus einen Platz finden, sagt Leiterin Ilona Sienko.

Rund um das Marienkloster entstand neue Siedlung

1141 wurde auf dem Campe vor Stade mit dem Marienkloster ein Benediktiner-Mönchskloster gegründet. Dieses bestand bis 1648. Campe war bis 1926 eine eigenständige Gemeinde, wurde dann aber nach Stade eingemeindet. Die Ländereien reichten bis Agathenburg und Riensförde.

Im „up dem Kampe vor Stade“ waren 1568 knapp 70 Haushalte gelistet, darunter 20 Höfe, schreibt Ex-Stadtarchivar Jürgen Bohmbach in einem Stader Stadtlexikon. Einen Wachstumsschub erfuhr Campe in Zeiten der Stader Industrialisierung nach 1870 (Saline). Um 1900 lebten hier 1500 Menschen, 1926 sogar 2000. Bereits 1908 wurde der ehemalige Exerzierplatz, heute die Camper Höhe, von der Stadt erworben. Die Einwohner selbst lehnten die Eingemeindung nach Stade ab. Ein Gesetz vollzog sie trotzdem.

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