TBaustelle in Buxtehude vermiest Konditor das Weihnachtsgeschäft
Die Hauptzufahrtsstraße zum Café Port ist versperrt: Inhaber Thorsten Hübbe klagt über Einbußen, ausbleibende Gäste und Schwierigkeiten für Zulieferer. Seit vergangenen Freitag ist die Straße nach sechs Wochen Sperrung wieder frei - vorübergehend. Foto: Sulzyc
Von der Vollsperrung wird das Café Port völlig überrascht. Das hat erhebliche Auswirkungen auf den alteingesessenen Gastronomiebetrieb.
Buxtehude. Erschrocken sei Thorsten Hübbe gewesen. Die Vollsperrung der Neuen Straße und damit seiner wichtigsten Zufahrtsstraße kam für den Gastronomen völlig überraschend. Weil Gas- und Trinkwasserleitungen erneuert werden, war sein Café Port nur schlecht zu erreichen.
Die Konditorei lebe nicht von Laufkundschaft, sondern davon, dass Kunden zu ihr mit dem Auto fahren. Zu etwa 90 Prozent über die Neue Straße, sagt der Inhaber.
Die Vollsperrung der Neuen Straße bringt für das Café Port eine erhebliche Erschwernis: Nach Angaben des Inhabers gelangen etwa 90 Prozent der Kundschaft mit dem Auto über diese Zufahrt zu dem Konditoreibetrieb. Foto: Sulzyc
Am 6. November benachrichtigte ihn das beauftragte Bauunternehmen über die Vollsperrung ab dem 10. November. „Nicht sechs Wochen vor Weihnachten!“, ging es Hübbe damals durch den Kopf.
Was den Unternehmer aber vor allem bestürzt: Seine Versuche anschließend, mit der Stadt Buxtehude über eine Zufahrtsregelung ins Gespräch zu kommen, hätten keinen Erfolg gebracht.
Das sagt die Stadtverwaltung dazu
Die Kommunikationsversuche zwischen Stadt und Unternehmer beschreibt Stadtsprecher Thomas Bücher auf TAGEBLATT-Nachfrage so: „Mehrere Rückrufversuche vonseiten der Stadt und Herrn Hübbes sind dann leider erfolglos geblieben.“
Sein Unverständnis darüber hat Thorsten Hübbe am 5. Dezember in einem Brief an Buxtehudes Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt (parteilos) geäußert. Das Schreiben liegt dem TAGEBLATT vor. Hübbe empfinde große Hilflosigkeit wegen des Vorgehens einzelner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung, heißt es darin.
Adventszeit ist extrem wichtig in der Branche
Das Weihnachtsgeschäft der Konditorei habe Schaden genommen. „Es gibt Tage mit bis zu 80 Prozent Umsatzverlusten“, sagte Thorsten Hübbe dem TAGEBLATT. Der Volkstrauertag und der Totensonntag im November sowie die Adventszeit seien extrem wichtige Tage in der Branche.

Fotos und Postkarten mit historischen Ansichten - Thorsten Hübbe hat alles zur Geschichte von Port gesammelt. Früher hatte das Haus noch einen Café-Garten an der Straße. Foto: privat
Hätte er rechtzeitig von der Vollsperrung der Neuen Straße erfahren, hätte er den wirtschaftlichen Schaden lindern können. Davon ist der Café-Port-Chef überzeugt. Wie, erklärt Thorsten Hübbe so:
Weihnachtsstollen muss wochenlang reifen
Bereits Mitte Oktober beginne die Produktion seiner Waren für die wichtige Vorweihnachtszeit. „Unser Weihnachtsstollen nach altem traditionellen Rezept muss drei bis vier Wochen reifen, bevor er in den Verkauf kommt.“ Auch die Füllung seiner Pralinen zum Beispiel mit Trüffel müsse reifen.
Die handgemachten feinen Waren produziert der Konditor rechtzeitig in großen Mengen. Hätte er von der Vollsperrung seiner wichtigsten Zufahrtsstraße gewusst, hätte er weniger hergestellt, sagt Hübbe. Möglicherweise hätte er auch die Betriebsferien, üblicherweise nach Weihnachten, vorgezogen. Er hätte auch gerne die Möglichkeit erörtert, die Bauarbeiten erst im Januar beginnen zu lassen.
Zulieferer halten im Halteverbot
Was bei der Baustelleneinrichtung offenbar unberücksichtigt blieb: Das Café Port ist auf Zulieferverkehr angewiesen: „Zwei bis drei Lkw-Anlieferungen pro Woche.“ Aus der Molkerei kommen Butter, Sahne, Quark und Frischkäse. Andere Lieferanten bringen Nougat, Nüsse oder Marzipan.
Wegen der Vollsperrung der Neuen Straße hielten Zulieferer im Halteverbot - als Hindernis auf der viel befahrenen Stader Straße oder an der rund 100 Meter entfernten Bushaltestelle. Wie reagierten die Lieferanten? „Manche schimpfen mit mir. Andere bemitleiden mich“, sagt Hübbe.
Bauarbeiten gehen am 13. Januar weiter
Nach Angaben der Stadt sei am 16. Dezember ein Schild aufgestellt worden, das den Verkehrsteilnehmern die Zufahrt zum Café Port aufzeigt. Thorsten Hübbe erachtet die Beschilderung für Autofahrer als verwirrend und schwer erkennbar. „Wir hätten reden und das regeln können“, sagt er. Aber auf den von ihm erbetenen Rückruf eines Entscheidungsträgers der Stadt Buxtehude warte er bis heute.
Nach sechs Wochen endete am vergangenen Freitag die Sperrung - nach Angaben der Stadt Buxtehude nur vorübergehend: Vorgesehen sei, die Bauarbeiten ab dem 13. Januar wieder aufzunehmen. Versuche der Stadt, Mitte vergangener Woche mit dem Konditorei-Inhaber in Kontakt zu treten, seien laut dem Stadtsprecher erfolglos geblieben.
„Es wird daran gearbeitet, die Einschränkungen für das Café Port so gering wie möglich zu halten“, teilte Stadtsprecher Thomas Bücher mit.
3458 Fachbetriebe des Konditorenhandwerks gibt es nach Angaben des Deutschen Konditorbundes in Deutschland. Das Café Port im Buxtehuder Stadtteil Altkloster feiert im nächsten Jahr sein 125-jähriges Bestehen. Thorsten Hübbe übernahm Café Port vor 21 Jahren.
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