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Jubiläum

TBei der Düdenbüttler Speeldeel spielen nicht nur Plattsnuten

Probe für die Jubiläums-Premiere: Steffi Bösch (vorne links), die ursprünglich aus Thüringen stammt, lernt fleißig Platt. Sie wird am 22. November das erste Mal auf der Bühne stehen. Mit dabei ihr Ehemann Thomas (vorne), der auch in der plattdeutschen Kreuzfahrt-Komödie „Eenmaal Bali un trüch“ ihr Angetrauter sein wird.

Probe für die Jubiläums-Premiere: Steffi Bösch (vorne links), die ursprünglich aus Thüringen stammt, lernt fleißig Platt. Sie wird am 22. November das erste Mal auf der Bühne stehen. Mit dabei ihr Ehemann Thomas (vorne), der auch in der plattdeutschen Kreuzfahrt-Komödie „Eenmaal Bali un trüch“ ihr Angetrauter sein wird. Foto: Knappe

Während etlichen plattdeutschen Laientheatergruppen Nachwuchs und Helfer fehlen, brummt es bei der Düdenbüttler Speeldeel - und das seit 65 Jahren. Wieso das so ist.

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Von Katja Knappe
Montag, 14.10.2024, 18:30 Uhr

Düdenbüttel. Als sich 1959 in der längst nicht mehr existierenden Düdenbütteler Gaststätte Balthasar zwei Handvoll Bürger zusammenfanden, um plattdeutsche Aufführungen zu proben, hätte wohl keiner gedacht, dass die Speeldeel 65 Jahre später in Best-Besetzung ihre Eiserne Hochzeit erleben würde. Jahrelang feierte das Ensemble als Wanderbühne Erfolge in der Region.

Warteliste für Zuschauer

Seit Corona ist die Speeldeel sesshaft geworden, spielt ausschließlich im Düdenbütteler Gemeindezentrum, und das mit großem Erfolg. Sechs Aufführungen plant Speeldeel-Leiterin Karin Wienberg pro Jahr - und die sind stets ausverkauft. „Mehr als 100 Leute können wir nicht reinlassen. Wir haben eine Warteliste.“ Die Platt-Liebhaber kommen aus der gesamten Region.

Jahrelang pendelten die Mitgliederzahlen der Speeldeel zwischen 25 und 30 Mitgliedern - „seit zwei, drei Jahren sind wir sogar 42“, erzählt Karin Wienberg. Davon gehören aktuell zehn zum Bühnenensemble, die übrigen machen als Helfer mit. Und die werden bei Laienbühnen dringend benötigt - für den Aufbau und die kulinarische Versorgung der Gäste.

Viele Mitglieder kommen aus Düdenbüttel. „Die Speeldeel hat einen guten Ruf hier. Man kennt sich aus anderen Vereinen. Mit der Hilfe beim Tortenbacken und Kaffeekochen fängt es meist an. Außerdem: Wir haben ja nur eine kurze Spielsaison, die Helfer werden also nur für etwa drei Monate benötigt, das lässt sich für die meisten zeitlich einrichten“, sagt Wienberg.

Auch Schwäbin und Thüringerin spielen mit

Auch an Bühnenakteuren mangelt es im Jubiläumsjahr nicht - obwohl die Proben für die Spieler zeitaufwendig sind. Seit Mitte September wird bereits für das Jubiläumsstück geprobt, zwei Mal pro Woche, ab Ende Oktober drei Mal pro Woche. Am Freitag, 22. November, 19 Uhr, soll die Premiere für das Stück „Eenmaal Bali un trüch“ steigen, eine Komödie, die auf einem Kreuzfahrtschiff spielt.

Zehn Darsteller hat die Speeldeel aktuell - „vorher waren es immer so sechs, sieben oder acht“, erzählt Karin Wienberg. Die Altersstruktur ist gut gemixt: Die Akteure sind im Alter von 23 bis 71 Jahren. Viele bekannte Gesichter sind dabei: Helmut Wienberg, Matthias Ehlers, Mirco und Thorsten Zühlsdorff oder Annemiek Kortwijk. Helma Tiedemann ist seit 52 Jahren dabei - seit 15 Jahren macht sie die Souffleuse, weil ihre Arbeitszeiten es nicht mehr anders zulassen.

„Andere Gruppen beneiden uns um unseren Nachwuchs“, weiß Wienberg. Bei der Speeldeel sind nicht nur einheimische Plattsnuten willkommen - sie ist offen für alle: Sonja Rieker etwa kommt ursprünglich aus dem Schwabenland. „Sie konnte kein Wort Plattdeutsch, als sie anfing“, erinnert sich Karin Wienberg. Jetzt spielt Rieker schon das zweite Mal mit - „diesmal hat sie eine Rolle, wo sie auch ein bisschen Schwäbisch mit einbringen kann“.

Cloppenburger Platt hört sich ganz anders an

Corinna Siemers kommt ursprünglich aus Cloppenburg, da wird ein ganz anderes Platt gesprochen, sie hat umgelernt. Als es sie vor einigen Jahren in die Elbe-Weser-Region verschlug, hatte sie mehrere Theatergruppen angeschrieben, weil sie gerne spielen wollte. Und obwohl viele Gruppen Nachwuchs suchen, sei Düdenbüttel die einzige Gruppe gewesen, die geantwortet habe, und das sofort, erzählt sie. Corinna Siemers hat sich hier auf Anhieb wohl gefühlt.

Zwei Neulinge fiebern der Premiere mit besonders großem Lampenfieber entgegen: Das Ehepaar Steffi und Thomas Bösch. Er ist 50 Jahre alt und kommt aus der Region. Tatsächlich hat er im Alter von 21 Jahren schon einmal bei der Speeldeel Bühnenluft geschnuppert, dann kam der Job dazwischen. Platt kennt er von daheim: „Mein Vater hat mit uns nur Platt gesprochen.“ Steffi Bösch stammt ursprünglich aus Thüringen, sie spricht Hochdeutsch und Thüringisch, lebt seit 2001 in Norddeutschland.

„Bregenklöterig“: Steffi Bösch lernt Vokabeln

Nachdem die Böschs sich vor zwei Jahren als Küchenhelfer bei der Speeldeel engagierten, reizte die beiden die Bühnenluft. „Ich hab mir dann erst mal ein Buch von Renate Kiekebusch gekauft und das daheim laut gelesen, um ein Gefühl für die Aussprache zu bekommen“, erzählt sie. Und natürlich korrigieren die Mitspieler bei der Aussprache und helfen, manche Klippe zu überwinden. Gelegentlich stößt Steffi Bösch auf Wörter, die ihr besonders gut gefallen. Etwa „Schlackermaschü“ für Schlagsahne oder das altbekannte „bregenklöterig“.

Steffi Bösch, die noch nie auf der Bühne stand, lernt fleißig auswendig - „ich kann vermutlich nicht so viel improvisieren“, räumt sie ein. Aber das tut dem Spaß bei den Proben keinen Abbruch.

Die Spielzeit 2024 für „Eenmal Bali un trüch“ im Gemeindezentrum Düdenbüttel: Freitag, 22. November, 19 Uhr (Premiere); Samstag, 23. November, 17.30 Uhr (mit Schnitzelessen); Sonntag, 24. November, 14 Uhr (mit Kaffee und Kuchen); Freitag, 29. November, 19 Uhr; Samstag, 30. November, 19 Uhr; Sonntag, 1. Dezember (mit Kaffee und Kuchen), 14 Uhr. Kartenreservierungen unter www.duedenbuettler-speeldeel.de oder unter Telefon 04144/5749.

„Wir feiern Eiserne Hochzeit“, sagt Karin Wienberg. Sie leitet das plattdeutsche Erfolgsensemble aus Düdenbüttel seit vielen Jahren.

„Wir feiern Eiserne Hochzeit“, sagt Karin Wienberg. Sie leitet das plattdeutsche Erfolgsensemble aus Düdenbüttel seit vielen Jahren. Foto: Knappe

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