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Kolumne „Zugabe“

TBeschwerde der Wolfsfreunde: Presserat tadelt das TAGEBLATT

Die Frage nach dem Umgang mit dem Wolf im Landkreis Stade ist ein emotionales Thema.

Die Frage nach dem Umgang mit dem Wolf im Landkreis Stade ist ein emotionales Thema. Foto: dpa/Archiv

Da ist das TAGEBLATT mit seiner „Zugabe“ vom 18. Mai offenbar zu weit gegangen. Nach Beschwerde der Wolfsfreunde sprach der Deutsche Presserat jetzt eine Missbilligung aus.

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Von Lars Strüning
Sonntag, 22.12.2024, 08:00 Uhr

Stade. Die Beschwerdeliste des Freundeskreises frei lebender Wölfe war lang und wurde ausschweifend kommentiert und dargelegt gegenüber dem Deutschen Presserat mit Sitz in Berlin. Dessen Beschwerdeausschuss tat die meisten Vorstöße ab. Ein Satz wurde aber moniert.

„...Gründe zu finden, wieso der Schäfer Schuld hat am Angriff“

Ziel der Auftritte der Wolfsschützer, so das TAGEBLATT, sei es, Gründe zu finden, wieso die Schäfer Schuld an dem Angriff hätten. Da hierfür die Belege fehlten, sieht der Beschwerdeausschuss des Presserates einen Sorgfaltsverstoß nach Ziffer 2 des Pressekodex, dem sich auch das TAGEBLATT unterworfen hat.

Dort heißt es: „Recherche ist unverzichtbares Instrument journalistischer Sorgfalt. Zur Veröffentlichung bestimmte Informationen in Wort, Bild und Grafik sind mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen und wahrheitsgetreu wiederzugeben. Ihr Sinn darf durch Bearbeitung, Überschrift oder Bildbeschriftung weder entstellt noch verfälscht werden. Unbestätigte Meldungen, Gerüchte und Vermutungen sind als solche erkennbar zu machen.“

Das entspricht genau den journalistischen Grundsätzen, nach denen die TAGEBLATT-Redakteure Tag für Tag arbeiten. Dass in diesem Fall die Begründung fehlt, ist misslich - und hat selbstredend einen Lerneffekt. Denn in der Tat haben die in der Region vom Wolf betroffenen Tierhalter genau diese Erfahrung gemacht.

Wolfsfreunde suchen nach Löchern im Schutzzaun

Dass die Wolfsfreunde nach Löchern im Schutzzaun oder anderen Defiziten suchen, um nach Angriffen die Schuldfrage vom Wolf abzulenken. So wurden Fotos von Löchern in einem Zaun im Alten Land im Internet gezeigt - weit entfernt vom Tatort. Nur: Das hätten wir in diesem Zusammenhang auch schreiben müssen.

Des Weiteren pflegt das TAGEBLATT eine ganz normale Beziehung zu dem Verein, spricht auch mit ihm bei allgemeinen Texten zum Wolf und zitiert ihn. Eines hält der Presserat in Zusammenhang mit einer kommentierenden Berichterstattung wie der „Zugabe“ für rechtens: Dass die Mitglieder des Vereins vom TAGEBLATT als „radikale Wolfsschützer“ bezeichnet werden. Radikal im Sinne von konsequent handelnd.

Das schärfste Instrument des Presserats ist die öffentliche Rüge, die mit einer Veröffentlichungspflicht durch das betroffene Medium einhergeht. Die Missbilligung ist die mildere Form des Tadels. Zudem gibt es den Hinweis auf eine fehlerhafte Berichterstattung. Bei Missbilligungen wie im TAGEBLATT-Fall besteht keine Veröffentlichungspflicht. Aus Fairness- und Transparenzgründen berichten wir an dieser Stelle trotzdem darüber.

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