T„Besser als Parship“: 70 Jahre Posaunenchor St. Petri

Siegfried Breitkreuz, Dörte Bischoff und Hans-Joachim Heinrich proben für das Festkonzert am Sonntag. Foto: Franziska Felsch
Der Posaunenchor St. Petri feiert in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag. Hans-Joachim Heinrich ist von Beginn an dabei - und bekam wegen seiner Trompete einst Probleme mit dem US-Zoll.
Buxtehude. Auf diesen Tag freut sich Hans-Joachim Heinrich schon. Der 85-Jährige war Konfirmand, als Diakon und Kantor Heinrich Andersen, selbst leidenschaftlicher Bläser, den Posaunenchor St. Petri aus der Taufe hob. Als durch sein beharrliches Bitten bei der Landeskirche Zuschüsse gegeben wurden, konnten bald Instrumente angeschafft werden.
Im Sommer 1954 begann Andersen, die jungen Leute, alles blutige Anfänger, von der Trompete bis zur Tuba auszubilden. Erste einfache Choräle brachten sie Weihnachten 1954 im Festgottesdienst zum Besten. Später spielten sie vor dem Krankenhaus und in Altersheimen, auf Friedhöfen und Festen sowie bei Nachbargemeinden. Kreiskantor Reinhard Gundlach übernahm die Leitung 1974, als Heinrich Andersen in Rente ging.
Erst habe er ja nicht beim Posaunenchor mitmachen wollen, sagt Hans-Joachim Heinrich. Aber dann habe es unerwartet „riesigen Spaß“ gemacht. Und die Begeisterung hielt an, ist nie abgeklungen. Deshalb ist er dankbar, dass er sich damals habe „überreden“ lassen, sagt Heinrich heute.
Nicht ohne seine Trompete
Nach und nach sei sein Spiel immer besser geworden, so der aus Breslau stammende Heinrich. Selbst als Berufstätiger fand er immer irgendwie Zeit für sein Hobby. Als IT-Fachmann reiste er oft ins Ausland. Mit im Gepäck: seine Trompete.
In den Vereinigten Staaten hatte er Schwierigkeiten bei den Einreisekontrollen. „Die Amerikaner vermuteten eine Bombe“, erinnert er sich. Trotzdem nahm er sein Blasinstrument immer und überall mit. „In den USA habe ich auf Geburtstagsständchen gespielt. Durch die Musik bin ich mit vielen Menschen ins Gespräch gekommen, das gefiel mir“, erzählt er.
Das Instrument zu beherrschen, sei nicht so schwierig, sagt Heinrich. Er bezeichnet sich selbst als Autodidakt, habe aber immer gute Vorbilder gehabt und stamme aus einem musikalischen Elternhaus. Die Kostprobe, die er mit zwei anderen Musikern gibt, klingt aber nicht so, als ob das so einfach sei.
Ein Instrument, das (fast) jeder lernen kann
„Doch, das ist nicht so schwer“, bestätigt Siegfried Breitkreuz und schürzt dabei auf eine bestimmte Art und Weise seine Lippen, um zu zeigen, wie es funktioniert. Den 73-Jährigen erwischte der „Posaunenvirus“ kurz vor der Corona-Pandemie.
Als Jugendlicher habe er schon mal eine Zeit lang gespielt, aber erst als Rentner sich richtig seinem musikalischen Hobby gewidmet, sagt der 73-Jährige, dessen Ehefrau ebenfalls mitmacht. „Weil es einfach herrlich ist, hier in der Gemeinschaft Musik zu machen“, betont Siegfried Breitkreuz, der sich schon auf das Geburtstagskonzert am Sonntag freut, auf das sich der Chor gründlich vorbereitet.
Ehemann im Posaunenchor kennengelernt
Zu den Jüngeren der Gruppe, die aus derzeit 17 Mitgliedern besteht, gehört Dörte Bischoff. Die 53-Jährige ist seit 2018 im Buxtehuder Posaunenchor, zuvor spielte sie in Hamburg. „Musik machen ist einfach toll“, so ihr Fazit.
Das sage sie nicht nur, weil sie so ihren Mann kennengelernt habe. „Das ist besser als Parship oder jede andere Kontaktbörse“, meint sie lachend. „Geht in den Posaunenchor, dort trifft man so viele nette Menschen“, rät die Buxtehuderin allen, die noch zögern. Gespielt wird in Gottesdiensten, Musiken zur Marktzeit und Abendmusiken vorwiegend klassische Musik, aber auch neuere Werke.
Wer es ausprobieren möchte: Informationen gibt es auf der Homepage der St.-Petri-Kirche.
Festprogramm zum Jubiläum des Posaunenchors
Für alle, die nur die Musik genießen möchten: Am Sonntag, 22. September, ist dazu ab 10 Uhr beim Festgottesdienst Gelegenheit. Am Nachmittag, ab 16 Uhr, erwartet die Besucher ein Festkonzert zusammen mit Freunden und Mitspielern benachbarter Posaunenchöre, Siegfried Schreiber am Schlagzeug und Kreiskantorin Sybille Groß an der Orgel. Leitung: Alexander Kockel und Landesposaunenwart Reinhard Gramm. Die Veranstaltungen, die alle in der St.-Petri-Kirche stattfinden, sind kostenlos. Am Ausgang wird zur Deckung der Kosten um eine Spende gebeten.
Für Freunde der Bläsermusik wird das Festkonzert besonders interessant sein, da mit insgesamt etwa 50 aktiven Teilnehmern zum Teil mehrchörig musiziert wird. Gespielt werden Stücke, die extra für diesen Anlass geschrieben wurden, und zwar in Stilrichtungen von Barock bis Jazz und Soul.