TBlick in Stades Zukunft: Entsteht hier ein neuer Feuerwehr-Standort?

Gut aufgestellt: Der Zug II der Ortswehr Stade mit Sitz in Riensförde. Foto: Feuerwehr
Die Stader Feuerwehr bekommt von Gutachtern ein gutes Zeugnis ausgestellt. Das liegt vor allem an den ehrenamtlichen Helfern. Bei Fahrzeugen und Gerätehäusern gibt es allerdings Nachholbedarf. Ein Stadtteil muss dabei besonders beachtet werden.
Stade. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte lässt die Stadt Stade einen Feuerwehrbedarfsplan erstellen. Dafür zeichnet die Lülf + Sicherheitsberatung GmbH mit Sitz in Viersen verantwortlich. Sie hat die freiwillige Feuerwehr auf Herz und Nieren geprüft. Die Ergebnisse stellen Politik und Verwaltung vor Herausforderungen, vor allem finanzieller Art.
Ein Lob an alle Aktiven in den vier Ortswehren
Die gute Nachricht: Die Feuerwehr Stade ist bedarfsgerecht ausgestattet und leistungsfähig, schreiben die Gutachter. Den hohen Anforderungen an die Wehr werde durch „eine hohe Verfügbarkeit und Motivation im Ehrenamt“ begegnet. Das ist als Lob an alle Aktiven in den vier Ortswehren Stade (Zug I und II), Bützfleth, Wiepenkathen und Hagen aufzufassen.
Trotz des zufriedenstellenden Status quo wartet aber ein Berg an Aufgaben auf die Stadt. Deren Bewältigung wird in den kommenden Jahren viel Geld kosten. Die Gutachter haben eine Liste für die kommenden fünf Jahre aufgestellt.
Demnach sollten fünf Großfahrzeuge und fünf kleinere Wagen, Abrollbehälter sowie ein Boot inklusive Transportlösung angeschafft werden. Dabei handelt es sich vor allem um Ersatzbeschaffungen für in die Jahre gekommene Fahrzeuge. Ins Auge fällt im Feuerwehrbedarfsplan vor allem ein überraschender Vorschlag.

Großbrand einer Scheune an der Kreuzung B73/Hahle. Sind die Stadtteile Hahle und Haddorf feuerwehrtechnisch unterversorgt? Foto: Bisping
Feuerwehreinsatz
T Großfeuer-Alarm an der B73: Gesamte Stader Feuerwehr im Einsatz
Hahle und Haddorf sind unterversorgt
Nach Ansicht der Gutachter sind die Stadtteile Hahle und Haddorf feuerwehrtechnisch unterversorgt. Bei Einsätzen kommen die Kräfte hier häufig später an als in anderen Stadtteilen. Zugrunde gelegt wird bei ernsthaften Fällen eine Anrückzeit von acht bis zehn Minuten. Gerade in Haddorf klappt das nicht immer. Um die Lücke zu schließen, hält der Bedarfsplan eine Lösung parat.
In Haddorf oder Hahle sollte ein neuer „Alarmstandort“ geschaffen werden mit einer Fahrzeughalle, Umkleideräumen und Toiletten. Der kleine, neue Feuerwehr-Standort könnte in der Nähe des Haddorfer Friedhofs entstehen oder aber in Kooperation mit dem DRK in Hahle.
In Haddorf gebe es genügend Feuerwehrleute, nämlich 32 Einsatzkräfte. Zudem könnte eine Zusammenarbeit mit den Feuerwehren aus Mittelsdorf und Hammah, die zur Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten gehören, die Abdeckung in Haddorf verbessern. Gleiches passiere schon bei größeren Lagen in Bützfleth/Bützflethermoor durch die Nachbarn aus Assel/Asselermoor (Drochtersen) oder in Wiepenkathen durch die Ortswehr Hagenah (Oldendorf).

Bei diesem Unfall mit sechs Verletzten im Gewerbegebiet Süd in Stade war die Airbus-Werksfeuerwehr mit vor Ort. Foto: Vasel
Geht Airbus-Wehr in Ottenbeck löschen?
Über eine anders geartete Zusammenarbeit sinnieren die Gutachter für den Bereich Ottenbeck. Auch hier kommt es immer mal wieder zu längeren Anfahrtszeiten. Vielleicht könnte die Werkfeuerwehr von Airbus aushelfen, wenn es entsprechende Vereinbarungen gäbe. Ohnehin sei es auffällig, dass in Stade gleich drei Werkfeuerwehren ansässig sind: neben Airbus auch die von Dow und AOS.
Offen gehalten werden müsste für die Feuerwehr der Verbindungsweg von Riensförde nach Ottenbeck, damit der Zug II der Ortsfeuerwehr Stade mit Sitz in der Heidesiedlung ohne Umwege Einsatzorte in Ottenbeck anfahren kann. Eine Zusammenarbeit mit der Feuerwehr Agathenburg aus der Samtgemeinde Horneburg könnte helfen.
Die Fahrzeiten trieben die Gutachter um, auch vor dem Hintergrund, dass die Stadt flächendeckend Tempo-30-Zonen einrichten will und sich die Fahrzeiten verlängern könnten. Städtische Wohnungen in Feuerwehr-Nähe sollten an Aktive vermietet werden, dazu zählen auch die Einheiten am Standort des Zugs I an der Hansestraße.
Dort, wo mehrere Mitglieder den gleichen Arbeitgeber hätten, könnten Einsatzfahrzeuge platziert werden zum gemeinsamen Ausrücken der Kameraden - mit Sonderrechten wie Blaulicht und Martinshorn.
Feuerwehrhäuser haben zum Teil große Macken
Viel Geld hat die Stadt in den vergangenen Jahren in neue Feuerwehrhäuser gesteckt. Die nahezu baugleichen Gebäude in Riensförde und Bützfleth zeugen davon. Weitere Standorte warten auf Sanierung oder Neubau. Allen voran die Löschgruppe in Bützflethermoor. Hier sei kurzfristig ein Neubau erforderlich. Es gebe umfangreiche und sicherheitsrelevante Mängel.
Mittelfristig stehe der Neubau einer Fahrzeughalle in Wiepenkathen an, wenn nicht gar ein kompletter Neubau. Langfristig ist zudem ein Neubau für die Feuerwehr in Hagen einzuplanen. Der Standort von Zug I in der Hansestraße platzt aus allen Nähten, hat Raum- und Sanierungsbedarf.
Gut bestellt ist es ums Personal. 367 Aktive machen ihren Dienst ehrenamtlich. Im gesamten Stadtgebiet zeige sich eine gute Verfügbarkeit von freiwilligen Kräften. Das Durchschnittsalter beträgt 36 Jahre, ein guter Wert. Perspektivisch muss sich die Stadt beim Personal keine Sorgen machen.
Nur wenige scheiden in den kommenden fünf Jahren mit 67 Jahren aus dem aktiven Dienst aus, es sind 16 an der Zahl. Neue Kameradinnen und Kameraden rücken aus den Jugendfeuerwehren nach. Die Zeichen stehen auf Wachstum.