TBlomberg-Debakel hinterlässt beim BSV tiefe Sorgenfalten

BSV-Trainer Dirk Leun sah einen schwachen Auftritt in Blomberg. Foto: Jan Iso Juergens
Die Handballerinnen des Buxtehuder SV haben das dritte Bundesliga-Spiel in dieser Saison verloren. Am vierten Spieltag gab es eine Klatsche bei der HSG Blomberg-Lippe. Wie kritisch ist die Lage?
Die 41. Minute, Auszeit: Maxi Mühlner kann sich nicht zurückhalten und ergreift das Wort. Noch vor dem Trainer. Die Kreisläuferin des BSV spricht die vielen Ballverluste ihrer Mannschaft an. Offenbar will sie ihren Frust loswerden. Denn schon zu diesem Zeitpunkt ist klar: Der BSV kämpft an diesem Abend mit großen Problemen.
Am Ende mussten sich die Buxtehuderinnen der HSG Blomberg-Lippe mit 18:29 (7:16) geschlagen geben. „Es war ein sehr schlechter Tag für uns“, sagt Trainer Dirk Leun. Der BSV verlor damit das dritte von vier Saisonspielen, steht in der Tabelle hinter Aufsteiger Solingen-Gräfrath. Wie ernst ist die Lage?
„So eine Leistung wie in Blomberg erfüllt mich mit Sorge“, sagt Manager Peter Prior, vor allem die Art und Weise, wie der BSV das Spiel verloren habe. „Wir sind gut beraten, sehr genau zu analysieren, was uns gefehlt hat“, sagt Prior, und das sei eine längere Liste. „Aber noch“, beruhigt Prior, „ist nichts passiert.“ Der Trainer stehe nicht zur Diskussion.
Was sich ändern muss
„Wir müssen uns jetzt schleunigst auf den Weg begeben, Dinge besser zu machen“, sagt Leun. Der Trainer zieht einige Maßnahmen in Betracht. Zum Beispiel könnte das Athletiktraining umgestellt werden. „Wir müssen an unserer Zweikampfstärke arbeiten“, sagt Leun. Die Spielerinnen müssen körperlich stärker werden.
Oder die Größe der Trainingsgruppe: Durch Ausfälle seien immer wieder zu wenige Spielerinnen im Training und darunter leide die Qualität, sagt Leun: „Man kann nicht vernünftig simulieren, was am Wochenende auf uns zukommt.“ Eine Möglichkeit könnte sein, zusammen mit dem Partnerverein und Zweitligisten Buchholz zu trainieren. Und personell nachlegen? Auch das könne man „irgendwann“ in Betracht ziehen, sagt Leun, sei aber wahrscheinlich schwer zu finanzieren.
Leun: „Die Situation ist nicht einfach, aber es gibt noch keinen Grund, in Panik zu verfallen.“
Dabei hatte sich der BSV für das Spiel in Blomberg vorgenommen, einiges besser zu machen. „Wir wollen unsere Fehlerquote im Angriff weiter runterbekommen“, sagt Leun vor dem Spiel. Doch es lief in die entgegengesetzte Richtung.
„Wir haben heute das falsch gemacht, was man gegen Blomberg absolut nicht falsch machen darf“, sagt Leun. Was er meinte: Die vielen technischen Fehler und vergebenen Chancen des BSV hätten das berüchtigte Blomberger Tempospiel begünstigt. „Wenn man 50 Prozent aller Tore über das Tempospiel bekommt, ist das schon der Knackpunkt.“
Wieder eine frühe Auszeit
Vor 735 Zuschauern in der Halle an der Ulmenallee begann der BSV unkonzentriert. Fehlwürfe, Fehlpässe, Ballverluste - wie zuletzt nahm Leun erneut eine Auszeit nach nur drei Minuten. Seine Ansage: „Wir müssen uns jetzt konzentrieren, den Mittelblock in Bewegung bringen und nicht vor denen herumtanzen.“
Der BSV musste in Blomberg ohne nominelle Spielmacherin auskommen. Kalia Klomp war aufgrund von Rückenproblemen kurzfristig ausgefallen. Auch ein Einsatz von Sinah Hagen auf Rückraum-Mitte wäre zu früh gekommen. Nach schwerer Knieverletzung ist voraussichtlich in zwei bis drei Wochen mit ihr zu rechnen. Bei Mia Lakenmacher und Maja Schönefeld wird es deutlich länger dauern.
Schwache Wurfquote
Wie zuletzt übernahm Charlotte Kähr, auf dem Papier für Halblinks vorgesehen, die Spielsteuerung. Teresa von Prittwitz und Torhüterin Laura Kuske waren nach ihrem Ausfall vor einer Woche beim Pokal-Aus gegen Bensheim/Auerbach wieder dabei.
Nach der Auszeit wurde es jedoch nicht besser. Cara Reiche, Mie Elen Rakstad, Charlotte Kähr und Maj Nielsen - der BSV vergab reihenweise Möglichkeiten, warf HSG-Keeperin Melanie Veith warm. Erst in der neunten Minute erzielte Reiche, die Ex-Blombergerin, das erste Tor für Buxtehude (1:4). Auch Torhüterin Marie Andresen, ebenfalls mit HSG-Vergangenheit, konnte erstmals einen Wurf parieren.
Der BSV kämpfte mit großen Problemen im Angriff. Und das änderte sich auch nach einigen personellen Wechseln kaum. Der BSV blieb erneut neun Minuten ohne eigenen Treffer, die Wurfquote lag nach 20 Minuten bei 23 Prozent. Zum Vergleich: Blomberg nutzte 57 Prozent seiner Chancen. Der BSV lag mit 3:9 (19.) hinten.
Danach folgte ein 3:0-Lauf der Gäste zum 10:6. Leun versuchte, die Abwehr durch die Einwechslung von Cara Hartstock zu stabilisieren und der gefährlichen HSG-Angreiferin Laetitia Quist etwas entgegenzusetzen. Der BSV übte auch gut Druck aus, aber nicht allzu lange.
Kurz vor der Pause warf Isabelle Dölle den Ball zwei Mal hintereinander in die Hände von Torhüterin Veith. Blomberg konterte und traf im Gegenzug. Leun erinnerte seine Spielerinnen in der folgenden Auszeit an einen schnellen Rückzug. Doch die Ansage bewirkte wenig. Der BSV lag zur Pause mit neun Toren zurück (7:16).
30 BSV-Fans in Blomberg
Charlotte Kähr hatte das Feld kurz vor der Pause mit blutender Nase verlassen, kehrte aber in der zweiten Halbzeit wieder zurück. Die Schweizer Nationalspielerin war es dann auch, die die erste Buxtehuder Chance vergab. Der BSV warf halbzeitübergreifend elf Minuten lang kein Tor, lag in der 37. Minute 8:20 hinten. Rückkehrerin Laura Kuske hütete nun nach überstandener Fußverletzung das Buxtehuder Tor. Es änderte sich wenig.
Der BSV ließ 31 Chancen liegen. Allein Rückraumspielerin Mie Elen Rakstad vergab jede ihrer acht Möglichkeiten; Buxtehudes Toptorjägerin Isabelle Dölle brauchte zwölf Anläufe für fünf Tore. „Bei Buxte läuft wirklich gar nichts - außer der Fanblock, der brennt“, fasst es der Kommentator im Livestream zusammen. 30 BSV-Anhänger waren dabei.
„Immer in der richtigen Ecke“
Matchwinnerin wurde Melanie Veith (30), die HSG-Torhüterin in der für sie typischen kurzen Hose. Die 30-Jährige, seit 2015 in Blomberg, zeigte 21 Paraden und konnte mehr als die Hälfte der BSV-Würfe parieren. „Sie stand immer in der richtigen Ecke, deswegen war das Ergebnis auch so hoch“, sagt BSV-Handballerin Teresa von Prittwitz.
Aufgrund der EM-Qualifikation bestreitet der BSV sein nächstes Bundesliga-Spiel am 21. Oktober (16 Uhr) zu Hause gegen Solingen-Gräfrath. „Das ist für uns ein elementar wichtiges Spiel, ein Schlüsselspiel“, sagt Leun. Das Duell mit dem Aufsteiger hat richtungsweisenden Charakter für den Buxtehuder SV.
Die Statistik zum Spiel
- Spielverlauf aus BSV-Sicht: 0:3 (5.), 3:7 (16.), 7:11 (23.), 7:16 (Halbzeit), 9:20 (37.), 11:24 (43.), 16:26 (56.), 18:29 (Endstand)
- BSV: Kuske, Andresen; Nielsen 2/1, Heider 1, Kasparkova 2, Mühlner 4, Dölle 5, Kähr 1, Reiche 2, Hartstock, Rakstad, von Prittwitz 1
- HSG: Ludwig, Veith; Rüffieux 1, Kynast 1, Quist 3, Ruwe 1, Frey, Kühne 4, Hoberg 1, Rajes 2, Vegue Pena 9/4, Tietjen 4, Kaiser 1, Hauf 2
- Siebenmeter: BSV 1/1 (Nielsen 1/1) – HSG 4/4 (Vegue Pena 4/4)
- Zeitstrafen: BSV 3 (Dölle 2, Kasparkova 1) - HSG 2 (Kynast 1, Kaiser 1)
- Schiedsrichter: Fabian und Christian vom Dorff
- Zuschauer: 735
- Nächstes Spiel: BSV - Solingen (Sa., 21. Oktober, 16 Uhr)