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Nordseedeich

TBucht-Verbot erregt die Gemüter: Pony ist „kein Blindenhund“

Pferdebesitzerin Sonja Weidhase versteht nicht, warum das Mini-Shetlandpony Fritzi nicht mehr an den Grünstrand der Grimmershörnbucht darf.

Pferdebesitzerin Sonja Weidhase versteht nicht, warum das Mini-Shetlandpony Fritzi nicht mehr an den Grünstrand der Grimmershörnbucht darf. Foto: Mangels

Platzverweis der Polizei für Fritzi: Der Streit am Nordseedeich in Cuxhaven um das Therapiepony zieht bundesweite Kreise. Jetzt erklärt sich der Kurdirektor.

Von Christian Mangels Montag, 19.08.2024, 18:02 Uhr

Cuxhaven. Sonja Weidhase ist traurig. Die 79-jährige Seniorin aus Cuxhaven muss bei ihren Strandkorb-Aufenthalten in der Grimmershörnbucht seit Kurzem auf ihren treuen Begleiter Fritzi verzichten. Denn Fritzi ist ein Pferd und darf nicht an den Grünstrand. Die Nordseeheilbad Cuxhaven GmbH will den Vierbeiner am Deich nicht länger dulden und hat ihr Hausrecht durchgesetzt.

Die Polizei verwies das Mini-Shetlandpony des Deiches. Denn laut Straßenverkehrsordnung gilt ein Pferd als Fahrzeug und das ist - bis auf Fahrräder oder Roller - am Deich verboten, so die Argumentation von Kurverwaltung und Polizei.

Sonja Weidhase hat kein Verständnis: „Ich bin doch auf Fritzi angewiesen. Er stört keinen hier.“ Dass das 15-jährige Tier ein ausgebildetes Therapiepferd ist, hat Weidhase schriftlich, ausgestellt von einer Cuxhavener Praxis für Ergotherapie.

Überregionale Medien berichten über Streit an der Nordsee

Die Berichterstattung über Fritzi hat ein überregionales Medieninteresse ausgelöst. Das NDR-Fernsehen, große Zeitungen und Pferde-Magazine interessieren sich für den nicht einmal einen Meter großen Vierbeiner und seine Besitzerin. Am Buchtverbot für Fritzi ändert das aber nichts, wie der Cuxhavener Kurdirektor Olaf Raffel auf Anfrage unserer Zeitung deutlich macht.

„Wir haben das Anliegen, den Deichbereich für das Pony von Frau Weidhase zugänglich zu machen, sorgfältig geprüft“, sagt der Kurdirektor und Geschäftsführer der Nordseeheilbad Cuxhaven GmbH. „Dabei wurde nicht nur die spezifische Situation von Frau Weidhase und ihrem Pony Fritzi betrachtet, sondern auch die Frage, wie wir in Zukunft mit ähnlichen Anfragen umgehen, um faire und nachvollziehbare Entscheidungen zu treffen.“

Stärkung muss sein: In der Grimmershörnbucht grast das Shetlandpony.

Stärkung muss sein: In der Grimmershörnbucht grast das Shetlandpony. Foto: J. Mittelstädt

Ein Therapie-Pony ist kein Assistenzhund

Die Nordseeheilbad Cuxhaven GmbH sei sich der Bedeutung bewusst, die Fritzi als therapeutisches Pony für Sonja Weidhase habe. „Allerdings ist ein therapeutisches Pony rechtlich nicht mit einem Assistenz- oder Blindenführhund gleichzusetzen, die nach klar definierten gesetzlichen Bestimmungen bestimmte Sonderrechte genießen“, so Raffel. Die geltenden Regelungen, wie die Strandordnung, die Deichvorlandverordnung und die Straßenverkehrsordnung, würden klare Richtlinien setzen, die einzuhalten seien, „um die Sicherheit und den Schutz unserer Gäste sowie unserer Küstenlinie zu gewährleisten.“

Um die Möglichkeiten für Fritzi zu prüfen, hat sich die Nordseeheilbad Cuxhaven GmbH mit der Fachstelle für die Zulassung von Assistenzhunden in Niedersachsen in Verbindung gesetzt. „Leider gelten die derzeitigen gesetzlichen Bestimmungen ausschließlich für Hunde, die als Assistenztiere ausgebildet wurden“, erläutert Olaf Raffel. Eine Anerkennung von Ponys als Assistenztiere sei derzeit nicht vorgesehen.

Das bedeutet, dass Fritzi keinen Zugang zu öffentlichen Bereichen wie dem Deich erhält. „Wir verstehen, dass dies für Frau Weidhase enttäuschend ist und bedauern, dass wir in diesem Fall keine positive Rückmeldung geben können“, erklärt der Kurdirektor. Diese Entscheidung sei nicht leichtfertig getroffen worden.

Abschließend verweist der Geschäftsführer der Nordseeheilbad Cuxhaven GmbH auf die Möglichkeiten in Cuxhaven, bei denen Pferde oder Ponys den Strand und das Watt erleben können. In Sahlenburg und Duhnen gebe es Möglichkeiten, Pferde oder Ponys in Strandnähe zu führen oder zu reiten. „Cuxhaven bietet zudem zahlreiche Reitmöglichkeiten auf weichen Waldwegen im Wernerwald sowie auf den 60 Kilometer langen Reitwegen durch die Küstenheide, Heidelandschaften und Moorgebiete“, so Raffel. Auch ein Ritt zur Insel Neuwerk bei Ebbe sei möglich.

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